Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen

Keine Ahnung
 
Wenn zwei keine Ahnung haben, ist das besser, als wenn nur einer keiner Ahnung hat. Der Ahnung ist es egal, wie viele herumirren und nichts wissen.
Wenn drei keine Ahnung haben, ist das besser, als wenn nur zwei keine Ahnung haben. Die drei könnten beim „keine Ahnung haben“ Skat spielen und dummes Zeug zum Besten geben.
Wenn vier keine Ahnung haben ist das besser, als wenn nur drei keine Ahnung haben. „Ahnung haben“ macht einsam. Wer Ahnung hat, hat Angst und liegt vor Sorge unterm Bett.
Wenn alle keine Ahnung haben, ist man dem Paradies ein Stück näher gekommen. Ich weiß zwar nicht mehr was ich tu, aber ich tu wenigstens etwas. So kann man am besten über Fußball und das Wetter reden.
 
 
Die Krimkramsschublade
 
Es ist wichtig, daß die Kaffeemaschine einen für alle zugänglichen Platz hat. Natürlich sollte auch die Fernbedienung vom Fernseher ihren festen Platz haben. Und die Kerzen im Haus, falls der Strom ausfällt haben ihren Platz. In der Krimkramsschublade findet man alles, was sonst keinen Platz in der Welt hat. Vieles ist zu unbedeutend, um dafür eigens einen Platz einzurichten. Ich zum Beispiel habe keinen Platz in der Welt. Mich sucht man auch eher dort, wo alle sind, die nicht wissen, wo sie hingehören.

 
Weltschmerz
 
Der heilige Herr Weyher fragte, ob ich ein Süppchen mitessen wollte. Ich nickte. Wer konnte da schon widerstehen. Er hatte in der Nacht eine Brücke verloren und konnte jetzt nur noch Suppen essen. Wie gerne hätte ich geholfen. Manche können eine Suppe machen und manche essen sie gerne auf, andere haben Schmerzen, andere hätten da gerne geholfen. Wie traurig manche Tage sind.
 
 
 
© Erwin Grosche