Auszeit im Paradies!

Spätsommer-Betrachtungen

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Fußball und Brandstrauben
 
Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Ihnen, der uns nun ja doch noch dem Sommer etwas näher bringt, liebe Freunde. Seit einer Woche haben wir es so richtig gut und wie Karsten Schwanke meint, vielleicht auch ein bißchen länger
Also ich sitze hier und freu mich über die Sonne, die sich nach einer strahlend blauen Woche und ein wenig Gewitterdonner wieder durch die Wolken traut, darüber daß die Deutschen Fußballer unter Horst Hrubesch immerhin Nr. 2 der Olympischen Spiele geworden sind und daß die Bundesliga wieder losgegangen ist (die Bayern-Millionäre mit 6:0, und Schalke bei Frankfurt mit 0:1 - et es en Schand!).
Beim Bundesfußball liegen meine Sympathien ja eher bei Schalke – wissen Sie noch? Kuzorra und der Schalker Kreisel? – oder bei den Münchner 60ern in der 2. Liga und natürlich bei der G-Jugend vom SSV Plittersdorf in Bad Godesberg, der sogenannten Pampers-Klasse, weil es einfach nur toll ist, zu sehen, wie Fußball ausschauen kann, wenn man ihn deshalb spielt, weil er einem Spaß und Freude macht, irgendwann muß der ganze Geld-Wahnsinn dieser Möchtegern-Gladiatoren und Bonsai-Diktatoren vom DFB und der FIFA ja mal zusammenbrechen und auf diesen Tag des endgültigen „Entblatterns“ dieser korrupten Geldsäcke und machtgeilen Greise freue ich mich jetzt schon, also nochmal: über den scheidenden August und seine herrlichen Sonnenstunden freue ich mich und natürlich darüber, daß Sie wieder da sind und ich Ihnen ein bißchen was erzählen darf.
 
Aber ich möchte ich gleich zu Beginn ein kleines Versprechen einlösen, das ich mal im Radio einigen Hörerinnen und Hörern gab, daß ich nämlich zu gegebener Zeit ein Rezept verraten werde, das Rezept der Maibutter (auch wenn es jetzt schon fast September ist). Es geht um ein Südtiroler Nationalgericht: Brandstrauben mit Maibutter. Also: Sie machen einen Brandteig, finden Sie in jedem vernünftigen süddeutschen Kochbuch, süddeutschem, wohlgemerkt, weil was nördlich von uns in die Pfanne geknallt wird, kann man nicht Kochen nennen. Den Brandteig füllen Sie in einen Spritzsack mit dicker Tülle und daraus drücken Sie einen Strang vorsichtig ins heiße Fett. Von unten braun werden lassen, dann wenden und die obere Seite bräunen. Nun holen Sie das kunstvolle Gebilde (da gibt es Weltmeister, die ganze Muster aus dem Teig formen, z.B. das wundervolle Siegel mit den Initialen von Johann Sebastian Bach) heraus und legen es auf den Teller, bestäuben es mit Zucker und Zimt und servieren es. Nun kommt aber der Hammer: die Maibutter. Die ist nämlich der springende Punkt. Sie nehmen einen halben Liter frischen Rahm, am liebsten vom Bauern Ihres Vertrauens, denn die Milch, welche die Kühe im Mai geben, hat einen unvergleichlichen Geschmack: das frische, neue Gras gibt dieser Milch den Kick (jot, et ist schon Aujust, ewwer Ihr Vertrauensbauer hat auch jetzt jute Milch). Rahm in die Schüssel, 100 g Staubzucker dazu, frische Bourbon-Vanille (ein bis zwei Stangen) und das Ganze halbsteif schlagen. Halb steif, das ist wirklich wichtig, es muß an den Strauben, so heißen die ausgebackenen Teigstränge, wieder flüssig werden, was nicht der Fall ist, wenn Sie die Sahne zu steif geschlagen haben. Erdbeeren oder Himbeeren schmecken ja auch nur mit der halb steif geschlagenen Sahne, oder? Was ja auch etwas ist, was die nördlicheren Deutschen nicht kennen. Die haben ja auch die Dose erfunden, aus der auf Knopfdruck Frigen-Gas-Sahne herausquoll, eine der größten Perversionen, die jemals in die Küche gekommen sind. Der halb-steif-geschlagene Rahm also kommt in ein Schüsselchen neben die Straube, man tunkt die abgezupften Stücke da rein und der Rest ist die Auszeit im Paradies!
 
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 
Redaktion: Frank Becker