Degen, Drums und Dudelsack

„The Queen's Men“ von Peter Jordan in Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Degen, Drums und Dudelsack
 
Spritzig-klamaukige Uraufführung der Komödie
„The Queen's Men“ von Peter Jordan
im Theaterzelt des Düsseldorfer Schauspielhauses
 
Die spritzig-klamaukige Uraufführung der Shakespeare-Komödie „The Queen's Men“ im Theaterzelt des Düsseldorfer Schauspielhauses begeistert derzeit das Publikum in der NRW-Landeshauptstadt. Auf der Wiese am Rhein, wo seit vielen Jahren auch immer der renommierte Cirkus Roncalli gastiert, hat das wunderbare Ensemble der Bühne, die immer noch wegen benachbarter Baustellen und Renovierungsmaßnahmen ohne ihr angestammtes Haus auskommen muß, mit Degen, Drums und Dudelsack das Zelt aufgeschlagen und spielt mit so viel Enthusiasmus, daß es eine Lust ist, zuzuschauen.
Elf Schauspieler und zwei Musiker toben sich in der Komödie von Peter Jordan über immerhin drei Stunden die Seele aus dem Leib und schlüpfen dabei in häufigem Kostümwechsel auch immer mal wieder in andere Rollen. Ein bißchen fühlt man sich in der von nur einer kurzen Pause unterbrochenen Inszenierung wie in Shakespeares gesammelten Werken. Doch was da in der dem Globe-Theater nachempfundenen Zeltbühne passiert, ist weit mehr als eine Aneinanderreihung von Szenenfolgen unterschiedlicher Stücke des britischen Autors.
 
Zu Beginn der Regierungszeit von Königin Elisabeth I., im London der 1560er- oder 1570er Jahre kämpft eine recht heruntergekommen wirkend Schauspieltruppe ums Überleben. Wegen der Pest im Lande kann man ihr Theater täglich dichtmachen, ob überhaupt ein Publikum für das neue Stück kommen wird, ist fraglich und entsprechend ungehalten fällt die Probe aus. Der Kopf der Truppe, Shaunessy Williams (grandios: Moritz Führmann) steckt in einer Schaffenskrise, das Team versucht sich an „Hamlet zaudert“ und kommt und kommt darüber nicht zu Potte.
Serkan Kaya in der Doppelrolle als Schauspiel-Polterer Will Kempe und als Fiesling und Queen-Gegner Lord Tilney kommt vor allem als aggressiver und sarkastischer Will wunderbar rüber. Und Schauspiel-Urgestein und Publikums-Liebling Wolfgang Reinbacher ist als ewig schläfriger und auf der Schwelle zum Jenseits agierender Sir John schlicht und ergreifend genial. Auch alle anderen Schauspieler überzeugen, und Hanna Werth als Königin Elisabeth I. als einzige Frau auf der Bühne ist hinreißend und zudem hübsch anzuschauen.
Die Truppe im Zirkusrund probt und probt und zerstreitet sich immer wieder, giftet sich an und macht sich über sich selbst lustig. Bis die Queen, gerade mal wieder einem Anschlag entgangen, sich als Clown kostümiert unter die Schauspieler mischt, um Volkes Stimme und Stimmung kennen zu lernen. Zarte Gefühle zwischen Shaunessy und der Unbekannten keimen, ein wenig „Romeo und Julia“ schimmert durch, bis Elisabeth I. von Lord Tilney verhaftet und in den Tower gesperrt wird, um sie an den spanischen und katholischen Kronprinzen Philipp zu verschachern.
 
Naklar, die Schauspieler, die jetzt tatsächlich als „Queen's Men“ agieren, können das nicht zulassen. Nach dem Mantel- und Degenmotto „Eine für alle, alle für eine“ spielen die Schauspieler die spanischen Gesandten, befreien mit reichlich Hau-Drauf-Effekten und Blessuren Elisabeth I. aus dem Tower und setzen sie wieder auf den Thron. Natürlich bedankt sich die Königin bei ihren Rettern, indem sie ihnen Unterstützung für ihre künstlerische Arbeit auf der Bühne garantiert.
Shaunessy Williams entwickelt vor 450 Jahren die Vision eines Stadttheaters, William Shakespeare höchstselbst, der in der Truppe nur als Laufjunge William fungiert, entpuppt sich als der, der die Stück-Ideen von William zu Papier bringt und auch die zahlreichen kleinen Hinweise auf die Situation des Düsseldorfer „Schauspielhauses ohne Schauspielhaus“ passen hervorragend zu der kurzweiligen und im positiven Sinne klamottigen Komödie.
 
Die Uraufführung „The Queen's Men“ schrieb Peter Jordan als Auftragswerk für das Schauspielhaus Düsseldorf. Es ist das erste Bühnenstück des Dortmunder Schauspielers, bei dem er gemeinsam mit Leo Koppelmann Regie führt. Wunderbare Kostüme, gnadenlose Duelle und teils tolle Gesangseinlagen haben alles für einen „Dauerbrenner“ in der gerade beginnenden zweiten Spielzeit von Generalintendant Wilfried Schulz.
 
Redaktion: Frank Becker