Nachruf auf Konrad Weyher

von Erwin Grosche

v.l.: Konrad Weyher mit seiner Frau Adelheid und Sohn Franz - Foto © Juliane Befeld (Linsensüppchen 54)

Nachruf auf Konrad Weyher
(1954-2017)
 
Es ist nicht klug, sich mit dem Tod anzulegen, aber man kann sich auch nicht alles von ihm gefallen lassen. Konrad Weyher ist gestorben. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er am Dienstag Grünkohl einpflanzte. Ich war mit meinem Hund, wie eigentlich jeden Tag, im Haxtergrund und winkte ihm zu. Dies sollte unser letzter Kontakt gewesen sein. Man muß sich fragen, was der Tod damit bezwecken wollte, als er Konrad Weyher aus unserer Mitte riß. Paderborn ist eine kleine Stadt. Hier ist jeder wichtig und unersetzbar. Es gibt hier keinen zweiten Konrad Weyher, der sein Leben so hingebungsvoll dem Dienst an seinen Mitmenschen gewidmet hat. Konrad Weyher als Gastronomen zu bezeichnen ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Er stand jeden Tag früh auf, um den Landgasthof zu dem zu machen, was uns dann an das Paradies erinnerte. Das Glück macht viel Arbeit. Er war Gestalter und Erhalter, Bewahrer und Förderer. „Die wirkliche Essenz des menschlichen Wesens ist die Güte. Es gibt noch andere Qualitäten, die sich aus der Erziehung, dem Wissen ergeben, aber wenn man wahrhaft ein menschliches Wesen werden und der eigenen Existenz einen Sinn geben will, dann ist es essenziell, ein gutes Herz zu haben (Dalai Lama). Konrad Weyher hatte ein gutes Herz. Er lebte nicht nur sein Leben lang im Haxtergrund. Er war der Haxtergrund. Alles, was er liebte und brauchte, fand er hier. Zusammen mit seiner Frau Adelheid, seinen Söhnen und seiner Schwester Maria schenkte er uns Stadtbewohnern Ruhe und Frieden. Hier wurde man als Gast Teil einer Gemeinschaft - und für Augenblicke Mitglied der Weyherfamilie. Er opferte sich auf und gab ganz selbstverständlich weiter, was man brauchte, um sich glücklich zu fühlen. Durch ihn lernte ich meine Heimat lieben und die Natur zu achten. Was hat sich der Tod dabei gedacht, als er Konrad Weyher viel zu früh und noch vor der Grünkohlernte zu sich nahm? Wenn man sieht, daß einer noch zu arbeiten hat, dann kommt man später wieder. Wenn man spürt, daß einer noch gebraucht wird, dann macht man sich vom Acker. Kann der Tod nicht auch mal Ausnahmen machen? Wen soll ich nun fragen, wie das Wetter der nächsten Woche wird? Wer gibt mir verläßliche Antworten darauf, warum die Maulwürfe dieses Jahr so viele Hügel bauen? Wer erinnert uns daran, daß nun die Zeit ist, in der uns die Glühwürmchen verzaubern? Wer bringt mir den Senf um „mich zu besänftigen“? Und wer findet den Bärlauch immer noch fragwürdig, da auch die Rehe ihn links stehen lassen? Mit wem kann ich über Gott und die Welt sprechen, wenn die Tage grau sind und die einzige Freude nur eine Portion Bratkartoffeln zu sein scheint?
Ein bedeutender Paderborner hat uns verlassen, ein gütiger Mensch und ein fleißiges Vorbild. Er hatte seine Aufgabe gefunden und schien mir trotz und auch wegen seiner vielen Arbeit glücklich zu sein und mit niemanden tauschen zu wollen. Wir werden ihn niemals vergessen und nicht nur beim Grünkohlessen an ihn denken. Wir sind in diesen Tagen mit unseren Gedanken und allem Trost, den wir haben, bei seiner Familie. Danke für alles Konrad Weyher - und Tod, schäme dich.
 
Erwin Grosche 14.7.2017