Schräge Vögel

„War Dogs“ von Todd Phillips

von Renate Wagner

War Dogs
(USA - 2016)

Regie: Todd Phillips
Mit: Jonah Hill, Miles Teller, Bradley Cooper u.a.
 
Da dieser Film auf wahren Ereignissen beruhen soll (Regisseur Todd Phillips – er ist für die „Hangover“-Blödeleien verantwortlich – verfilmte die Geschichte, wie die Zeitschrift „Rolling Stone“ sie berichtete), wird man wieder einmal in der Erkenntnis bestärkt, daß das Leben die verrücktesten Geschichten schreibt. In diesem Fall ist etwas so Tragisches wie Krieg und Waffengeschäfte in eine irrwitzige Komödie umgewandelt, in der so viel Unverschämtheit steckt, daß man lachen muß, auch wenn man die Sache eigentlich schrecklich findet.
Wenn man so intensiv Krieg führt, wie es die USA noch vor zehn Jahren im Irak und in Afghanistan taten, brauchte man Waffen ohne Ende und war vermutlich nicht eben wählerisch, woher man sie bekam. Man bot auch kleinen amerikanischen Anbietern die Möglichkeit, sich um staatliche Liefer-Aufträge zu bewerben – und Efraim Diveroli griff mit seiner windschiefen kleinen Firma AEY zu. So, wie der (an Kilos) gewichtige Jonah Hill ihn spielt, tut er es mit herrlich jüdischer Chuzpe: „Krieg ist ein Geschäft“, begreift er, und warum soll er daran nicht verdienen? Und er versichert sich der Hilfe seines Schulfreundes David Packouz (Miles Teller, immer ein bißchen zweifelnd angesichts dessen, was sie da unternehmen), der bis dahin als Masseur eher mühevoll sein Brot verdient hatte. Hingegen ist der Krieg ein „Goldrausch“.
Massen von Waffen lagerten als halb verrostete, aber letztlich noch funktionsfähige „Restposten“ en gros am Balkan, aber Diveroli / Packouz mußten bald begreifen, daß sie ihre Geschäfte nicht nur vom Computer aus bequem in den Staaten machen konnten. Wie sie ihre Lieferung in Lastwägen von Jordanien hinüber in den Irak brachten – das ist spannend und irrwitzig zugleich. (Allerdings ist diese Episode angeblich erfunden, während das meiste andere, was da erzählt wird, stimmen soll.)

In einer Welt schäbig-schiefer Figuren taucht dann in Las Vegas (denn unsere jüdischen Jungen sind mittlerweile sehr reich geworden – mit goldenen Handgranaten am Schreibtisch) irgendwann Henry Girard als Zwischenhändler auf – so richtig kommt man nicht dahinter, was er tut, aber Bradley Cooper macht es sehr vergnüglich.
Der ultimative Schelmenstreich ist dann jener, in Albanien ganze Lagerhallen von Waffen und Munition für den Afghanistan-Krieg aufzukaufen – und dann kommt der Schock: Aus den Aufdrucken auf den Pappkartons, in denen die 100 Millionen Stück Munition für Maschinengewehre liegen, geht hervor, daß diese aus China kommen. Und nein, nein und nochmals nein, mit den Chinesen ist man damals böse, niemals würde das US-Militär das benützen…Was tun? Umpacken natürlich, rein in Nylonsäcke, in einer Wahnsinnsaktion, die dann noch billiger kommt als gedacht, weil man Gewicht spart.
Nun, so richtig davon gekommen sind die beiden schrägen Vögel dann doch nicht. Nachdem sie Hunderte Millionen von Dollar verdient hatten (und das, man bedenke, eigentlich legal!!! denn der Waffenhandel an sich war ja nicht strafbar, solange man die US-Regierung belieferte), rechnete man ihnen ihren letzten Streich als Betrug an, und die beiden landeten 2011 vor Gericht. Die Strafe war glimpflich, ein paar Monate fürs große Geld.
Wobei sich zwischendurch, wie man erfährt, Diveroli seinem Freund Packouz gegenüber gar nicht als guter Kumpel erwies und versuchte, ihn finanziell über den Tisch zu ziehen. Aber wer würde schon erwarten, daß er es in dieser Branche mit Ehrenmännern zu tun hat? Außerdem sind Schurken ohnedies meist vergnüglicher. Zumindest auf der Kinoleinwand. Im richtigen Leben begegnet man ihnen besser nicht…
 
 
Renate Wagner