Beckfelds Briefe

An Maria Furtwängler

von Hermann Beckfeld

Hermann Beckfeld - Foto © Dieter Menne
Maria Furtwängler sucht immer neue Herausforderungen - als Schauspielerin, Moderatorin, zweifache Mutter Galionsfigur von zahlreichen Stiftungen.
 
Sehr geehrte Frau Furtwängler,
 
diesen Brief beginne ich mit einem Geständnis. Jahrelang waren Sie für mich eine Vitamin-B-Schauspielerin, die einen 26 Jahre älteren Medienmogul geheiratet hat, um Karriere zu machen. Ich hatte nur Bilder vom roten Teppich und einem ungleichen Paar vor Augen. Sie, eine coole, stolze Schönheit voller Power, daneben Ihr einen Kopf kleinerer Gatte Hubert Burda. Als Verleger eine Größe, eine Macht. Als Typ eher ein seriöser, gelangweilt schauender Bieder-Mann, der das Volkstümliche dem VIP-Getue vorzieht. „Ich liebe Waldfeste und Blasmusik“, hat er mal gesagt. Aber dann habe ich mich in Ihr Leben gelesen.
Bereits mit sechs Jahren haben Sie vor der Kamera gestanden. Ihre Mutter Kathrin Ackermann war Ihre größte Förderin, spielt heute Ihre „Tatort“-Mutter und ist Ihre schärfste Kritikerin. Als Sie sich Anfang des Jahres erstmals auf die Theaterbühne wagten, war es Mama, die Ihnen nach einem Probenbesuch das Talent fürs Theater absprach. Doch Sie haben sich, wie so oft in Ihrem Leben, nicht beirren lassen, haben hart an sich gearbeitet, um Ihr Ziel zu erreichen, um die eigenen Grenzen auszuloten. Sie sind ausgebildete Sopranistin, Ärztin, vielfach ausgezeichnete Schauspielerin, nicht nur für Ihre Rolle als Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm. Sie sind Moderatorin, zweifache Mutter, bis zur Erschöpfung engagierte Galionsfigur von Stiftungen. Andere Promis sammeln „nur“ Geld. Sie behandeln Kinder in Krisengebieten, bekämpfen vor Ort Krankheiten und Armut, auch wenn keine Fotografen und Kamerateams dabei sind. Sie scheren sich nicht darum, wenn wieder Gerüchte laut werden. Über Affären und die zickige Furtwängler, die angeblich darauf besteht, daß im Flugzeug die Reihen vor und hinter ihrem Sitz frei bleiben. Nur am Anfang, mit neunzehn, haben Sie nicht zu Ihrer Beziehung zu dem Mann gestanden, der Ihr Vater hätte sein können. Da studierten Sie in Frankreich Medizin, wohnten in einer Studentenbude und trafen sich am Wochenende heimlich mit Ihrem Geliebten in Luxushotels.
 
Sehr geehrte Frau Furtwängler,
ich bin überzeugt: Auch ohne den Burda-Bonus wären Sie Ihren Weg gegangen. Weil Sie zu den Frauen gehören, die sich nicht auf Erfolgen ausruhen, die immer neue Herausforderungen suchen und die nichts halbherzig machen. Die souverän und selbstbewußt genug sind, um sich nicht daran zu stören, was andere über sie denken.
 
(11.05.2013)
 
Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Henselowsky Boschmann.
„Beckfelds Briefe“ erscheinen jeden Samstag im Wochenendmagazin der Ruhr Nachrichten.

Redaktion: Frank Becker