Grandiose Inszenierung

„Cabaret“ im Wuppertaler TiC-Theater

von Elisabeth Erbe

„Willkommen, bienvenu, welcome“, Leon Gleser - Foto © Martin Mazur

Grandiose Inszenierung des Musicals „Cabaret“
 
Premiere am Samstag im TiC-Theater riß das Publikum mit
 
Inszenierung: Ralf Budde - Musik: Stefan Hüfner - Choreographie: Paul Kribbe - Bühne: Kerstin Faber
Besetzung:
Anastasiia Jungk (Sally Bowles) - Dennis Gottschalk (Clifford Bradshaw) - Leon Gleser (Conferencier) - Monika Owart (Fräulein. Schneider) - Hans-Willi Lukas (Herr Schultz) - Joachim Kirchner (Ernst Ludwig) - Saskia Deer (Fräulein Kost) - Mirca Szigat, Jeannine Divoux, Lara Kocherscheid, Kerstin Trant (Kit Kat Girls)

Gelungener hätte man sich die Premiere des Musicals „Cabaret“ im Atelier des TiC-Theaters nicht wüpnschen können. Ralf Budde inszenierte eine wahrlich schöne Liebesgeschichte mit nachdenklichem Abschluß. „Willkommen, bienvenu, welcome“ sang Joel Grey einst in dem erfolgreichen Musical-Film, in dem die Nachtclubsängerin Sally Bowles (Liza Minelli) den Männern die Köpfe verdrehte. Anastasiia Jungk übernahm die Rolle der attraktiven Sally in seiner Inszenierung und überzeugte absolut mit Gesang und Tanz. „Ist das Leben eine einzige Enttäuschung?“, fragt der Conferencier alias Leon Gleser und antwortet: „Macht nichts, bei uns nicht!“. Die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden vergessen, das versprach er und sollte Recht behalten. Die Kit Kat Girls (Mirca Szigat, Jeannine Divoux, Lara Kocherscheid, Kerstin Trant) glänzten mit viel Bein und wunderbaren Choreografien. Schwarze Korsagen, kurze Röcke, Strapse und viel Haut – ein Augenschmaus nicht nur für die Herren.
 
Während in der Uraufführung die Rolle des Fräulein Schneider in den Vordergrund gerückt war, konzentrierte sich diese Variante auf die Liebesgeschichte zwischen Sally Bowles und dem jungen Schriftsteller Clifford Bradshaw (Dennis Gottschalk). Es ist kurz vor der Machtergreifung der Nazis. Der amerikanische Schriftsteller Cliff kommt nach Berlin, um einen Roman zu schreiben. Er sucht Inspiration und findet Liebe, Leidenschaft und am Ende ein gebrochenes Herz. Er lebt in einer Welt voller Vergnügen, die vermeintliche Freiheit und Extravaganz vorgaukelt. Daneben entwickelt sich auch eine zarte Liebe zwischen der Pensionswirtin Fräulein Schneider (Monika Owart) und Herrn Schultz (Hans-Willi Lukas), die am Ende durch den Nationalsozialisten Ernst Ludwig (Joachim Kirchner / Alexander Klein) zerstört wird. Monika Owart verkörpert Tugend, Treue und Demut und wirkt hervorragend als Kontrast zu den „leichten Damen“ wie Fräulein Kost (Saskia Deer / Nina Jestel). Eine große Shownummer, derb, frech, kritisch und an vielen Stellen sehr berührend.
 
Die ständig wechselnden Bühnenbilder (Kerstin Faber) entführten das Publikum in die glamourösen 30er Jahre. „Life is a cabaret“ als Motto der Handlung zeigte nicht nur die Vergnügungssucht der Gesellschaft in den Roaring Twenties, sondern verdeutlichte auch das Verdrängen des politischen Abgrunds. „Was hat Politik mit uns zu tun“, fragt Sally Bowles ins Publikum und kurz darauf drängt ein Freund mit einem Hakenkreuz am Mantel ins Geschehen. Das Scheitern der zarten Liebesgeschichte durch den aufkommenden Faschismus wird von Owart und Lukas überzeugend gespielt. Die pure Leichtigkeit verflog mit jeder Szene und offenbarte sich als oberflächliches Wegsehen der sich anbahnenden Dramatik.


„Money makes the world go round“, Anastasiia Jungk, Leon Gleser - Foto © Martin Mazur
 
Brillant spielten und sangen Leon Gleser und Anastasiia Jungk Songs wie „Money makes the world go `round“ oder „Life is a cabaret“. Mit stürmischen Ovationen wurde Gleser der heimliche Liebling des Publikums. Stefan Hüfner (musikalische Leitung) und Paul Kribbe (Choreograf) schufen vom Anfang bis zum Ende ein lebendiges, in sich vollkommen stimmiges Bild. Der Schluß-Applaus wollte nicht enden. Die große Show sollte weitergehen, Zugaben wurden verlangt und gegeben.
 
Aufgrund der großen Kartennachfrage bereits im Vorfeld der Premiere wurden bereits jetzt einige Zusatzvorstellungen von „Cabaret“: angesetzt:
10. Juni, 16. Juni, 17, Juni 2017, jeweils 20 Uhr im Atelier Unterkirchen. Restkarten gibt es noch für die Vorstellungen am: 24.5., 9.6., 2.6., 3.6., 23.6.
 
Weitere Informationen:  www.tic-theater.de
 
Redaktion: Frank Becker