Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen


1. Steuerbüro Schmerder: Ich ging mit Herrn Huber zum Steuerbüro Schmerder, das jetzt schon im 23. Jahr meine Steuerabgaben berechnete. Ich  führte ihn durch alle Räume und zeigte ihm die fleißigen Mitarbeiter, die an ihren Tischen saßen und emsig an Steuerbescheiden und Abrechnungen arbeiteten. Herr Huber war beeindruckt. Ich sagte „Auf jeden einzelnen dieser Männer und Frauen ist Verlaß. Sie würden alles für Ihre Kunden tun und sogar, wenn Not am Mann ist, sich mit ihrem eigenen Vermögen einbringen, um ihre Klienten zu unterstützen Finden sie  erstmal so was.“ Herr Huber nickte. „Das habe ich nicht gewußt“, sagte er überwältigt. „Ich wußte nicht, wie gut die Menschen sind.“


2. Dichtersorgen: Ich will nicht jeden Tag diese Geschichten erleben, mit denen keiner etwas anfangen kann. Warum passieren die nur mir? Ich verfluche meinen inneren Auftrag, diesen Unsinn festhalten zu müssen und fühle mich als Biograph dieser Welterscheinungen ausgenutzt. Wie weit will mich mein Dämon noch in diesen Abgrund hineintreiben? Er spielt bewußt mit meiner Gutmütigkeit und setzt mein Leben aufs Spiel. Bin ich der Botschafter des Übersehenen? Bin ich der Prophet des Unsinns? Ich will das nicht mehr. 


3. „Der Intelligente macht auch mal Fehler, der Dumme nicht“, sagte der Dumme.

 
 
© Erwin Grosche