Magie

Livio Minafra – „Sole – Luna“

von Frank Becker

Magie
 
Musik muß berühren oder besser: „Du sollst Musik nicht „verstehen“ – sondern von ihr ergriffen werden.“ So hat es unser Musikkritiker Johannes Vesper kürzlich formuliert. Er kannte das Doppel-Album „Sole- Luna“ von Livio Minafra nicht, doch besser hätte man die Wirkung dieser beiden CDs nicht beschreiben können. Der italienische Klaviervirtuose und Komponist Livio Minafra aus Bari zaubert auf seinem Fazioli Piano 212 von Giannini Pianoforti mit „Sole“ den dynamisch hitzigen, sonnendurchglüht bewegten und fröhlich heiteren Tag herbei, pfeift dazu, unterstützt das Solo-Projekt mit seiner Stimme, einer Loop Station, Celasta, Melodica, Glockenspiel, mit Plastiktüten (El Huracán ) und allerlei Percussion. Er nimmt mit auf eine sinnbetörende Reise, läßt die gute alte Eisenbahn fauchen (Han e Misha) und öffnet die Himmel weit („Cieli“ hat ein bißchen was von Dave Brubeck mitbekommen).

Und dann die sanft melodische Nacht in „Luna“: von sinnbetörender Zartheit und Größe. Mit einem Körnchen Salz und dem Wortspiel „Cum grano salis“ eröffnet er die erhabene Nachtreise mit einer Widmung für seinen sardischen Kollegen Antonello Salis. Das nächtliche Meer spült an die Gestade Apuliens (Il Mare), auch seinem 2014 mit 53 Jahren gestorbenen Kollegen Davide Santorsola ist ein traumschönes Stück gewidmet: „Davide“. Dem großen Filmregisseur Federico Fellini (und ungenannt Nino Rota) legt Minafra eine fünfteilige Suite zu Füßen, darunter „Il Clown“ und „Zampanò“ in denen man Giulietta Masini und Anthony Quinn wiedertrifft. Das zarte „Gli angeli“ berührt tief. „Luna“ ist ein unvergleichlich magischer Spaziergang durch die Nacht, mit dem Schlafliedchen „Pierrot“ für die rechte Hand. Magie spricht auch aus dem allen Immigranten gewidmeten „Aylan e la Luna“ und seinen artifiziellen Walgesängen.
„Sole – Luna“ ist ein grandioses Album mit überzeugendem Konzept! Der Monat Dezember ist noch jung, aber eines ist sicher: „Sole- Luna“ ist unser Album des Monats – und bekommt unser Prädikat, den Musenkuß!
 
Livio Minafra – „Sole – Luna“
© 2016 Incipit Records
Livio Minafra, Komposition, Piano Solo + Toys & Loop Station
 
Sole: 1 Bom Dia 4:40 - 2 Han E Misha (To Misha Mengelberg And Han Bennink) 4:07 - 3 Rio Solare 5:30 - 4 Madre Stella 6:27 - 5 El Huracán 5:22 - 6 Cieli 6:20
Gesamt: 32:29
Luna: 7 Cum Grano Salis (To Antonello Salis) 4:11 - 8 Il Mare 2:29 - 9 Davide (To Davide Santorsola) 4:49 - 10 Gli Spiriti (To Federico Fellini) 1:29 - 11 Il Clown (To Federico Fellini) 1:47 - 12 Gelsomina (To Federico Fellini) 1:57 - 13 Zampanò (To Federico Fellini) 2:46 - 14 Gli Angeli (To Federico Fellini) 3:26 - 15 Sarajevo (To Sarajevo And Divan Hana) 3:17 - 16 Pierrot (To Sol, Lullaby For Right Hand) 3:25 - 17 Pioggerellina Di Bogotà 5:40 - 18 La Voce Dell'Acqua S'Ode Solo Nel Silenzio 1:38 - 19 Aylan E la Luna (To Aylan And All Migrants) 2:14 - 20 La Bottega Dei Giocattoli 2:12
Gesamt: 41:26
 
Weitere Informationen: www.liviominafra.com  -  www.egeamusic.com/incipit