Schuler-Stiftung ehrt
Roswitha Dasch und Erhard Ufermann Von Johannes Vesper
Seit 1989 fördert die Schuler-Stiftung Musik- und Theaterprojekte, Projekte der bildende Künste und der Wissenschaft, vor allem solche mit regionalem Bezug zu Wuppertal. Das Unternehmerehepaar Hartmut und Lore Schuler (Elba) hatte die Stiftung gegründet. Das Stiftungskapital beträgt inzwischen ca. 4 Mill. €, aber in Zeiten niedrigster oder gar negativer Zinsen sind die Fördermittel begrenzt. Die Stiftung mit ihrem Vorstand (Hagen Stölting, Norbert Brenken) tut aber, was sie kann und fördert engagiert mit allen Mitteln (bisher rund 150 Einzelststipendiaten, besonders begabte junge Leute, Kulturprojekte in Wuppertal: u.a. Kinder- und Jugendtheater, TiC, Theater am Engelsgarten, Sinfonieorchester, Müllers Marionettentheater, Kurrende, Bergische Musikschule/Singpause, HfMT, Kantorei Barmen Gemarke, Chöre, Wuppertaler Orgeltage, Begegnungsstätte Alte Synagoge, Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Sternwarte des CFG, Junior-Uni) und stiftet den Schulerpreis (10-15.000 €).
Am vergangenen Freitag hatte die Stiftung zur Preisverleihung in die Immanuelskirche eingeladen. Peter Krämer (Vorsitzender des Stiftungskuratoriums) begrüßte Gäste und Ehrengäste aus Kirche, Stadt und Gesellschaft, Mitstreiter und Freunde der Preisträger und gab die Namen der Preisträger des Jahres 2016 bekannt: Erhard Ufermann und Roswitha Dasch.
Zum Auftakt spielte Krisztián Palágyi (Stipendiat der Stiftung) konzertantes Akkordeon: Scarlatti, Glinka und Piazzolla (Bearbeitungen). Diese Musik - delikate Italianita im virtuosen Pianissimo; russisch, melancholisch; südamerikanisch temperamentvoll, mit heißen Melodien und Rhythmen – fuhr dem Publikum direkt in die Zehenspitzen.
Dann zu den Preisträgern: Erhard Ufermann, von Hause aus Theologe, lange Jahre Gefängnisseelsorger, musikalisch besessen, gründete mit 14 Jahren einen Jugendchor, für den er seine ersten Stücke komponierte. Er selbst bezeichnet sich als Musiker, Theologe und Kulturarbeiter. Theologen werden weniger gebraucht, wird er zitiert. Und Musiker? Er gilt als eine Seele der evangelischen Kirche in Wuppertal, wenn er z.B. im Dezember 2015 im Anschluß an das Fußballspiel einer Flüchtlingsauswahl gegen den örtlichen Wuppertaler Sportverein im Stadion Weihnachtslieder von Spielern und Publikum singen läßt und die 2000 Menschen mit seiner Band begleitet. Als Künstler habe er es nicht auf die Kasse der Diakonie abgesehen haben, versichern die Laudatoren. Er selbst versteht sich weiß Gott nicht als Kulturmanager, nicht als Entscheidungsträger, nicht als Führungskraft mit Anspruch auf einen A6. Dabei fehlt Geld für seine Projekte immer, aber es kommt überall her. Ufermann hat nie Zeit, ist ungeheuer produktiv in der Kirche, der er stoisch verbunden ist, in der Stadt Wuppertal, in der Knastarbeit. „Alles
Intermezzo: Poetisch und virtuos entlockte die 17jährige Hanna Hablitzel (Stipendiatin der Stiftung) ihrer Harfe melodiös die auf- und niederrauschenden, romantisch perlenden Arpeggien der anspruchsvollen Konzertetüde von Felix Godefroid (1818-1897), einem der bekanntesten Harfenisten Europas im 19. Jahrhundert. Die berühmte Stecknadel hörte man fallen. Starker Applaus.
Ingeborg Wolff, langjähriges Mitglied im Ensemble der Wuppertaler Bühnen, hielt die Laudatio auf Roswitha Dasch, die, aus dem Münsterland stammend, über Köln nach Wuppertal fand, hier in der Bergischen Musikschule Wuppertaler Kinder und Jugendliche die Faszination der Musik spüren läßt und sie für die Musik begeistert. Ensembles in allen Altersklassen bis hin zum Mäuseorchester der ganz jungen Musikanten hat sie gegründet. Spaß an der Musik will sie weitergeben und versucht schon bei den Kleinen die Verbindung zwischen Musik und Leben zu schaffen. Davon ist sie selbst seit mehr als 20 Jahren gepackt. Mitte der 90er Jahre kam sie in Vilnius ins Gespräch mit Überlebenden des Holocaust und fand die Kraft, dem Grauen mit der Kraft der Musik zu begegnen. Ghetto und Vernichtungslager im Spiegel von mündlich überlieferten Liedern und Texten Überlebender zu erfassen: das ist ihr Leben, und Klezmer, das Gefäß des Liedes, ist ihre Musik. In zahlreichen Reisen nach Litauen und ins Baltikum sprach sie mit Betroffenen, sammelte, schrieb auf und veranstaltete Konzerte, musikalische Lesungen. Sie singt, spielt Geige, spielt Akkordeon, sammelt Spenden für Überlebende und rettet den Klezmer und die Würde Überlebender des Holocaust. Filme entstanden, Fotoausstellungen (1998 im Bundestag) und Festivals („Klezmerwelten im Tal“). Roswitha Dasch gehört zum anderen Deutschland. Ihre Kultur des Erinnerns an die deutsche Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezog und bezieht die noch Überlebenden des Holocaust mit ein.
Finale: Für das ganze Lob und all die Anerkennung bedankten sich Erhard Ufermann (Keyboard) und Roswitha Dasch (Gesang und Geige), begleitet von Katharina Müther (Akkordeon) mit dem Lied „Sag wie es war, gib keine Ruhe, weil sonst die ganze Zeit verweht“ (komponiert von E.U. 1988): Welch ernste Musik, welch ergreifender Text und welche Botschaft der Schuler Preisträger 2016. Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern und der Stiftung zur Wahl derselben!
Weitere Informationen: www.schuler-stiftung.de/ |