Futter für die Seele
Zauberhafte Automaten
Hörbuch-CD von Thomas Beimel, Olaf Reitz & Franz Tröger.
Jeder von uns wird schon einmal mit Vergnügen an der Walze einer dieser Minidrehorgeln gekurbelt haben, die mit den ersten Akkorden der „Kleinen Nachtmusik“, von „Für Elise“ oder „The Sting“ überall zu haben sind. Das mechanische Erzeugen von Musik durch Anreißen von metallenen Blättchen durch Stifte auf der Walze ist so einfach wie dennoch verblüffend. Eine Stufe höher in der Hierarchie solcher Musikapparate stehen Spieldosen, die beim Öffnen zarte, gelegentlich unbeholfen wirkende, dennoch durch ihr geheimnisvolles Entstehen magisch anziehende Melodien in „Endlosschleife“ hören lassen. Mitunter zeigt sich ein zusätzlicher Zauber, wenn Lichter aufleuchten, eine Ballerina mit fragilem Spitzentanz erscheint oder vielleicht eine kleine Eisenbahn ihre Runden dreht. Von noch größerer Faszination sind komplexe Musikautomaten, die umfangreiche Musikstücke durch ihr System von gelochte Metallplatten oder Lochstreifen abtastenden Metallstiften abspielen. Da weitet sich dem Hörer ein Universum magischer Klänge. Wem fielen hier im Zusammenhang nicht auch die Olympia bzw. die Coppelia aus „Hoffmanns Erzählungen“ ein?
Womit wir beim Gegenstand dieser Betrachtungen angekommen sind, dem Hörbuch „Zauberhafte Automaten“, das vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es nimmt diesen Zauberfaden mit in Lochstreifen gestanzten und von Hand abgespielten Kompositionen von Franz Tröger und Thomas Beimel (1967-2016) sowie Texten der Weltliteratur auf, die von Olaf Reitz, einem der profiliertesten und bekanntesten Rundfunk- und Hörbuchsprecher gelesen werden.
Eine zierliche halbe Minute dauert die Einleitung mit Franz Trögers „Breakwalzer“ – und man ist hoffnungslos gefangen. Damit das nicht nachläßt – und glauben Sie mir, es läßt die ganzen knappen 55 Minuten nicht nach – schließt für gut neun Minuten sich E.T.A. Hoffmanns unheimliches „Die Automate“ an, das von zarter Maschinenmusik begleitet wird. Der Zauber setzt sich in dieser phantastischen Reise fort und fort, seien es die Kompositionen von Franz Tröger und Thomas Beimel, der am Tag nach der Vollendung des gemeinschaftlichen Projekts tragisch im Alter von nur 49 Jahren starb, seien es die faszinierenden Texte von E.T.A. Hoffmann, Johann Nepomuk Mälzl (Erfinder des Metronom), Paul Wiens/Eugene Guillevic, Hans Magnus Enzensberger, Heinrich Heine, Christian Morgenstern oder Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Beides ist Poesie – Wort und Klang.
Thomas Beimel, der die Fertigstellung dieses hinreißenden Projekts, das Futter für die Seele ist, nicht mehr erleben durfte, es aber am Vorabend seines Todes mit seinen Freunden gefeiert hat, sei dies ein Gruß – und allen Beteiligten gilt die Auszeichnung der Musenblätter, der Musenkuß.
„Zauberhafte Automaten“ - Hörbuch CD von Thomas Beimel, Olaf Reitz & Franz Tröger Texte von Johann Nepomuk Mälzl, Paul Wiens/Eugene Guillevic, Hans Magnus Enzensberger, Heinrich Heine, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, E.T.A. Hoffmann, Christian Morgenstern
© 2016 Valve Records / (P) 2016 Olaf Reitz
Musik für Spieluhr von: Franz Tröger & Thomas Beimel
Sprecher: Olaf Reitz
Sprecherensemble Umfragen:
Thomas Beimel, Albert Groth, Antonia Clara Massmann, Karola Pasquay & Olaf Reitz
Gesamtspieldauer: 54:41
Weitere Informationen: www.valve-records.com – www.olafreitz.de – www.thomasbeimel.de – www.plingplong.org
Lesen und hören Sie auch: http://www1.wdr.de/kultur/buecher/zauberhafte-automaten-104.html |