Edgar Degas und Auguste Rodin

Eine Führung durch die Wuppertaler Ausstellung - Flur

von Gerhard Finckh

Rodin, Lothringen, um 1872 - Foto © Frank Becker
Edgar Degas und Auguste Rodin
Wettlauf der Giganten zur Moderne

25. Oktober 2016 – 26. Februar 2017
im Von der Heydt-Museum Wuppertal

Bis zum
26. Februar 2017 zeigt das Von der Heydt-Museum in Wuppertal mit der Gegenüberstellung von Werken des Malers Edgar Degas und des Bildhauers Auguste Rodin die erste Ausstellung dieser Art überhaupt. Der Museumsdirektor und Kurator Dr. Gerhard Finkh führt mit kurzen Kapiteln in die Chronologie der Ausstellung ein.

Text im Flur / 1. Bogen
 
Monet, Renoir, Sisley, Pissarro sind die Namen der Künstler, die uns beim Stichwort „Impressionismus“ als erstes in den Sinn kommen.
Kaum jemand verbindet dagegen die bildhauerischen Werke von Edgar Degas und Auguste Rodin mit dem Impressionismus. Aber diese beiden waren es, die dem Impressionismus die plastische Figur hinzufügten, die die impressionistische Skulptur erfanden und der Bildhauerei damit den Weg bereiteten in die Moderne.
Ganz verschieden von Herkunft, Vermögen und Ausbildung, waren es diese beiden Großen der Kunst, die einen ganz neuen Ausdruck fanden für die Themen und Problemstellungen ihrer Zeit, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Daß sich die beiden kannten, wissen wir, Gelegenheit sich in den Intellektuellen- und Künstlerkreisen in Paris zu treffen, gab es genug, die Frage aber, ob sie miteinander befreundet waren, muß vorerst unbeantwortet bleiben.
In den Kreisen ihrer Künstlerkollegen galten sie als Konkurrenten, zumindest wenn es um die Frage ging, wer von beiden der bedeutendere Bildhauer sei. Aber in ihrem Werk lassen sich bei näherem Hinsehen ähnliche Schaffensansätze erkennen, die über eine Vergleichbarkeit der Motive, – Tänzerin bei Degas – Tänzerin bei Rodin, Pferde bei Degas – Pferdedarstellungen bei Rodin – hinausreichen. Es sind vielmehr strukturelle Parallelitäten, wie das „modelé“, die neue auf den Errungenschaften der Fotografie basierende Auffassung von Bewegung, ein bis dahin so nicht gekannter „Realismus“, Ausschnitthaftigkeit, Torsierung, Non-Finito, Assemblage und Variation, die noch heute Spannung und Staunen provozieren.
Bislang wurde eine solche Nebeneinanderstellung von Degas und Rodin nur in einem einzigen Aufsatz von Anne Pingeot versucht, unsere Ausstellung wagt zum allerersten Mal eine direkte Konfrontation der beiden Genies, die vor 100 Jahren, 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, hochbetagt und verehrt starben.