Finstere Aussichten

Brendan Simms, Charlie Laderman - „Wir hätten gewarnt sein können - Donald Trumps Sicht auf die Welt“

von Robert Sernatini

Finstere Aussichten
 
„Es würde anderthalb Stunden brauchen, um alles zu lernen,
was es über Raketen zu lernen gibt…
Ich denke, das meiste weiß ich sowieso schon.“
(Donald Trump am 15.1.1984 in der Washington Post)
 
Man mußte schon vor seiner Wahl zum amerikanischen Präsidenten kein Psychologe oder Analytiker sein, um Körpersprache und Mimik des dann tatsächlich von einer Mehrheit des amerikanischen Volkes zu seinem mächtigsten Mann gewählten Donald Trump richtig zu deuten. Ein rüder, machtbesessener, rechthaberischer Mann voller Verschlagenheit, Haß und tiefem Mißtrauen gegen alles und jeden. Schlau, aber wenig gebildet, großsprecherisch, aber nicht intelligent, dreist und keinesfalls diplomatisch – ein grober, grenzenlos eitler Hillbilly, der sich alleine auf die Macht des Geldes, seines zweifelhaft erworbenen Vermögens stützt, mit dem er neben Schönheitsköniginnen wohl auch die Politik Amerikas hat kaufen können. In vor-präsidialer Zeit sprach neben sexistischen Äußerungen auch seine Krawatte Bände: „Wer es lang hat, der läßt es auch lang hängen“, um es mit Francois Villon auszudrücken.
Wer es bis dahin noch immer nicht gemerkt hatte, mußte sich spätestens beim NATO-Gipfel im Mai die Augen reiben, als Trump seinen Kollegen Dusko Markovic aus Montenegro rüde beiseite schubste, um mit herrisch gerecktem Kinn in der ersten Reihe des Gruppenbildes zu stehen. Ein Flegel, mehr nicht, aber auch nicht weniger.
 
Die Historiker Brendan Simms, Charlie Laderman haben frühe Stellungnahmen Aussagen und Interviews dieses Mannes, den Politiker zu nennen sich meine Feder beharrlich sträubt, für ein entlarvendes Porträt studiert und analysiert: „Wir hätten gewarnt sein können - Donald Trumps Sicht auf die Welt“. Hier belegen sie, daß Trump bereits vor mehr als dreißig Jahren und bis in die aktuelle Zeit seine Mantras immer und immer wiederholt hat, die von der Ausbeutung Amerikas durch den Rest der Welt sprechen, die seine NATO-Abneigung und die damit verbundenen Militärausgaben manifestieren und die schon immer klipp und klar gesagt haben, was Trump jetzt durchzusetzen bemüht ist: Importzölle, finanzielle Forderungen an Bündnispartner wie Japan und die Saudis (September 1989 auf WNET), Abkehr von Umweltschutzmaßnahmen und eine Verstärkung des Kuba-Embargos (Miami Herald 25.6.1999). Trump widerspricht sich innnerhalb weniger Minuten von Interviews wie u.a. im September 1989 auf WNET, nennt die OPEC „Zwölf Typen, die an einem Tisch sitzen und sich sagen: Laßt uns die Vereinigten Staaten abzocken“. Geradezu grotesk ist seine Aussage vom 3. Mai 2011 gegenüber der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, als er behauptet „…im Lauf der Jahrzehnte Hunderte von Büchern über China gelesen zu haben.
 
Das schmale Bändchen eröffnet nichtsdestoweniger hochinteressante Eindrücke zur Gedankenwelt eines maßlosen Neurotikers, eines Mannes, der sich für den neuen GröFaZ hält (im Interview mit Larry King am 8.10.1999 auf CNN – dem Sender, den er jetzt „Fake News“ nennt), der für alles und jedes ein Rezept in der Tasche zu haben scheint und am 8.5.2013 getwittert hat: „My IQ is one of the highest – and you all know it! Please don´feel so stupid os insecure, it´s not your fault.“ Chapeau, der Kerl hat Chuzpe. Trump hat jahrzehntelang alle amerikanischen Politiker pauschal zu Trotteln erklärt, bewundert ganz offensichtlich gewalttätige Lösungen für politische Probleme wie das Massaker auf dem Tienanmen-Platz oder die Annektion der Krim und hegt ganz offensichtlich eine tiefe Zuneigung zu Wladimir Putin, den er für einen großartigen Politiker hält.
Die Autoren ziehen eine verstörende und düstere Bilanz dieser vielfältigen Warnzeichen, mit ebensolchen finsteren Zukunftsaussichten unter Donald Trumps Ägide. Und: Wir werden in Zukunft wohl noch manch anderes solcher Bücher über den amtierenden amerikanischen Präsidenten lesen. Wie gesagt: Wir hätten gewarnt sein können.

Anm.d.Red.: Nachdem uns die Rezension dieses wichtigen Buches vorlag, machte Donald Trump, der ja den meß- und sichtbaren Klimawandel stets geleugnet und ihn als Lüge bezeichnet hatte,
am 1. Juni seine Drohung wahr und verkündetet entgegen dem Rat vieler seiner Berater und zum Entsetzen der Welt sowie großer Kreise in den USA den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Welt-Klimaabkommen. Damit zementierte er sein Bild als völlig verantwortungsloser, schrecklich dummer und sehr gefährlicher Mensch. (Bec)
 
Brendan Simms, Charlie Laderman - „Wir hätten gewarnt sein können - Donald Trumps Sicht auf die Welt“
© 2017 DVA, 157 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, Bibliographie - ISBN: 978-3-421-04798-4
12,00 € 
Weitere Informationen: www.randomhouse.de