Facetten des Lebens

Das Dansk Dansteater mit „Black Diamond“ und „Kridt“ im Teo Otto Theater

von Elisabeth Erbe

Dansk Dansteater, Black Diamond - Foto © Henrick Stenberg

Facetten des Lebens
 
Danish Dance Theatre
 
Künstlerische Leitung: Tim Rushton - Probenleitung: Hilary Briggs - Kaufm. Direktorin: Anne-Kari Ravn - Techn. Leitung: Jacob Bjerregaard
Tänzer(innen): Luca Marazia, Alessandro Sousa Pereira, Maxim-Jo Beck McGosh, Stefano Bizas, Csongor Szabó, Fabio Liberti, Emily Nicolaou, Lucia Pasquini, Joe George, Merete Hersvik, Jessica Lyall, Lukas Hartvig-Møller.
 

Dansk Dansteater, Black Diamond - Foto © Costin Radu

Wissen Sie, verehrte Leserinnen und Leser, wie sich ein Schmetterling aus seinem Kokon schält? Die Hülle bewegt sich wellenmäßig hin und her. Der Schmetterling wirkt unbeholfen, läßt sich viel Zeit und drückt sich dann langsam ins Leben. Das Danish Dance Theater gastierte im Remscheider Teo Otto Theater und erzählte von den Facetten des Lebens, der Einsamkeit und der Kraft der Liebe.
In der ersten Choreografie „Black Diamond“ kreierte Tim Rushton ein Meisterwerk aus klassischem Tanz und modernem Tanz. Maskierte Schattenwesen zerren an den Hauptfiguren, zwingen ihnen Körperhaltung und Blickrichtung auf. Ein Hinweis auf unseren Gesellschaftszwang, der den Zeitgeist vorgibt und uns zu Marionetten macht? Im Takt eines laut pochenden Herzens nimmt der Tanz an Fahrt auf, voller Leidenschaft und Intimität. Das Paar ist eingehüllt wie in einem Kokon, findet sich und verliert sich wieder. Das Bühnenbild, schwarz wie die Nacht, gibt dem Geschehen eine düstere Note. Ohne Schnick-Schnack im Bühnenbild wird der Fokus komplett nur auf die Tänzer geleitet. Eine silbrig-schillernde Facettenwand symbolisiert das facettenreiche Leben. Musikalisch wechseln sich sanfte Klänge mit Trentemøllers „Vamp“. Diese gegensätzlichen Melodien werden durch ebenso unterschiedliche Bewegungen, mal sanft, mal roboterhaft, unterstrichen. Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes: Die Figur wird von den Schattenwesen aus ihrem Kokon ausgewickelt. Langsam und mit viel Gefühl fallen die Hüllen und am Ende steht das nackte Leben auf der Bühne. Die entblößte Tänzerin ist nur kurz zu sehen, der Vorhang schließt sich, Pause.


Dansk Dansteater, Kridt - Foto © Henrick Stenberg

Nach der absolut notwendigen (Atem-)Pause ging es mit „Kridt“ (dän. Kreide) weiter. Eine 10 Meter lange Tafel steht auf der Bühne und ein Tänzer kratzt die Worte „ZEIT ZUM LIEBEN ZEIT ZUM HASSEN“ darauf. Während der eine schreibt, liegt ein anderer auf dem Boden, scheinbar tot. Kein Atemzug, keine Bewegung. Die Stille im großen Theatersaal ist fast hörbar. Es folgt eine abstrakte Choreografie, die dramatisch und skurril wirkt. Die Szene wirkt verstörend. Wird dieser Mann geopfert? Soll er gerettet werden? Die „Musica Adventus III Moderato“ verleihen der Geschichte eine hochemotionale Traurigkeit. Ein Licht von oben strahlt auf den Fremden herab. Sand rieselt auf ihn herunter. Lebendig begraben. Ein langsamer und schmerzhafter Abschied sorgt für minutenlange Gänsehaut. Ein Meisterwerk.

Trailer Black Diamond  -  Trailer Kridt

 Informationen zum → www.danskdanseteater.dk