Reisen um die Welt
mit Herz, Witz und Zeichenstift Mit ehrlicher Begeisterung haben wir Ihnen an dieser Stelle schon mehrfach über die köstlichen Reisebücher von Miroslav Sasek erzählen können, die der Münchner Antje Kunstmann Verlag dankenswerterweise seit 2012 als faksimilierte Neuauflagen veranstaltet. München und Paris, London, Venedig, Rom und New York konnten wir so gemeinsam noch einmal mit den Augen von damals kennenlernen, als der wunderbare Zeichner und humorvolle Chronist in den 1950er und 1960er Jahren die Welt mit Zeichenstift und Notizbuch bereiste und eine völlig neue Form der Beschreibung von Ländern und Menschen und der kulturellen und infrastrukturellen Eigenarten, die er dort antraf, schuf. So hatte man bis dahin die Welt noch nicht betrachtet, und Sasek eroberte die Leser und Reisehungrigen mit seinen Cicerones im Sturm. Schon bald erkannten das auch Reiseveranstalter und Tourismusverbände und ließen gerne ihre Prospekte von Sasek gestalten. Stöbern Sie mal in ihren alten Reise-Erinnerungen oder dem Karton auf dem Dachboden, in dem Ihre Eltern ihre Souvenirs aufgehoben haben…
Der Tscheche Sasek, der 1948 vor dem Kommunismus in seiner Heimat nach München floh, zeigte in seinem einzigartigen, unverkennbaren Stil mit leichter Hand das pulsierende Leben in den Metropolen der Welt: Paris, London, San Francisco und Hongkong, New York, Sydney, Washington D.C. und Rom. Er ließ seine Leser die Landschaften Griechenlands, Schottlands, Irlands und Israels durchstreifen, zeigte die Freiheitsstatue und die Hot-Dog-Verkäufer in New York, die Dachterrassen Roms, den Bau-Boom und die Dschunken Hongkongs, englische Doppeldecker-Busse, Landhäuser und Paläste, das grüne Irland und die Tauben auf Venedigs Markusplatz, der Piazzetta. Er sah in Washington das Pentagon und den Kirschblüten-Frühling am Jefferson Memorial, bestaunte das legendäre Opernhaus in Sydney und Cable Car und Golden Gate Bridge in San Francisco. Er amüsierte sich ohne Häme über Schottenröcke, Bärenfellmützen und Bowler-Hüte in Großbritannien und allerlei skurrile Eigenheiten in der bunten Welt. Miroslav Sasek (1916-1980) war ein Philanthrop. Und natürlich widmete er München mit Schloß Nymphenburg, der Theatinerkirche, der „Wies´n“, die gerade jetzt wieder stattfindet und selbstverständlich dem Hofbräuhaus einen Band, der Stadt, die vor Paris für einige Jahre sein Lebensmittelpunkt war. Der Verlag hat, wie schon bewährt, die sachlichen Informationen und Zahlen im Original-Text nicht angetastet, erläutert aber in einem Appendix, was an den beschriebenen Orten jetzt anders aussieht, klingt, kostet oder sonst wie verändert ist.
Am 16. November 2016 wäre Miroslav Sasek 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlaß setzt der Verlag ihm mit einem prächtigen Band, der sorgfältig ausgewählte Seiten all seiner Städte- und Länderbücher versammelt, würdig ein kleines Denkmal. Ich möchte Ihnen dieses und alle andern Bücher von Miroslav Sasek, ausgezeichnet mit unserem Musenkuß, besonders ans Herz legen. Miroslav Sasek – „Rund um die Welt“
© 2016 Antje Kunstmann Verlag, 248 Seiten, gebunden, Schutzumschlag - ISBN 978-3-95614-134-8
38,- € |
Literatur-Rezensionen
19.09.16
