Surreale Außenwelt trifft auf paradiesische Innenwelt

Künstler der 70. Bergischen Kunstausstellung inspiriert Künstliches und Natürliches

von Daniel Diekhans

Surreale Außenwelt trifft
auf paradiesische Innenwelt
 
Künstler der 70. Bergischen Kunstausstellung
 inspiriert Künstliches und Natürliches
 
Die 70. Bergische Kunstausstellung zeigt Werke von insgesamt 15 Künstlern. Die Bilder von Teilnehmer David Czupryn, der dieses Jahr den Bergischen Kunstpreis gewann, fallen nicht nur durch ihre Größe auf. Kaum hat man die Ausstellung im Kunstmuseum Solingen betreten, hat man eines seiner Werke im Blick.
Umgekehrt scheint es genauso zu sein. Von Czupryns „Tricky Disposition“ schaut einem ein überlebensgroßes Gesicht entgegen. Augen und Haare wirken wie auf dunkel gemasertes Holz geklebt, die Gesichtszüge wie ins Holz gekerbt.
Will man das ganze Bild sehen, steigt man die Wendeltreppe ins Untergeschoß hinab. Da ist genug Platz für die Großformate des 33jährigen, der in Düsseldorf lebt und in Wuppertal sein Atelier hat. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde Czupryn hier Anfang September bei der Ausstellungseröffnung überreicht.

Steht man vor „Tricky Disposition“, wird klar, daß es sich nicht um eine Materialcollage, sondern um eine bemalte Leinwand handelt. Auch den Einbrecher auf „Eisenbramme fig.“, der aus Metallteilen und neonfarbenen Schläuchen zusammengesetzt scheint, hat der Künstler nur mit Pinsel und Farbe erschaffen.
Die Augentäuschung mit Aha-Effekt („Trompe l'œil“) ist ein Markenzeichen seiner Kunst. Sie prägt auch „PaleNeonPlastics, Radio, Marble etc.“. Auf dem fast 2x2 Meter großen Gemälde, das die Jury des Bergischen Kunstpreises zum Siegerbild kürte, finden sich surreale Kombinationen. Das Radio ist aus Stein, während die Wassertropfen wie Plastik aussehen.


David Czupryn, „PaleNeonPlastics, Radio, Marble etc.“, 2015,
 Öl auf Leinwand, 210 x 195 cm
 
Die Synthese von Künstlichem und Natürlichem beschäftigte auch Czupryns Künstlerkollegen. Zum Beispiel Thomas Musehold, der fiktive Pflanzen aus Kunststoff herstellt. Ihre pseudowissenschaftlichen Beschreibungen („Diese Halbkugel kommt einem sukkulenten Schröpfling nahe“) brachten die Besucher der Vernissage zum Schmunzeln.
Die in Solingen geborene Julia Sammer kombiniert bei der Installation „Affen und Devotionalien“ Zierblumen mit Gelkugeln, die sich nach und nach in Luft auflösen werden. Liza Diekwisch hat sich ebenfalls für ein Kunstwerk auf Zeit entschieden. Direkt auf die Wand hatte sie in Gelb ein Bild gemalt und mit Kunsthaar verziert.


Friedemann Banz, Giulia Bowinkel Bodypaint I 06, 2014

Die Künstlichkeit digitaler Welten machen Friedemann Banz und Giulia Bowinkel zum Thema. Sie haben speziell für die Ausstellung eine Handy-App entwickelt. Wer sie herunterlädt, kann beim Blick aufs Display sehen, wie die Objekte auf den Bildern des Duos sich verflüssigen und bewegen.
Mit dem Videostream „be shareful“ inszenieren Marco Biermann und Thomas Kleiner ihre eigene Überwachung. Kameras blicken in ihre Wohnungen, filmen ihren Alltag – und der Zuschauer fühlt sich nach kurzer Zeit als Voyeur ertappt.


Songnyeo Lyoo, Paradise #08-Internal garden
 
Ihrem Anspruch, eine internationale Bilderschau zu sein, wird die 70. Bergische Kunstausstellung gerecht. Gleich im ersten Raum hängt Songnyeo Lyoos zweiteiliges Gemälde „Paradise #08“. Mit Tusche und Reispapier hat die aus Südkorea stammende Künstlerin eine aufblühende Flußlandschaft geschaffen, die von den Umrissen eines menschlichen Körpers umschlossen wird.
„Ein Bild dafür“, sagt Gisela Elbracht-Iglhaut vom Kunstmuseum Solingen, „daß wir das Paradies, nach dem wir alle suchen, in uns tragen.“
 
Informationen zur Ausstellung im Kunstmuseum Solingen:
70. Internationale Bergische Kunstausstellung - noch bis zum 23. Oktober.
Wuppertaler Straße 160, 42653 Solingen.
Geöffnet von dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr. Adresse: Der Eintritt kostet 6 Euro.
Bis zum Ende der Ausstellung gibt es jeden Sonntag ab 11.15 Uhr eine öffentliche Führung. Gruppenführungen kann man unter 0212 / 2 58 14 17 anmelden. Eine Führung bis zu 25 Personen kostet 55 Euro.

Weitere Informationen:  www.kunstmuseum-solingen.de/