Keine Frage, Veronika Ferres kann das...

„Unter deutschen Betten“ von Jan Fehse

von Renate Wagner

Unter deutschen Betten
(Deutschland 2017)

Regie: Jan Fehse
Mit: Veronica Ferres, Magdalena Boczarska, Heiner Lauterbach, Simon Schwarz,
Milan Peschel, Monika Gruber u.a.
 
Der Film schreit es geradezu heraus: Ich wurde einzig und allein dazu gemacht, um Veronica Ferres wieder einmal eine richtig gute, schöne Rolle auf der Leinwand zu verschaffen! Die ewigen Problemstücke im Fernsehen sind ja teilweise Trauerweiden und lassen ganz vergessen, daß sie einst mit den Komödien von Helmut Dietl berühmt geworden ist. Außerdem muß unbedingt bewiesen werden, daß 50 das neue 30 ist und die Dame in ihrer Blondheit und mit ihrer guten Figur immer noch hinreißend aussieht. Also, eine möglichst vielfältige Komödienrolle, der Ferres auf den Leib geschnitten.
Zweite Voraussetzung: Wenn schon, denn schon, sind wir politisch korrekt, setzen unsere Zuwanderer ins richtige Licht, geben ihnen Raum, sich zu entfalten. Und wir sind selbstkritisch, zeigen auch, was wir etwa von unserer lächerlichen Schlagerbranche halten. Ja, nur daß all das so berechnet und leider spürbar berechnend von der Leinwand kommt, daß es eigentlich nicht funktionieren kann…
 
Das erste Gesicht der Veronica Ferres als Linda Lehmann, einer jener Schlagerstars, der mit einem Hit berühmt geworden ist, und dann kam nichts nach: eine Zicke, die bei ihrem Glitzerauftritt im wahrsten Sinn des Wortes vom hohen Roß stürzt. Und dann merkt, daß sie doppelt auf die Nase gefallen ist: Denn ihr Freund, der Schlagerproduzent (Heiner Lauterbach liefert mit orangenrotem Haar eine fast schamlose Charge), mag sie nicht mehr. Wenn sie in das gemeinsame Haus will, wo sie ausgesperrt ist, muß sie sich an die Putzfrau halten.
Diese ist eine gequälte Polin (Magdalena Boczarska, ungemein sympathisch), bei der sich Linda nur einschmeicheln kann, indem sie einen Teil des Putzens übernimmt, als diese Justyna sich den Arm bricht: Das zweite Gesicht der Ferres zeigt: Wenn es denn sein muß, ist sie tüchtig. Vom Glitzerkleidchen zu den Gummihandschuhen – sie schafft auch das.
Hier offenbart sich dann auch der satirische Teil des Films: Was die „Putze“ von ihren deutschen Arbeitgebern so erzählen könnte… das basiert auf dem Buch, das der Deutsche Holger Schlageter unter dem Pseudonym „Justyna Polanska“ herausgebracht hat, wobei er seine Quelle nie verriet. Allerdings wird dieser Teil der Handlung doch zugunsten des Ferres-Teils stark zur Seite geschoben.
Das dritte Gesicht der Ferres: eigentlich ist sie auch sehr lieb. Fügt sich ohne Hochmut in die Multi-Kulti-WG ihrer Retterin, wo Menschen aus dem Nahen und Fernen Osten problemlos zusammen leben. Außerdem läßt sie sich nicht unterkriegen: Sie will dem anderen Produzenten (Simon Schwarz wird in deutschen Filmen meist dazu eingesetzt, prononciertes „Österreichisch“ in der Sprache einzusetzen) einen eigenen Song verkaufen.
Und am Ende läßt unsere Heldin die ganze Glitzerwelt hinter sich und bleibt offenbar in der WG-Welt – so ganz klar wird das nicht, weil das Drehbuch keine Probleme hat, bei jeder Gelegenheit in der Luft zu hängen und sich auch nicht an die geringste Wahrscheinlichkeiten zu halten (na gut, es soll eine „Satire“ sein), sondern einzig daran, die Ferres in möglichst vielen Schattierungen optisch und darstellerisch ins Licht zu setzen.
 
Keine Frage, sie kann das, sie macht das mit dem ganzen Animo, eine lang entbehrte Kinochance auszunützen. Trotzdem ist das vordringlich ein Film für Fans. Zu den großen deutschen Komödien, die es ja auch einmal gegeben hat („Der bewegte Mann“ ist auch schon sehr lang her…), schwingt er sich nicht auf.
 
Trailer 1   
 
 
Renate Wagner