Der Killer hinter dem Vorhang

„Bei Anruf Mord“ von Frederick Knott im TiC-Theater Wuppertal

von Frank Becker

Bei Anruf Mord
oder
Der Killer hinter dem Vorhang
 
Inszenierung: Thomas GimbelBühne: Janosch PlaumannKostüme: Kerstin Faber
Besetzung: Tony Wendice (Torsten Kress) – Sheila, seine Frau (Beril Erogullari) – Max Halliday (Dennis Gottschalk) – Captain Lesgate (Hansotto Rademacher) – Inspektor Hubbard (Phillip Flanze)
 
Gänsehaut Fehlanzeige
 
Wenn das Publikum einer Thriller-Inszenierung beim Verstecken des gedungenen Mörders hinter einem Vorhang kichert und bei seinem röchelnden Todeskampf gar in Lachen ausbricht, kann etwas nicht stimmen. Trotz dräuender, von der Filmmusik aus „Taxi Driver“ von Bernard Herrmann unterstützter Spannung kam der Gänsehaut-Effekt des durch die Hitchcock-Verfilmung berühmt gewordenen Klassikers „Bei Anruf Mord“ von Frederick Knott bei der Premiere in TiC-Theater nicht auf.

Aber gehen wir zurück zum Anfang. Tony Wendice (Torsten Kress), ein ehemaliger Tennis-Champion, will seine wohlhabende Frau Sheila (Beril Erogullari), die eine Affäre mit dem Kriminalschriftsteller Max Halliday (Dennis Gottschalk) hat, ermorden lassen. Durch Erpressung bringt er einen ehemaligen Mitschüler, den heruntergekommenen Captain Lesgate (Hansotto Rademacher) dazu, die Tat zu begehen. Der Auftragsmord mißlingt, weil sich Sheila heftig wehrt und Lesgate mit einer Schere niedersticht - er stirbt.
Tony baut nun durch geschickte Manipulation der Fakten und Zeugenaussagen ein zweites Szenario auf, das Sheila als Mörderin dastehen läßt. Sie wird angeklagt und zum Tode verurteilt. Der clevere Kriminal-Inspektor Hubbard (Phillip Flanze), der trotz allem noch immer nicht von Sheilas Schuld überzeugt ist, läßt nicht locker und startet einen letzten Versuch, den wirklich Schuldigen zu überführen…
 
Torsten Kress brilliert in allen fiesen Facetten seiner hinterhältigen Rolle. Er gibt dem hintergangenen Ehemann, dem insgeheim vor Wut kochenden Erbschleicher, dem miesen Erpresser und dem verlogenen Zeugen und Wendehals in jeder Lage völlig überzeugend Gestalt. Er wird zum Glanzlicht und Angelpunkt der Aufführung. Bis zu seinem unfreiwillig komischen Todeskampf überzeugt auch Hansotto Rademacher als moralisch verkommener Schurke, den ein Mord für 1000 £ nicht vor große Gewissensprobleme stellt. Ein wenig hölzern, wenn auch sympathisch agiert Dennis Gottschalk neben der ungeschickt besetzten Beril Erogullari, bei deren Spiel noch viel Luft nach oben ist. Schließlich zeigt auch Phillip Flanzes Inspektor sehr ordentliche Ansätze – daß ihm die komplizierte Lösung des Falls nicht überzeugend gelingt, liegt am Buch, nicht an ihm.
Einige nicht unwesentliche Brüche im Ablauf, kleine Unstimmigkeiten wie bei der speckigen Aktentasche mit dem Geld, die mal als kleine Mappe, mal als Koffer bezeichnet wird, die erwähnte unfreiwillige Komik, die da natürlich gar nichts zu suchen hat und die allzu verworrene Aufdröselung Schlüssel-Geschichte bedürfen bis zu einer gelungenen Aufführung dringend der Überarbeitung.
 
Weitere Informationen:  www.tic-theater.de