Ein übler Kerl

„The Founder“ von John Lee Hancock

von Renate Wagner

The Founder
(USA 2016)

Regie: John Lee Hancock
Mit: Michael Keaton, Laura Dern, John Carroll Lynch, Nick Offerman u.a.
 
Warum heißt „McDonald’s“ nicht „Kroc’s“? Weil Ray Kroc, der die Idee dieser Burger-Läden optimierte, genau wußte, daß er einen so uramerikanischen Namen wie jener der Brüder McDonald brauchte, um ein Millionen-, was heißt: Milliarden-Unternehmen aufzuziehen. Gestohlen hat er ihnen Idee und Firma ohnedies. Denn dieser Ray Kroc (1902-1984) war schon eher ein übler Kerl. Und man wundert sich über die Lust, mit der Michael Keaton ihn auf die Leinwand bringt.
 
Als man Ray Kroc zuerst begegnet, ist der Mann aus Illinois Vertreter, der sich die in den fünfziger Jahren so beliebten Motivations-Bänder anhört – mach was aus Dir! Wie man erfolgreich wird! Aber „No thanks“ sagen die Besitzer von Essensläden, denen er sich mit seiner Idee einer Milkshake-Maschine nähert. Wenn er seine Frau (Laura Dern) anruft, simuliert er natürlich enormes Interesse, das angeblich an seinem Angebot herrscht (die Ehe geht später auseinander).
Im übrigen ärgert Kroc sich darüber, daß in den Essensläden die Bedienung für den Kunden so schlecht funktioniert. Und eines ist klar, er gibt nicht auf. Mit ein paar historischen Filmaufnahmen aus den Fünfziger Jahren sorgt Regisseur John Lee Hancock für das Flair eines Amerika, durch das Doris Day zu tänzeln scheint… und das zur Beute von Abenteurern wurde.
 
Alles änderte sich, als Kroc den Brüdern Brüder Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) begegnete, die in ihrem kleinen Burger-Restaurant vieles besser machten. Aber Kroc sprudelte vor Ideen nur so über – kurze Wartezeit aufs Essen, Konzentration auf Burger, Fritten und Cola, der Ort als Treffpunkt für eine Familie, die sich kein Restaurant leisten kann, hier aber satt wird. Zweifellos hatte Kroc das Marketing System der Zukunft begriffen.
Und er war rücksichtslos genug, um alle Ängste der Brüder – denen es ganz strikt um Qualität ging – wegzuwischen. (Sie wollten beispielsweise kein Milkshake, in dem keine Milch war…) „Think bigger!“ war Krocs Motto, „wir sind nicht gierig“, setzten sie ihm entgegen. Es ist wirklich hart, dem Untergang der Anständigen zuzusehen.
Kroc war gierig, und er hebelte die beiden gnadenlos aus, sie waren hilflos gegen seine fundamentale Unanständigkeit. Denn am Ende stahl er ihnen nicht nur das Geschäft, sondern auch den Namen, den er für unabdingbar hielt, „weil er wie Amerika klingt“. Und er hatte ja tatsächlich recht Mit der Magie des Namens, mit der Effizienz der Vorgangsweise, mit der gnadenlosen Ausbeutung, die sich nie wirklich um Qualität kümmerte.
 
Der Film folgt dem furiosen geschäftlichen Triumphzug, den Keaton als Kroc hinlegt, bis zu 1600 Restaurants in 50 Staaten. Dann darf, um wieder das historische Flair zu beschwören, der echte, uralte Kroc kurz auf die Leinwand. Er hat den amerikanischen Traum verwirklicht. Es ist ein Traum des Brutalo-Kapitalismus, und er wird unsympathisch genug als solcher dargestellt. Wie schön, daß Kino einmal von der schrankenlosen Verherrlichung des Geldes um jeden Preis abrückt.
Daß das US-Publikum aber den Film nicht sehen wollten (die Flops mehren sich), mag gut und gern damit zu tun haben, daß sie sich ihr McDonalds’s von keiner Realität madig machen lassen wollen.
 
 
Renate Wagner