Mit Hans-Joachim Kulenkampff
in die automobilen 50er Jahre Der Traumwagen von Herrn Jedermann war der Straßenfloh Bei einem Tässchen Kaffee aus der Thermosflasche in seiner Werkstatt - was für ein Luxus nach überstandenem Krieg und Währungsreform - erzählt Werkstattmeister Hans-Joachim Kulenkampff (1921-1998) von den Autos, mit denen der deutsche Otto Normalverbraucher nach Jahren der Entbehrung wieder mobil wurde. Die liebenswerte Nostalgie-Reise, auf der wir ihn begleiten dürfen ist wieder eines der hervorragenden Zeitdokumente auf DVD, die wir „Tacker Film“ verdanken. Ursprünglich in drei Minuten kurzen Folgen als Vorabendserie der ARD-Werbeblocks in den 1980er Jahren ausgestrahlt, bekommen wir die wirklich gelungenen kleinen Filme jetzt als Komplettpaket auf einer DVD - und dazu einige Original-Werbefilme, die heute recht kurios wirken. Der Brustton der Überzeugung, mit dem für heute keinem einzigen Standard mehr gerecht werdenden Autos wie BMW 600, Goggomobil und Zündapp Janus geworben wurde, ist es wert, sich das Ganze auf der Zunge zergehen zu lassen - immer wieder. „Der Traumwagen von Herrn Jedermann ist der Straßenfloh“, sagt unser Werkstattmeister eingangs. Wir lernen sie alle kennen: Kleinschnittger F 125, Lloyd LP 400, Fuldamobil S 4, Gutbrod Superior, Messerschmitt Kabinenroller KR 200, Victoria Spatz 250, Champion 250, Maico 500, Kroboth, Cuno-Bistram, Daus, Goggomobil T 250, BMW Isetta, Heinkel Kabine, Zündapp Janus, Fend Flitzer und FMR Tiger. Na gut, Mercedes Benz 170 S Luxus Cabriolet, Opel Kapitän, Triumph Roadster 2088, Goliath 700 , DKW Meisterklasse, VW Käfer und der Transporter Tempo Hanseat (das Marktbeschicker-Auto!) sind auch dabei. Ein bißchen Träumen wird ja wohl erlaubt sein. 70 Kleinschnittger F 125 im Monat wurden gebaut, 2.000 DM kostete das kleine Cabrio (ohne Türen), damals ein sensationeller Umsatz. 4,5 PS, 80 km/h Spitze, 3 Liter Normalbenzin. Herz, was wolltest du mehr? „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd.“ Den fuhren aber 1953 nicht nur Todesmutige. Nachdem seine Karosse nicht mehr aus Sperrholz war, sondern „mit Blech durchwachsen“, war das ein richtiges Familienauto aus dem Hause Borgward. 10 PS hat das Fuldamobil (mit drei Rädern) und den Victoria Spatz mit 14 PS gab es nur von 1956-58. Er ist wohl zu oft abgebrannt. Garniert mit Zeitkolorit und Nachrichten der 50er Jahre entsteht ein humorvolles, technisch vozüglich recherchiertes Bild der Autowelt der Kleinen Leute. Hans-Joachim Kulenkampff ist dafür unbestritten die Idealbesetzung. Der Cuno Bistram wird wohl kaum jemandem bekannt sein, hier lernen wir diese fahrende Zigarre kennen. Und der Daus? Das Goggomobil der Fa. Glas aus Dingolfing war die Sensation unter den Westentaschenautos. Den „Goggo“ gab es von 1955-1969, eine Erfolgsgeschichte, wenn auch nicht billig mit fast 4.000 DM. Was heute der Smart ist, waren er und seine kleinen Kollegen in den 50ern. Die „Knutschkugel“ BMW Isetta wurde Kult und ist es bis heute. Ihre Heinkel-Kopie „Kabine“ sparte noch ein bißchen mehr. Die Heizung kostete 30 Mark extra. Den Janus von Zündapp gab es nur 1957/58. Fahrer und Beifahrer stiegen vorne durch eine Fronttür ein (wie bei der Isetta), die Mitfahrer hinten - und mußten nach hinten schauen. Das bewährte sich nicht. Aber der Tiger von FMR wurde zur Legende. Schauen Sie sich auf jeden Fall die angehängten Werbefilme an und raten Sie, wer mitspielt. Einen werden Sie bestimmt erkennen, wenn sie die VW-Reklame sehen. Ein Tip: Zollfahnder wurde er später in der beliebten Krimi-Serie „Schwarz-Rot-Gold“. „Klein aber mein“ - Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit
vorgestellt von Hans-Joachim Kulenkampff (DVD) © Tacker Film - Buch: Willi Mertens - Kamera: Bert Meister - Schnitt: Petra Ruddies - DVD-Fassung: Wolfgang Dresler und Stefan Silies Gesamtzeit: 2:04:38 Weitere Informationen unter: www.tackerfilm.de |