Hallo Zuhause!

Vom Genuß des Heimkommens

von Frank Becker

Frank Becker

Hallo, Zuhause!

Der Koffer ist gepackt, du hast hineingestopft, was du für drei Wochen unsicherer Wetterlage oder unbekannten Klimas zu benötigen glaubst, dazu völlig überflüssige Reiseführer - die Wirklichkeit am Ziel sieht immer ganz anders aus - ein paar Bücher, Filme, die Reiseapotheke. Der Koffer ist schwer, sehr schwer. Alles ist ausgeschaltet, abgedreht und abbestellt: Licht, Gas, PC und Zeitung. Du schaust dich noch einmal um, bevor du den Schlüssel in der Wohnungstür zweimal herumdrehst. Adieu Zuhause!

Der Urlaub wird schön – mehr oder weniger, eigentlich wie immer. Falsche Schuhe waren im Koffer, denn deine handgenähten italienischen Treter haben Wolkenbrüchen und holperigen Wegen nicht Stand gehalten, oder die festen Wanderschuhe waren nicht so geeignet für das abendliche Parkett. Der Smoking hätte entweder zu Hause bleiben können, war eh´ nix los, oder er fehlte schmerzhaft, als du die Traumfrau aus der Hotelbar hättest zur Gala einladen können – in Wanderschuhen und Flanellhemd eher ein Experiment. Auf jeden Fall hast du zu viele Hemden eingepackt – wer soll die alle tragen? Außerdem war es kühl und du hättest mehr langärmelige gebraucht. Die aber hast du mit, wenn es heiß wird.

Aber irgendwie hast du es doch geschafft, du hast dich entspannt und erholt, auch wenn der Meerblick eine Illusion war, du zwei Stunden vor Graceland für eine Führung anstehen mußtest, mitten im Sommer im Ötztal Schnee fiel (und das nicht zu knapp) und das Geld natürlich wieder nicht reichte. Du hast ein paar nette Leute kennen gelernt, die dir garantiert nie schreiben werden und stopfst irgendwann und irgendwo auf der Welt dein Zeug plus völlig unnötigen Souvenirs wieder in deinen Koffer, checkst aus und besteigst dein Flugzeug nach Hause. Du hast fremde Städte gesehen, Berge, Strände, Kulturen. Die Welt ist ein wenig geschrumpft.

Dann kommst du an, wirst von Freunden am Flughafen abgeholt und nach Hause gebracht.  Als ich einmal nach einer langen Reise an einem sonnigen Morgen durch den westlichen Einschnitt zurück ins Tal der Wupper kam, ging mir beim Anblick der an die grünen Hänge geschmiegten Stadt das Herz auf. Wie schön das war! Und dann der wohlvertraute Anblick der „eigenen“ Straße, in der das Grün der Bäume in der Zwischenzeit üppig geworden war – und die Rückkehr in die warme Hülle der vertrauten Räume. Du drehst den Schlüssel wieder zweimal um, schnupperst den vertrauten Geruch – hallo, Zuhause! Jetzt erst ist die Reise perfekt: mit dem Heimkommen. Reisen ist etwas ganz wunderbares. Das Nachhausekommen aber ist die Krönung – finden sie nicht auch?