Ungemein stark und weitgehend unpathetisch

„Hell Or High Water“ von David Mackenzie

von Renate Wagner

Hell Or High Water
(USA 2016)

Regie:  David Mackenzie
Mit:
Chris Pine, Ben Foster, Jeff Bridges, Gil Birmingham u.a.
 
Texas heute, nicht die großen Städte, sondern die kleinen Orte in einem weiten Land. Hier konnten die Western des 19. Jahrhunderts spielen. Heute ist das Leben weniger romantisch als einst im Kino. Hier wird ein glanzloses Stück amerikanischer Gegenwart geboten, stark gestaltet von dem Briten David Mackenzie. Eine Geschichte von Leuten, die so arm sind, daß sie ihr kleines ererbtes Stück Land nicht halten können, betrogen von Banken…
Zwei Brüder, die nicht gerade das große Los gezogen haben. Wahrscheinlich ist die ehrliche Zuneigung zueinander das Beste, was sie besitzen. Von Toby Howard, den Chris Pine mit dem sympathischen Look, aber einigermaßen bedrückt spielt, weiß man (und erlebt man auch), daß er eine ungute Ex-Gattin hat und Probleme, seine Kinder sehen zu dürfen. Tanner Howard ist in Gestalt des immer negativ hoch gespannten Ben Foster der andere Bruder, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Was tun angesichts der finanziellen Probleme, wenn man den Zwangsverkauf von Mutters Farm, die sie eben geerbt haben, verhindern will?
Sie überfallen maskiert die kleinen Banken der kleinen Orte – und man ist ganz auf ihrer Seite. Ein versierter Texas-Ranger wie Marcus Hamilton (eine kleine große Rolle für Jeff Bridges) ist einem solchen Räuberpaar natürlich bald auf den Fersen. Aber er müßte sie in flagranti erwischen oder die Taten beweisen können. Aber das schaffen er und sein Indianer-Kollege (Gil Birmingham), obwohl sie die Täter bald kennen, zumindest für die Dauer des Films doch nicht. Die Brüder waschen das Geld in einem der indianischen Kasinos und retten ihr Land – für die Söhne von Toby.
Und bis es zum tragischen Ende kommt, das ungemein dramatisch verläuft, wird man in dieser traurig-staubigen Texas-Welt ganz heimisch, wozu auch die stimmige Musik (zu der auch Nick Cave einiges beisteuert) ihren atmosphärischen Anteil hat. Dabei wohnt in der Figur des Sheriffs, der die Brüder jagt, einiges an Pointen und Humor.
Gespielt wird die Geschichte ungemein stark, dabei trotz der Gefühlsintensität weitgehend unpathetisch. Die spannende Bankräuberstory wird durch die harte Kritik an einer Kapitalismus-Welt konterkariert, die aufzeigt, wie rücksichtslos daran gearbeitet wird, die Armen immer ärmer und chancenloser zu machen. „Hell or High Water“, Hölle oder Hochwasser mögen kommen, sagt eine amerikanische Phrase – man wird sich dem stellen. Die Brüder Howard tun es, und man schaut ihnen gespannt und mit eindeutiger Sympathie dabei zu.
 
 
Renate Wagner