Verrückt nach Shakespeare

Shakespeare Company Berlin: „Wie es euch gefällt“

von Martin Hagemeyer

Verrückt nach Shakespeare
 
Die gefeierte Shakespeare Company Berlin
begeistert in Remscheid mit
„Wie es euch gefällt“
 
Komödie von William Shakespeare, übersetzt von Christian Leonard.

Regie: Christian Leonard & Ensemble – Musik: Toni P. Schmitt – Kostüm: Gabriele Kortmann – Bühne: Bartholomäus Kleppek - Licht & Technik: Raimund Klaes – Maske: Tamara Zenn -
Künstlerische Leitung & Übersetzung: Christian Leonard.
Besetzung: Rosalinde: Kim Pfeiffer - Phoebe, Herzog Frederick, Jaques: Vera Kreyer - Celia, Audrey: Yvonne Johna - Orlando, Corin, Lebeau: Thilo Herrmann - Taffstein, Herzog im Exil, Oliver: Nico Selbach - Charles, Amiens, Silvius: Daniel Schröder
 
Shakespeareverrückt im besten Sinne: So war jetzt im Remscheid die Shakespeare Company Berlin zu erleben, als sie im Teo-Otto-Theater einfiel und „Wie es euch gefällt“ als pralles Spektakel präsentierte. Am Ende hätte man mit noch mehr Applaus gerechnet, bot doch die Truppe vielerlei, was Spaß macht beim Theater: Lebendige Aktion voller Ideen, frischen Humor, Tempo – und dazu noch Musik und Publikumsbeteiligung.
Letztere flicht Regisseur Christian Leonard wohl nicht zufällig besonders dann ein, als es bei all dem verliebten Volk an eine berühmte und besonders zauberhafte Stelle geht: Orlando, der Schwärmer schlechthin, gießt seine Sehnsucht nach Rosalind in Verse, heftet sie kurzerhand an die Bäume und überantwortet sie so der Natur. Thilo Herrmann, der heute die Rolle als Ersatz, doch bravourös übernimmt, tritt da strahlend an die Zuschauer und wird fündig: „Diese stämmige deutsche Eiche sollte dieses Blatt tragen.“ Schließlich quer verteilt im Saal, findet dann Rosalind die ihr gewidmeten Reimereien, um sie deutlich kühler wieder einzusammeln. Orlando gegenüber spricht sie nur in ihrer Rolle als „Ganymed“ über ihren Fund – der von ihr erfundenen männlichen Figur. Kim Pfeiffer gibt ihrer Rosalind schön wenig Kleinmädchencharme und umso mehr clevere Robustheit. Denn das Treffen verschiedener Temperamente in Sachen Liebe: Es ist ja wesentliches Element der Handlung in dieser Komödie, für das Brüderzwist und politische Ränke den Rahmen abgeben.
 
Neben gleich drei weiteren Paaren in spe tummeln sich dann ja noch ein Narr und ein Philosoph im Wald von Arden, nämlich Taffstein (Nico Selbach) und Jaques (Vera Kreyer). Das sind natürlich beste Bedingungen für Theaterleute, um schrägen Witz und eine Portion Anarchie von der Leine und auf die Bühne zu lassen, und die „Company“ nutzt das weidlich: Da werden zwei Spieler zu kläffenden Hunden, eine andere verlegt sich ziemlich echt aufs Gackern als Huhn, und etwas frivol werden darf es auch schon mal: „Der Narr gehorcht und zieht zurück / Sich selbst und auch sein bestes Stück.“ Angesteckt mit seinen Narreteien hat Taffstein die Ladies da längst: Schon als er beim ersten Auftritt komisch eine imaginäre Glaswand entlangtastet, erwidern Rosalind und Cousine Celia das flink und öffnen ihm – „Ja bitte?“ – mit höflichen Gesten die Tür, die natürlich gleichfalls nicht existiert. Der Narr, plötzlich ernsthaft: „Meine Damen, Sie verwirren mich.“ Man versteht's.
 
Viel Bewegung, viele Gags fährt das Ensemble auf, bis sich Herz zum Herzen findet und die sechs Schauspieler des Abends (erst jetzt merkt man so recht, daß es mehr gar nicht waren) ein zuckersüßes Abschlußständchen singen. Ist das alles nicht fast zu perfekt?, mag man sich fragen, sollte es aber anders sehen: Die Kompanie hat sich seit über zehn Jahren mit Herzblut Shakespeare verschrieben und dem Ziel, ihn lebendig zu halten. Regisseur Leonard ist auch Künstlerischer Leiter des Theaters, fertigt überdies Übersetzungen und sorgt so auch sprachlich für Aktualität. Für die Inszenierung verantwortlich zeichnet neben ihm wiederum das gesamte Ensemble, und man mag sich vorstellen, wie da im Vorfeld die Ideen aufkommen, übernommen oder wieder verworfen werden. Das Ergebnis gefällt – mit gutem Grund.

Weitere Informationen: http://shakespeare-company.de