Ein „Appartement“ voller Witz

„Das Appartement“ - Neuer Musical-Erfolg im Wuppertaler TiC-Theater

von Daniel Diekhans

Ensemble - Foto © Martin Mazur

Ein „Appartement“
voller Witz und mit einem starken Ensemble
 
Musical von Neil Simon und Burt Bacharach
nach dem Film „The Apartment“ von Billy Wilder
 
Inszenierung: Dustin Smailes; Musikalische Leitung: Stefan Hüfner; Choreographie: Rachele Pedrocchi; Bühne und Kostüme: Kerstin Faber; Maske: Heike Kehrwisch
Premierenbesetzung: Chris Geiß, Jennifer Pahlke, André Klem, Torsten Kress, Hans-Willi Lukas, Anastasiia Jungk, Wolfgang Sprotte, Dennis Gottschalk, Luisa Herget, Kerstin Trant
 
Theater in Cronenberg bringt frische Version des Filmklassikers „Das Appartement“
 
Das Theater in Cronenberg (TiC) spielt „Das Appartement“. Bei dieser Ankündigung denkt man unwillkürlich an Billy Wilders gleichnamigen Filmklassiker und vielleicht auch an das Musical „Promises Promises“, das Neil Simon auf der Basis des Films schrieb. Doch Vergleiche ziehen hier nicht. Denn Regisseur Dustin Smailes und sein Team machen aus dem gut 50 Jahre alten Stoff ein neues, frisches Stück. Am vergangenen Samstag feierte es Premiere im voll besetzten TiC-Atelier.
 
Zehn Schauspieler spielten die Komödie rund um den Büromenschen Chuck Baxter (Chris Geiß) in zeitgemäß hohem Tempo. Die zweite Hälfte des Abends steigerte den Drive noch. Auch die Kulissenwechsel vollführte das Ensemble – Ausstatterin Kerstin Faber sei Dank – in Nullkommanix. Aus Büro wurde Bar wurde Appartement und wieder zurück. Dieses Appartement überließ Baxter seinen Vorgesetzten als Liebesnest auf Zeit, um endlich selber die Karriereleiter hinaufzuklettern.
Auch sonst träumte der kleine Angestellte gern vor sich hin. „Wir machen etwas aus diesen Tagträumen“ – für Regisseur Smailes eine klare Sache. Also dachte er sich zusammen mit Rachele Pedrocchi Einlagen aus, die man so noch nicht im Theater gesehen hat, zum Beispiel ein urkomisches Basketball-Ballett. Da ging dem Fan Baxter das Herz auf. Wenn dann seine Traumfrau Fran, gespielt von Jennifer Pahlke, als Cheerleader über die Bühne tanzte, war auch das Publikum hin und weg.
Doch Fran war bereits vergeben. Und zwar an seinen Chef Sheldrake (André Klem), der das Appartement für seine neueste Affäre nutzen wollte. Als Belohnung für Baxter lockte eine Beförderung. Nun mußte er sich entscheiden, zwischen der Liebe zu Fran und seiner Karriere.


Kerstin Trant, André Klem - Foto © Martin Mazur
 
Im Stück muß der kleine Angestellte erst über sich hinauswachsen. Darsteller Chris Geiß lief dagegen schon in der ersten Szene zur Hochform auf. Er sprach das Publikum an und hatte es direkt auf seiner Seite. Im Zusammenspiel mit den Kollegen war er ebenso eloquent und schlagfertig. Sicher war auch seine Stimme, wenn er die Musicalsongs von Burt Bacharach interpretierte. „Ich bin kein Spargeltarzan“, sang er. „Ich bin ein Mann.“ Bei anderen würde es protzig klingen – Sympathieträger Geiß nahm man es ab.
Die schönsten Melodien hat der Komponist jedoch für die Duette reserviert. „Liebe ist bei mir passé“ („I’ll Never Fall In Love Again“), versicherten sich Chuck und Fran gegenseitig – und kamen sich ausgerechnet bei diesem Lied näher. Pahlkes Spiel gab den Blick frei auf die Tragödie, die in der grotesken Geschichte steckt. Ihre Gesichtszüge erstarren nach und nach, als Sheldrakes Sekretärin (ein Solo für Kerstin Trant – beeindruckend!) ihren Chef als notorischen Schürzenjäger entlarvt. (Billy Wilder hat seinen „Appartement“-Film übrigens nie als Komödie betrachtet.)
 
André Klems Darstellung wiederum machte klar, daß Sheldrake kein ausgemachter Fiesling ist. Eher ein Schwächling, der mit Affären aus dem Gefängnis seiner Ehe auszubrechen versucht. Glänzen konnte auch Anastasiia Jungk als scharfzüngige blonde Verführerin. Hans-Willi Lukas spielte Baxters Nachbarn Dr. Dreyfuss herrlich griesgrämig. Gekonnt legte Luisa Herget ihre wechselnden Rollen an. Mal reizte sie mit Piepsstimme, mal mit ausladend-ungelenken Bewegungen zum Lachen.
Last but not least gab es da noch die Herren Dennis Gottschalk, Torsten Kress und Wolfgang Sprotte, die mit ihren Gespielinnen im Appartement ein und aus gingen. Ihre Doppelmoral war immer wieder für einen Gag gut.
„Ach, schön!“, hörte man von Premierenbesuchern, nachdem der ausdauernde Applaus langsam nachließ. „Das trifft es“, meinten andere Zuschauer.
 
 
„Das Appartement“ ist im Atelier Unterkirchen wieder am Sonntag, 22. Oktober, zu sehen. Beginn ist um 20 Uhr. Es folgen Termine am 23. (19 Uhr), 28., 29. (20 Uhr) und 30. Oktober (15.30 Uhr) sowie weitere Vorstellungen im November und Dezember.
Karten für 18 Euro gibt’s unter 0202-472211 oder unter www.tic-theater.de  
Schüler und Studenten bis 25 Jahre zahlen 13 Euro.