„New York, New York
what a wonderful town/ The Bronx ist up
and the Battery down…“ Betty Comden und Adolph Green schrieben 1944 dieses Loblied zur Musik von Leonard Bernstein für das Musical „On the Town“. Als Miroslav Sasek New York Ende der 1950er-Jahre besuchte, hatte er ganz bestimmt schon im Kino die großartige Verfilmung mit Gene Kelly, Frank Sinatra und Jules Munshin gesehen. Der 'Big Apple' war damals die größte Stadt der westlichen Welt – und das nahezu unerreichbare Traumziel für viele junge Europäer.
Sasek bekam seine Chance nach seiner Zusammenarbeit mit dem US-Radiosender „Radio Free Europe“, der eine der großen Stimmen Amerikas in Europa war, und das war bestimmt auch seine Eintrittskarte nach New York, dem pulsierenden Schmelztiegel der Nationen und Kulturen. Schauen wir uns diese wunderbare, emsige Stadt, die tatsächlich 24 Stunden, rund um die Uhr brodelt, lebt, zischt und hupt und damit das Prädikat „the city that never sleeps“ (1977 von Fred Ebb getextet und ebenfalls von frank Sinatra berühmt gemacht) zu Recht verdient, heute noch einmal mit Miroslav Saseks Augen, also etwa 1959 an. Diese Chance bekommen wir 55 Jahre nach Sasek durch die hinreißende Neuauflage seines New Yorker Skizzenbuchs, die als Faksimile der Erstauflage 1960 jetzt vom Antje Kunstmann Verlag veranstaltet wird. Saseks gleich kostbare Bände über Paris, München und London haben wir Ihnen ja schon vorstellen dürfen. Jüngst ist auch sein Rom-Buch neu bei Kunstmann erschienen. Es wird hier später ebenfalls gewürdigt.
Damals war das Empire State Building das höchste Gebäude der Welt, von seinem Dachgeschoß aus hatte man ungehinderten Blick auf den Central Park, das Chrysler Building (eines der schönsten Häuser der Archtekturgeschichte), East River und Hudson sowie auf die Battery mit Ellis Island und der Freiheitsstatue im Süden. Auf dem Buchtitel hat Sasek zwei Feuerwehrmänner des F.D.N.Y. im Einsatz verewigt, damals wie heute, besonders nach dem Anschlag auf das World Trade Center 2001, ein bei allen New Yorkern hoch angesehener Berufsstand.
Auch die Polizei (N.Y.P.D.) der Riesenstadt, die 1960 ebensoviele „Cops“ auf der Straße hatte wie die Armee von Dänemark Soldaten, genoß besonderes Ansehen. Auch die Schutzleute hat Sasek auf seinen Zeichnungen verewigt. Wir besuchen mit ihm die großen Museen, können die Brücken über Hudson und East River betrachten, staunen über die wahren Schlachtschiffe von Straßenkreuzern, die 1959/60 noch mit Haifischflossen und benzinfressend über amerikanische Straßen schaukelten und bewundern etwas, das es seinerzeit bei uns in diesem Umfang noch nicht gab: Automaten für alles und jedes, Schnellrestaurants und Supermärkte mit enormem Warenangebot. Der „amerikanische Traum“, vom Schuhputzer zum Unternehmer aufzusteigen, durfte noch geträumt werden, und das Neben- und Miteinander von vielen Nationalitäten und Kulturen funktionierte – vielleicht nicht überall in den USA, aber im Hexenkessel New York.
„New York“ von Miroslav Sasek ist ein liebevoller Blick zurück. Damit man beim Betrachten dieses zauberhaften, traumhaft schön gemachten Buches nicht ganz in Illusionen und Glanzbildern der schönen Vergangenheit versinkt, ist der Band durch einen aktualisierten Anhang mit Informationen und Daten über das New York von heute ergänzt worden.
Miroslav Sasek – „New York“
© 2014 Antje Kunstmann Verlag, 64 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 22,5 x 32,5 cm ISBN 978-3-88897-979-8 16,95 €
Machen wir noch einen Abstecher nach Rom.
Auch der Umschlag zu Miroslav Saseks zeichnerischem Rom-Tagebuch zeigt, wie übrigens fast alle seine anderen Bände der Reihe,
Dort treffen wir durch die Eigentümlichkeit der „Ewigen Stadt“, in ihren Mauern einen Staat, nämlichen den katholischen Kirchenstaat Vatikan zu beherbergen, neben Carabinieri, Polizia Municipale und pittoresken Soldatchen der Schweizergarde auf Uniformen der ganz besonderen Art: Nonnen, Priester und Theologie-Studenten in ihren kirchlichen Gewändern. Die gehören zu Rom wie die Via Appia, die Spanische Treppe, das Kolosseum, die Engelsburg, die Sixtinische Kapelle, der Barista und die Fontana di Trevi, in die auch wir, um wiederkommen zu dürfen, eine Münze werfen. Rom ist heute viel chaotischer als 1960, als Miroslav Sasek sein Loblied auf die Stadt zeichnete, weshalb der Verlag dem verehrten Leser ebenfalls einen Anhang mit Informationen und Daten über das heutige Rom spendiert hat. Miroslav Sasek – „Rom“
© 2014 Antje Kunstmann Verlag, 64 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 22,5 x 32,5 cm
ISBN 978-3-88897-943-9 16,95 €
Weitere Informationen: www.kunstmann.de
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