Rolling Stones virtuos getanzt

Das Salzburger Landestheater-Ballett begeisterte das Remscheider Publikum

von Daniel Diekhans

Ensemble - Foto © Brigitte Haid

Rolling Stones virtuos getanzt

Das Salzburger Landestheater-Ballett begeisterte das Remscheider Publikum
 
Szenische Konzeption: Peter Breuer und Tobias Hell - Choreographie und Licht: Peter Breuer - Bühne und Video: Andreas Lungenschmid - Kostüme: Bettina Richter - Musikarrangement: Eduardo Boechat
 
Mit: Naila Fiol, Mikino Karube, Liliya Markina, Karine de Matos, Arianna Rene Spitz, Cristina Uta, Kate Watson, Anna Yanchuk, Iure de Castro, Diego da Cunha, Edward Nunes Ferreira, Marian Meszaros, Pedro Pirez, Josef Vesely, Otto Wotroba
 
Mehr als zufrieden: Jubel für Peter Breuers Tanzstück „Dance for Satisfaction“
 
Der Tanzabend „Dance for Satisfaction“ ist wie die Musik der Rolling Stones: Er kommt direkt zur Sache. Vor dem Auftritt seiner Truppe in Remscheid hatte Choreograph Peter Breuer kurz Zeit, das Publikum im voll besetzten Saal zu begrüßen und das „wirklich schöne“ Teo Otto Theater zu loben. Dann verscheuchte ihn Josef Vesely, Tänzer im ledernen Rocker-Outfit, und übernahm das Mikro.
Zu den Klängen von „Start Me Up“ tollte Vesely mit zuckenden Bewegungen über die Bühne, animierte zum Mitklatschen und eilte in den Saal hinunter, um ganz nah an die Zuschauer heran zu kommen. Es ist eine Show, die Frontmann Mick Jagger kaum besser hinbekommen hätte.
Während Ausstatter Andreas Lungenschmid die Silhouetten von feiernden Fanmassen auf hohe, bewegliche Bühnenelemente projizierte, hob sich ein Vorhang und man hatte freien Blick auf das Ensemble. Alle bewegten sich im Rhythmus von „Start Me Up“ und doch hatte jeder sein eigenes Tempo. Entrückt tanzten die einen, ausladend bis wild die anderen.
Klar, mit ihrem ekstatischen Bluesrock haben die Stones die Körper ihrer Fans elektrisiert und so ihren Teil auch zur sexuellen Befreiung geleistet. Gleichzeitig zeigt die Geschichte der Band, daß die neue Freiheit zu jeder Menge Liebesverwicklungen mit Ehefrauen, Geliebten und Groupies führte. Auch davon erzählte Breuers Tanzabend, mit dem das Ballett des Salzburger Landestheaters schon seit 2015 Erfolge feiert.


Dance for Satisfaction, Liliya Markina - Foto © Brigitte Haid
 
Bei „Dance for Satisfaction“ standen neben dem Bandkumpel Stan alias Josef Vesely Marianne (Faithfull) und Uschi (Obermaier) im Zentrum der Geschichte. Die Anspielung auf die gleichnamigen Stones-Musen war offensichtlich. Im Laufe des zweistündigen Abends brachte Bühnenbildner Lungenschmid sogar alle wichtigen Frauen der Stones in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bildern auf die Bühnenwände – von Anita Pallenberg bis Bianca Jagger.
Marianne wie Uschi wurden von je zwei Tänzerinnen dargestellt. Da waren Kate Watson und Cristina Uta, die mit dem Stimmungsmacher Vesely ein virtuoses Dreiergespann bildeten. Und da waren ihre jungen Alter Egos Liliya Markina und Naila Fiol, die ausgelassen beim Party- und Liebeskarussell der Sixties mitmachten.
Als herausragende Tänzerin zeigte sich Liliya Markina. In ihren Soloeinlagen wechselte sie mühelos von Modern und Jazz Dance zu klassischen Pirouetten und Spitzentanz. Auch Kate Weston, die die andere Marianne spielte, heimste für ihre Vielseitigkeit und Beweglichkeit Bravo-Rufe ein.
 
Egal in welchem Tempo die Tanzszenen abliefern – die Songs von Mick Jagger und Keith Richards lieferten einen packenden Soundtrack. Originale mischten sich mit Coverversionen von Folk bis Bossa Nova. Besonders das Stück, das dem Tanzstück seinen Titel gab, nahm immer wieder neue Gestalt an. Da tanzte das Ensemble in von Bettina Richter entworfenen hautengen Kostümen. Kantig und knapp waren die Bewegungen bei „Satisfaction“ von Devo, meditativ langsam bei der bluesig-rotzigen Version von PJ Harvey und Björk.
Die Originalversion hob man sich für die Szene auf, in dem das gesamte Ensemble kräftig auf Luftgitarren eindrosch – und die Zuschauer aus vollem Halse jubelten. Das klang eindeutig nach mehr als bloßer Zufriedenheit.
 
Weitere Informationen unter www.salzburger-landestheater.at