Revierkultur - Trinkhallen im Ruhrgebiet

Ausstellung in Bochum bis 25.09.2016

Red./Are/Bec

Trinkhalle Castrop-Rauxel um 1985 - Foto © Helmut Orwart / lwl-industriemuseum

Revierkultur - Trinkhallen im Ruhrgebiet
Ausstellung in Bochum vom 14.08.-25.09.2016
 
Bochum - Das Industriemuseum Zeche Hannover des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Bochum zeigt seit Sonntag eine Ausstellung mit Fotografien von Trinkhallen im Ruhrgebiet. Die bis zum 25. September angesetzte Schau gibt mit Großfotos einen Überblick über die Geschichte der Trinkhallen im Revier von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart. Sie vereint historische Motive mit Fotografien von Brigitte Kraemer, Dieter Rensing und Helmut Orwat. Die Ausstellung mit dem Titel „Revierkultur. Trinkhallen im Ruhrgebiet“ zeigt die Architektur und die Menschen rund um die Trinkhalle im Wandel der Zeit.


Trinkhalle Bochum, Kaiser-Friedrich-Platz, 1910 - Foto: LWL-industriemuseum
 
Entstanden sind die Trinkhallen Mitte des 19. Jahrhunderts als Ausschank für wohltuendes Mineralwasser aus der Eifel – daher stammt auch die Bezeichnung, die es so  nur im Ruhrgebiet gibt. Im Lauf der Jahre haben die kleinen Läden dann ihr Sortiment erweitert. Mit der Einführung des Flaschenbiers wurden die Trinkhallen zur Jahrhundertwende eine echte Konkurrenz zu den zahlreichen Eckkneipen und Schankwirtschaften. Schließlich wurde den Buden zwar der Verkauf von Bier und Schnaps gestattet, der Verzehr alkoholischen Getränken ist an der Trinkhalle bis heute jedoch untersagt – für viele Kunden ein Ärgernis.
Tatsächlich sind die Trinkhallen weit mehr als nur kleine Läden für Gelegenheitskäufe. Angesiedelt an den Werkstoren, in Zechenkolonien oder auf zentralen Plätzen der Städte und Stadtteile bilden sie oft den Mittelpunkt der Nachbarschaft. Sie sind Treffpunkte, an denen über das Wetter geplaudert, über Fußball gefachsimpelt oder der Tratsch aus der Nachbarschaft ausgetauscht wird.
 
Die Ausstellung zeigt die Architektur und die Menschen rund um die Trinkhalle im Wandel der Zeit. Auf den stark vergrößerten Ansichtskarten des 19. Jahrhunderts rücken die Trinkhallen als Zierde der Parks und Plätze in den Mittelpunkt. Fotografien aus den 1940er und 50er Jahren zeigen die Buden auf Gehwegen und an noch wenig befahrenen Straßen. Die Aufnahmen aus den 1980er Jahren bis zur Gegenwart rücken die Menschen in den Vordergrund: freundliche Besitzer, die inmitten ihres breiten Sortiments auf ihre Kundschaft warten, Kunden, die ihre tägliche Zeitung holen oder Kinder, die ihr Taschengeld in die gemischte Tüte Süßigkeiten investieren.


Trinkhalle Essen-Rellinghausen, 2007 - Foto ©  Brigitte Kraemer / LWL-Industriemuseum
 
Tag der Trinkhallen
Der „1. Tag der Trinkhallen im Ruhrgebiet“ stellt am Samstag (20.8.) die Trinkhallen ins Rampenlicht. In 50 ausgewählten Buden im Revier präsentiert die Ruhr Tourismus Gesellschaft (RTG) ein vielseitiges Kulturprogramm von Comedy über Literatur und Musik bis zu Tanz und Theater. An diesem Tag arbeitet das LWL-Industriemuseum Zeche Hannover mit der benachbarten Trinkhalle „Elkes Bude“ zusammen, wo die RTG Comedy und Kabarett zwischen Bier und Solei präsentiert. Die Zeche Hannover liegt auf der Radtour Gelsenkirchen-Herne-Bochum, die am Tag der Trinkhallen acht Buden als Spielorte für Kleinkunst, Musik und Tanz verbindet.
 
Der Fotoband „Die Bude. Trinkhallen im Ruhrgebiet“ mit Fotografien von Brigitte Kraemer ist in den Museumsshops der LWL-Industriemuseen erhältlich (Klartext Verlag, gebunden, 136 S., 24,95 €).
In diesem Band erschien auch der Aufsatz „Von der Seltersbude zum Telefonshop. Kleine Geschichte der Trinkhallen im Ruhrgebiet“ von Dietmar Osses.
 
Die Ausstellung in Bochum ist mittwochs bis samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Zeche Hannover - Günnigfelder Straße 251 - 44793 Bochum - Tel: 0234 - 64100-874