Traurig-groteskes "Lied der Straße"
Schlosstheater Moers inszenierte Fellinis "La Strada"
Nach dem Drehbuch von Federico Fellini, Tullio Pinelli und Ennio Flaiano von Gerold Theobalt Regie: Barbara Wachendorff • Bühne & Kostüme: Christoph Rasche Mit:
Bezaubernde Gelsomina Federico Fellinis Filmklassiker "La Strada – Das Lied der Strasse" hatte am 24. Januar als
Artisten unter der Zirkuskuppel... Die Bühne hatte Christoph Rasche in der seit einigen Jahren als zusätzliche Spielstätte dienenden alten Tennishalle am Stadtrand von Moers in einen recht heruntergekommenen kleinen Zirkus verwandelt mit Vorhang, kleinem Zuschauerrund und hochaufragenden Stangen. Dazwischen lag "La Strada". Polternd Holger Stolz als zottelhaariger Zampano, der erst dann richtig seine Armseligkeit präsentierte, wenn ihm die Perücke vom Kopf rutschte und er so gar nicht mehr wüst und brutal aussah. Einer, der sich in seiner Armut eingerichtet zu haben scheint und der doch immer wieder dann, wenn er von anderen darauf angemacht wird, darüber in Zorn und Hilflosigkeit gerät. Nah am Film-Original Aber fröhlich-circensisch geht es nur vordergründig zu in dem rund 80 Minuten dauernden Bühnenstück, das die Moerser Theatermacher im Rahmen des diesjährigen Schwerpunkts "Armut" auf den Spielplan gehoben haben. Trotz einiger bunter Farben und Kostüm-Tupfer ist die Inszenierung nicht grell überzeichnet sondern bleibt nahe am Oscar-premierten Fellini-Film, der als schwarz-weiß-Streifen in seiner Tristesse bis heute zu überzeugen weiß. Ganz am Ende, als Zampano vom Tod der kleinen Gelsomina erfährt, die er nach dem Mord verlassen hatte, beweist er in seiner Verzweiflung Größe. Er brüllt seine Armut und seine Einsamkeit heraus und zeigt für alle sichtbar, daß er daran leidet.
Bewegend Die in einigen Szenen zu Tage tretende Situationskomik gewinnt in der Inszenierung von Wachendorff nie die Überhand. Die Schauspieler und der Musiker im winzigen Halbrund des La Strada- Cirkus präsentieren sich als Überlebens-Künstler in einer harten, unbarmherzigen und armen Umwelt. Am Ende gab es verdienten und langanhaltenden Applaus des Premierenpublikums, für ein bewegendes Lied der Straße, das zwischen Märchen und Sozialdrama pendelnd eine poetische Fabel über Glauben, Liebe und Hoffnung unter den Bedingungen einer Existenz in Armut spinnt. Der soziale Aspekt des Stücks paßt nach Überzeugung der Regisseurin in die heutige Zeit. "Wenn gar kein Netz mehr da ist, wird das Leben schwierig", so Wachendorff. Weitere Aufführungs-Termine am 15., 16., 22. und 24. Februar. www.schlosstheater-moers.de Das filmforum Duisburg zeigt parallel den Kinofilm (1955) mit Gulietta Masina und Anthony Quinn! Redaktion: Frank Becker |