Ungeschlagene Meisterin peinlicher Situationen

„Bridget Jones’s Baby“ von Sharon Maguire

von Renate Wagner

Bridget Jones’s Baby
(GB – 2016)

Regie: Sharon Maguire
Mit: Renée Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey, Jim Broadbent, Emma Thompson u.a.
 
Ja, damals vor 15 Jahren, als Bridget Jones erstmals ins Kino kam, da war sie fast eine Sensation – die pummelige Britin mit Vorliebe für Schokolade und Tagebuch, die mit ihren geschmacklosen Schlabberkleidern so gar nicht den Schönheitsidealen und mit ihrer Neigung, ins Fettnäpfchen zu treten, auch nicht dem korrektem Auftreten entsprach. 2001 war „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ noch ein Gustostückerl namens Renée Zellweger, das zwei sehr attraktive Herren bekam, zwischen denen sie lavieren durfte: Colin Firth und Hugh Grant.
Weil es ein solcher Erfolg war, versuchte man es drei Jahre später noch einmal, aber wie das Leben so spielt – „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“ schlug 2004 nicht mehr so großartig ein. Und folglich schien es, als wollte man es dabei bewenden lassen. Wäre man doch dabei geblieben, statt zwölf Jahre später doch noch einen Film nachzuschieben. Auch wenn die Dame (nicht mehr pudeljung, aber das macht heutzutage glücklicherweise nichts mehr) jetzt ein Baby bekommt und wieder zwischen zwei Männern schwankt (einer wurde ausgetauscht) – daß es nicht wirklich funktioniert, liegt an Bridget. Sprich Renée Zellweger.
Photoshop-Künste konnten an der Wirklichkeit so weit herumretuschieren, daß die heute 47jährige auf den Kinoplakaten noch ein wenig aussieht wie ihr einstiges pausbäckiges Ich. Nein, man kann ihr nicht das Kompliment machen, „ganz die Alte“ zu sein, im Gegenteil. Ob es nun eine Schönheitsoperation war, die sie leugnet, oder was auch immer – Tatsache ist, daß Renée und damit Bridget sich selbst kaum mehr ähnelt. Man hat auf den ersten Blick Schwierigkeiten, sie zu erkennen, so tiefgreifend sind die Veränderungen ihres Gesichts. Und diese Fremdheit prägt den Film – auch wenn interessanterweise gerade die US-Kritiker, die ja sonst absolut nicht die höflichsten sind, über dieses Thema schweigen wie ein Grab. Weil es politisch korrekt ist, eine Frau nicht von ihrer Schönheit her zu definieren (das war ja der Witz bei der originalen Bridget!!!!). Und weil jedermann der Zellweger ein Talent zubilligt, das über alles optische Fremdeln hinwegspielt. Aber ehrlich – es gelingt nicht.
Nun also, Renée ist 47, Bridget feiert zu Beginn des Films ihren 43. Geburtstag. Davor gab es noch so etwas wie ein Begräbnis bzw. einen Gedenkgottesdienst – Hugh Grant, zwei Filme lang dabei, hatte jetzt offenbar keine Lust mehr. Also ist er „verschollen“ – aber die Zeremonie bietet die Gelegenheit, daß sie wieder mit ihrem Ex Mark Darcy (Colin Firth hat sich sehr gut gehalten, ist noch britischer als je) zusammentrifft – und außerdem Jack Qwant kennen lernt. Er ist in Gestalt von Patrick Dempsey der Hugh Grant-Ersatz. Denn Bridget zwischen zwei Männern, das ist das Grundmodell der Filme. Wieder hat dafür die Original-Autorin Helen Fielding das Drehbuch geschrieben, mit Unterstützung von Schauspielerin Emma Thompson. Die darf dann auch eine herrliche Charge als Gynäkologin abziehen.
Aber zuerst einmal müssen sich die beiden Männer in Bridgets Leben etablieren – der von früher, der nach und nach romantisch wird und verspricht, sich scheiden zu lassen; und der neue, der praktischerweise ein amerikanischer Millionär ist, der mit einer Match Making Website ein Vermögen gemacht hat.
Als Bridget entdeckt, daß sie schwanger ist, kann jeder der beiden der Vater sein – und die künftige Mama erweist sich wieder als ungeschlagene Meisterin peinlicher Situationen. Viel mehr, als daß sie zwischen den beiden hin- und herlaviert, die Herren sich angiften und sich am Ende doch einigen, wer der Vater der im Finale geborenen Tochter sein darf, passiert in diesem von Sharon Maguire mäßig schwungvoll inszenierten Film nicht.
Ganz witzig, wie ihre Eltern mit der unverheirateten schwangeren Tochter umgehen (Mama ist Lokalpolitikerin und lotet aus, wie man das am besten für den Wahlkampf verwenden könnte), aber mehr kommt nicht heraus. Gut, eine Hochzeit am Ende, und offenbar ist der verschollene Hugh Grant wieder aufgetaucht (in einer Zeitungsmeldung heißt es „Playboy found alive“).
Bedeutet das, um Himmels willen, daß man noch einen Film macht und Grant dann die Ehefrau Bridget belästigt? Gott bewahre, es ist jetzt schon dröge genug.
 
 
Renate Wagner