Vor 100 Jahren starb der Maler Wilhelm Morgner

Ausstellungen in Soest und Hamm

von Andreas Rehnolt

Wilhelm Morgner - Frau mit brauner Schubkarre

Vor 100 Jahren starb der expressionistische Maler
Wilhelm Morgner als Soldat in Flandern
 
Seine Geburtsstadt Soest hat für die zweite Jahreshälfte 2018 für den Bereich der Bildenden Kunst ein Wilhelm Morgner Stipendium geschaffen.
 
„Nicht das Jenseits ist das Kunstwerk, das Kunstwerk ist das Jenseits“, so schrieb der expressionistische Maler Wilhelm Morgner in einem Brief an einen Freund. Morgner starb am 16. August 1917 - also vor 100 Jahren im Ersten Weltkrieg in Langemarck im belgischen Westflandern als Soldat. 1891 wurde er in Soest geboren. Er gilt als Hautakteur des Westfälischen Expressionismus, als Ausnahmetalent und zählt zu den Wegbereitern der Abstraktion.
Mit der Fülle seiner wechselnden Positionen geht Morgner aber über den Expressionismus hinaus. Sein Werk reicht nach Einschätzung von Kunstexperten von figürlichen und realistischen Darstellungen bis hin zu ornamentaler Abstraktion. „Er malte und zeichnete mit Leib und Seele, mit Empfindung, Erregung und Aufbegehren“, hieß es bei der Eröffnung der Morgner-Ausstellung „Wenn die Seele brennt“ im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. Die Ausstellung aus Anlaß des 100. Todestages des Künstlers ist noch bis zum 30. Dezember zu sehen.
Seine Geburtsstadt Soest hat für die zweite Jahreshälfte 2018 für den Bereich der Bildenden Kunst ein nach dem Maler benanntes Stipendium geschaffen, für das die Ausschreibungsfrist am 14. Oktober dieses Jahres endet. Mit dem Stipendium verbunden ist zudem eine Ausstellung des Stipendiaten im Wilhelm Morgner Museum in Soest. Auch Künstlerpaare können sich bewerben. Eine Entscheidung will die Jury am 24. November fällen, hieß es.
Zuvor wird im vor wenigen Jahren aufwendig renovierten Museum am 3. September eine Ausstellung mit dem Titel „Morgner und das junge Soest“ eröffnet, die dann bis zum 26. November zu sehen sein wird. Die Schau wolle auch zeigen, daß der große Sohn der Stadt die „besten Verbindungen zur deutschen und internationalen Avantgarde“ besaß, so die Aussteller. Der Künstler gehörte zu den stärksten und herrlichsten Begabungen, die Deutschland seit Jahrzehnten aufzuweisen hatte“, schrieb 1928 der Kunstkritiker Max Osborn über Morgner.


Wilhelm Morgner - Astrale Komposition XVIII
 
Als seine Vorbilder gelten Rembrandt und Liebermann, aber auch van Gogh, was vor allem in Morgners frühen Werken deutlich wird. Die Künstler der Brücke und des Blauen Reiters waren für den Maler ebenso wichtige „Lehrmeister“. Bei der legendären Sonderbund-Ausstellung in Köln im Jahre 1912 war Morgner bereits mit seinem Gemälde „Lehmarbeiter“ vertreten. Zuvor hatte er sich bereits an bedeutenden Ausstellungen in Berlin und München beteiligt und zudem auch an der Schau „Deutsche Graphik“ im japanischen Tokio. Künstlerkollegen wie etwa Franz Marc bescheinigten ihm eine „ungeheure Präzision“, andere bewunderten seine „Farbwunder“ auf der Leinwand. Seine Themen fand er anfänglich bei Bauern und Landarbeitern sowie in der Natur. 
Der Erste Weltkrieg veränderte alles. Morgner wurde 1913 eingezogen. Ölbilder konnte er keine mehr malen, er beschränkte sich auf Zeichnungen und Aquarelle. Mehrfach verwundet und ausgezeichnet diente er als Kriegs-Zeichner in Bulgarien und Serbien, bis er im Mai 1917 nach Flandern versetzt wurde, wo er starb, als er sich gegen die Gefangennahme durch britische Soldaten wehrte. In seinem kurzen Leben als Maler und Grafiker schuf er 230 oft großformatige Gemälde und etwa 2000 Zeichnungen und Grafiken.
 
Besonders in seinen letzten Schaffensjahren widmete sich Morgner auch religiösen Motiven. Dafür stehen unter anderem seine Gemälde „Gekreuzigter Heiland“, „Himmelfahrt“ oder sein Bild „Mutter mit Kind“. Sein allerletztes Motiv war auch christlich-religiös, eine Kreuzigung eingeritzt in ein Dosenblech, das man Tag seines Todes bei ihm gefunden hatte. In der Zeit des Nationalsozialismus galten seine Werke als „entartet“ und durften nicht mehr ausgestellt werden.
Es dauerte bis 1962, ehe ein Mehrzweckbau als Wilhelm-Morgner-Haus in Soest eröffnet wurde, das wenige Monate nach dem 125. Geburtstag des Malers restauriert und vergrößert als Museum wieder seine Pforten öffnen konnte. Seit 1953 wird alle drei Jahre der mit inzwischen 15.000 Euro dotierte Wilhelm-Morgner-Preis vergeben, der als einer der höchstdotierten Kunstpreise in Deutschland gilt. 


Wilhelm Morgner - Der Weg
 
Die Ausstellung in Hamm ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Ausstellung in Soest ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
 
Kontakt: Wilhelm Morgner Museum - Thomästr. 1 - 59494 Soest - Tel: 02921 - 103-1131
Kontakt: Gustav-Lübcke-Museum - Neue Bahnstr. 9 - 59065 Hamm - Tel: 02381 - 175714