Weihnachten

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Weihnachten
 
Weihnachten! Heiliger Abend! Un dat all. Herrlich, ne! Aber: wat es met denne, die dat Pech han, usjerechnet op dä 24. Jebortsdach fiere ze müsse? Allzu oft jeht dat in dem janzen In- un Uspackrausch unger. Ich kannte einen, der dieses Dilemma rheinisch-verschmitzt gelöst hat. Er war Hornist in einem großen klassischen Orchester im Rheinland. Ein Mensch, der wegen seines Witzes und seiner Warmherzigkeit bei den Kolleginnen und Kollegen sehr beliebt war. Er lud Jahr für Jahr seine Freunde gegen Mittag am Heiligen Abend zu einem 'kleinen Geburtstagsumtrunk' ein. Und weil er so beliebt war, wollte ihm keiner einen Korb geben. Nun tischte er ein Buffet auf, daß sich der Tisch bog, reichte erlesene Getränke und schon mal ein Kölsch dazwischen, sprühte vor Humor und Anekdoten und zauberte eine Atmosphäre, daß jeder darüber die Zeit vergaß. Gegen sechs Uhr klingelte das Telephon: die ersten besorgten Ehefrauen klagten ihrer Männer ein.
„Kumm, noch e Kölsch für dä Weg“, „op eenem Bein kann mer net stonn“, „esu jung kumme mer nit mih zesamme“ und „noch eene für dä Baum ze lösche“ un esu wigger. Ergebnis: Jahr für Jahr verließen die Freunde hochbeschwingt seine Geburtstagsfeier um auf leichten Flügeln zu Hause zur Bescherung einzusegeln. Und man kunnt ihm noch netens die Krätz an der Hals wünsche, weil: et wor jo singe Jebortsdach! So hatte er alles erreicht, was er wollte: er hatte einen schönen Geburtstag. Weil: dat keener esu richtig stief wor, dodrup hätt hä immer e Äujelche jehatt. Er wollt jo, dat die all et nächst Johr wieder dabei sinn. Zudem: er hat dadurch sicher so mancher Familie den leider üblichen Heilig-Abend-Streit erspart. Und im Zweifelsfall war ER ja das schwarze Schaf. Selbst diese Rolle hat er freiwillig übernommen. So waren's alle zufrieden. Und jetzt emol iehrlich: Et wor net die schlächteste Idee, ne?!
 
In diesem Sinne frohe Weihnachten!

Ihr
Konrad Beikircher