Illusionen

Martin Denny – „Exotica“ (The Very Best of Martin Denny)

von Sabine Kaufmann

Ab ins Dschungelcamp!
 
Man wundert sich ja fast, daß die Dschungelcamp-Veranstalter der wenn auch hochpeinlichen, so doch quotenträchtigen RTL-Serie noch nicht auf die Musik von Martin Denny als dezente Untermalung gekommen sind. Denn da ist alles drin, was der kleine Moritz oder Otto Normalgucker/-hörer sich so vom tiefen Urwald und seinen geheimnisvollen Bewohnern vorstellt. Zumindest in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals gab es nämlich noch weiße Flecken auf den Landkarten Südamerikas, Afrikas und des tropischen Asien. Und es gab noch Illusionen. Die sind längst einer wenig romantischen Realität gewichen.

Jackpot Records legt derzeit mit einem Doppel-Album eine köstliche Retrospektive der in den 1950ern durchaus populären, heute kaum noch vorstellbaren Musik der Martin Denny Combo vor, die vor Dschungel-Romantik, Tier-Rufen, Muschelhörnern, Exotik, lasziver Erotik und Urwald-Trommeln nur so trieft. Man sieht die geschmeidigen Dschungelbewohner förmlich ihre primitiven Tänze stampfen oder das Liebeslager auf Bambus-Betten teilen, befördert durch die kitschigen Arrangements und die Titelwahl der in Ausschnitten zitierten Erfolgs-Alben beim damaligen Label Liberty, die „Exotica“ (Vol. 1-3), „Forbidden Island“, „Primitiva“, „Hypnotique“, „The Enchanted Sea“, „Quiet Village“, „Exotic Sounds From the Silver Screen“, „Exotic Sounds Visit Broadway“, „Exotic Percussion“, „Romantica“, „A Taste of Honey“, „Exotic Moog“ oder „Martin Denny in Person“ hießen.
Aber noch ein Wort zu den Arrangements, die zwar vordergründig kitschig-süßlich sind, gleichzeitig aber ungemein humorvoll, zitatenreich und gekonnt und von Fall zu Fall durchaus jazzig. Lounge-Music mit Witz. Anhören lohnt auf jeden Fall - und das Booklet erzählt eine Menge über damals und die Combo-Geschichte.
 
Martin Denny – „Exotica“ (The Very Best of Martin Denny)
© 2016 Jackpot Records (2 CD)
Martin Denny (p, celeste, arr) – Julius Waechter (vib, marimba, perc) – John Kramer (string bass) – Augie Colon (bongos, congas, perc, bird calls, latin effects) – Harvey Ragsdale (string bass, marimbula) – Harold Chang (dr, perc) u.v.a.m.
 
CD1: - 01. Quiet Village (Original Version) - 02. Jungle Flower - 03. Love Dance - 04. Busy Port - 05. Japanese Farewell Song (Sayonara) - 06. Isle of Dreams - 07. Singing Bamboos - 08. Forbidden Island - 09. Exotica - 10. Narcissus Queen - 11. Mau Mau - 12. Bangkok Cockfight - 13. Kalua - 14. Limehouse Blues - 15. Caravan - 16. Bamboo Lullaby - 17. Manila - 18. Hypnotíque - 19. Jungle Madness - 20. Voodoo Dreams - 21. American in Bali - 22. The Enchanted Sea - 23. Cross Current - 24. Off Shore - 25. Stardust
CD2: - 01. Stranger in Paradise - 02. Martinique - 03. Happy Talk - 04. Sake Rock  - 05. Fire Cracker - 06. Paradise Found - 07. Baja - 08. Ma’chumba - 09. Cubano Chant - 10. Swamp Fire - 11. Simba - 12. Temptation - 13. Carioca - 14. Ruby - 15. Over the Rainbow  - 16. Strange Music] - 17. Moonlight & Shadows - 18. Miserlou - 19. Moonlight on the Ganges - 20. Softly, as in a Morning Sunrise - 21. My Shawl - 22. Blue Paradise - 23. Black Orchid (Live) - 24. A Taste of Honey  - 25. Quiet Village (Synthesizer Version)
 
Gesamtzeit: 2:12:25
 
Weitere Informationen: www.in-akustik.com