Abrakadabra - Ein neuer Fall für Horst Müller und Paulina Kowalska

Harry Luck – „Bamberger Zauber“

von Frank Becker

Abrakadabra
 
Ein neuer Fall für Horst Müller und Paulina Kowalska
 
Harry Luck hat es ja seit ein paar Jahren nicht nur mit seinem Lebensmittelpunkt  in die fränkische Provinz verschlagen – seit seinem beruflichen Weggang aus München und dem Abschied vom Isarbullen läßt er nun schon zum dritten Mal das zauberhafte Bamberg an der Regnitz zum Ort von Mord und Totschlag werden. Mit dem biederen, geschiedenen, etwas verklemmten und vielleicht einen Tic zu spießigen Hauptkommissar und Ex-Zollfahnder Horst Müller vom Kommissariat 1 der KPI Bamberg (Luck bindet ihm all das komische Spießertum seines heiteren Bestsellers „Wie spießig ist das denn?“ mit Eierlikör, Fahrrad-Hosenklammern, Steinzeit-Nokia, VHS, Filterkaffee, Kurzarmhemden und Stofftaschentüchern auf) hat er eine durchaus sympathische Identifikations-Figur geschaffen und mit dessen pfiffiger Mitarbeiterin Paulina Kowalska ein Sonnenscheinchen, das man einfach lieben muß. Irgendwie erinnern mich die beiden ein ganz klein wenig an Paul Kleinert und Klara Degen, die Helden meiner Lieblings-Fernsehkrimi-Serie „Alles Klara“, er reserviert, sie forsch und kurzberockt - die mag ich ebenso wie Paulina und Horst.
 
Bamberg ist nicht nur zauberhaft, dort wird auch fleißig gezaubert, zumindest beim jährlichen Zauber-Festival, bei dem Kleinkünstler, Illusionisten und Puppenspieler verschiedenster Couleur und Nation ihr Können zeigen. Das bildet im heißen fränkischen Sommer die bunte Kulisse für zwei Mordfälle, mit denen sich Horst und Paulina befassen müssen – und die plötzlich durch die beiden Opfer merkwürdig zusammenhängen. Erst wird die von einer Schiffsschraube zerlegte Leiche des Puppenspielers Moritz Hollfelder in der Regnitz gefunden, dann der Inhaber eines „Etablissements“stranguliert auf der Streckbank seines Sado-Maso-Zimmers. Die beiden Kriminaler ermitteln nach bewährtem Fernsehkrimi-Klischee „in alle Richtungen“, in einem Kasperle-Theater, in einem veganen Sex-Shop, einem Swinger-Club, im Rathaus und allerlei Restaurants - und finden raus, daß beide Opfer Geschäftspartner waren. Ein Mordmotiv hätten aus diversen Gründen viele gehabt. Ein bißchen zu nah kommt Paulina dabei dem zum Kreis der Verdächtigen zählenden charmanten Magier Abraham Kadabra al. David Devant, der bei seiner als Sensation angekündigten „Auf-dem-Wasser-gehen-Nummer“ peinlicherweise in der Regnitz versinkt.
Daß Horst immer mal wieder Zitate aus Episoden seiner Kult-Krimi-Serie „Derrick“ einfließen läßt (er könnte glatt die Dialoge aller 281 Episoden mitsprechen), macht richtig Lust, sich die alten Streifen auch mal wieder von der Konserve anzuschauen. Viel neben historischen Marginalien eingebrachtes Bamberger Lokalkolorit reizt, diese Insel der Seligen zwischen den Regnitz-Armen gelegentlich wieder zu besuchen – nichts übertrifft einen milden Sommerabend mit Brotzeit auf dem Spezial-Keller. Die lesbische Kripo-Chefin Veronica Stadel kommt diesmal kaum zum Zug, dafür gelegentlich als Randfigur der gemeinsame Chef, Polizeidirektor Goos und Hauptkommissar Müllers Tochter Andrea aus der geschiedenen Ehe. Ein Roman, der sich so appetitlich wegliest, wie man zum Rauchbier genüßlich einen Preßsack rot-weiß gelegt oder einen Gerupften vertilgt.
 
 „Eine Frau geht ins Geschäft und fragt: Hobbd'er an Dilldo? Die Verkäuferin reagiert
irritiert: Ha? Die Kundin wiederholt: Hobbd'er an Dilldo? Die Verkäuferin antwortet:
Naa, suwoshamma ned! Die Kundin enttäuscht: Schod, i wolld heid an Gurgnszalood
mochn und däd an Dill dazu brauchn.“
 
 
Harry Luck – „Bamberger Zauber“
Ein Franken Krimi
© 2017 Emons Verlag, 212 Seiten, Broschur  -  ISBN 978-3-7408-0064-2
10,90 €
 
Weitere Informationen:  www.emons-verlag.de