Bourne rast einförmig durch die Handlung, das CIA hinterher.

„Jason Bourne“ von Paul Greengrass

von Renate Wagner

Jason Bourne
(USA - 2016)

Regie: Paul Greengrass
Mit: Matt Damon, Alicia Vikander, Tommy Lee Jones, Julia Stiles,
Vincent Cassel, Riz Ahmed u.a.
 
Jason Bourne sieht glücklicherweise wieder aus wie Matt Damon. Man erinnert sich – das ist der Held aus den Romanen von Robert Ludlum, der aus dem Nichts kam und sein Gedächtnis, nicht aber seine außerordentlichen Fähigkeiten als Geheimagent verloren hatte. Drei Filme lang ließ sich Matt Damon von der CIA hetzen – in „Die Bourne Identität“ 2002 war noch Franka Potente an seiner Seite. In „Die Bourne Verschwörung“ 2004 leitete Joan Allen gnadenlos die Hetzjagd auf ihn. In „Das Bourne Ultimatum“ 2007 bekam er Hilfe von Julia Stiles. Das sind, um die Wahrheit zu sagen, die einzigen Details, mit denen man die Filme auseinander hält, aber Bourne war jedenfalls ein starker Protagonist.
So stark, daß das Studio einen Fehler beging, als Matt Damon die Nase voll hatte – 2012 bot man mit „Das Bourne Vermächtnis“ mehr oder minder einen Etikettenschwindel: Man nannte Jeremy Renner zwar nicht Bourne (er war Agent Cross), aber er mußte wie dieser den ganzen Film hindurch davonlaufen – und so glänzend Renner als Schauspieler ist, der Typ, den das Publikum ins Herz schließt, ist er nicht. Also herrschte wohl große Erleichterung, als Matt Damon wieder bereit war, Jason Bourne zu spielen – obwohl, man sagt es lieber gleich, der Film absolut dieselbe Struktur hat wie die voran gegangen: Bourne rast einförmig durch die Handlung, das CIA hinter ihm her – nur mit ein paar anderen Protagonisten…
 
Julia Stiles, die Freundin von einst, taucht kurz wieder auf, die Gefahr des „Whistleblows“ von ihrer Seite besteht, aber sie ist nicht das prägende weibliche Gesicht des Films: Nun ist Alicia Vikander an der Reihe, die reizvolle Schwedin, die erst vor vier Jahren als Königin Mathilde (in der neuen „Struensee“-Verfilmung) auf der Leinwand auftauchte und seither in kurzer Zeit mit einer Menge Filme, die nicht unter ferner liefen, in Erinnerung blieb und für „The Danish Girl“ verdient den Nebenrollen-„Oscar“ erhielt. Hier sitzt sie nun vor den Monitoren und verfolgt Bourne, und man befürchtet einige Zeit, daß sie sich damit begnügen muß, mal besorgt, mal betroffen dreinzusehen. Aber nein, sie darf dann doch auf die freie Wildbahn, Bourne begegnen, und wie ihre Vorgängerin natürlich gleich unprofessionell spürbares Interesse an dem einsamen Wolf nehmen…
Der „Chef“, der diesmal die „Jagd“ leitet, ist Tommy Lee Jones, der hart und grimmig mit gefurchtem Gesicht in Langley sitzt und die Welt und die Menschen auf Bildschirmen beobachtet. Und damit es auch einen gefährlichen Killer gibt, ist Vincent Cassel mit grimmiger Miene auf Bourne angesetzt, der natürlich alle austrickst. Aber mehr und anderes passiert leider nicht.
Gewiß, man darf Matt Damon zusehen, wie er – der von seinen Ex-Chefs beim CIA nicht gefunden werden will – irgendwo am Balkan mit nacktem Oberkörper für Geld Boxkämpfe abliefert, und es gibt auch die üblichen Hetzjagden. Aber wo bleibt die Story, die man angreifen kann? Bourne, der noch immer mit seiner nicht ganz durchschauten Vergangenheit hadert, „ins Programm zurückholen“? Das Drehbuch schwimmt, und der Zuschauer auch in einem ziemlich chaotischen Patchwork von Szenen, wo es dann auch in einer nicht wirklich verbundenen Nebenhandlung noch einen attraktiven, aber undurchsichtigen Araber gibt (Riz Ahmed) … Na und?
 
Regisseur Paul Greengrass, der immerhin schon zwei der vorigen drei Matt Damon-Bourne-Filme gedreht hat, kann die gewisse Atemlosigkeit der Jagd-Situation aufrecht halten, vor allem durch schnelle Schnitte, bei denen man sich nicht fragen darf, wieso man sich schon wieder an einem anderen Ende der Welt befindet (Deutschland und die Schweiz kommen auch vor). Es gibt eine Motorrad-Raserei durch Las Vegas, einen Kampf mit dem auf Bourne angesetzten Killer, und am Ende ist alles offen – und man kann noch einige Filme dieser Art drehen.
Immerhin, es braucht wahrscheinlich nur Namen und Charisma des Hauptdarstellers, und da hat Matt Damon nicht enttäuscht: Jason Bourne stürmte in den USA die Charts, und fraglos wird er auch bei uns seine Fans in Scharen ins Kino holen. Und der Verleih hat schon angekündigt, „Bourne“-Filme zu drehen, so lange Matt Damon mitmacht…
 
 
Renate Wagner