Konsum, Goldfisch und HO

DDR-Plakate - Ein Kalender 2018

von Frank Becker

Konsum, Goldfisch und HO

Plakat-Werbung in der DDR


Mutti spart Zeit, wenn sie eine Tütensuppe aus dem VEB Suppina Auerbach auf den Tisch bringt, Sohnemann ißt/ist gesünder mit dem Knäcke aus Burg bei Magdeburg und Vati darf die Fotos der Familie knipsen – bis 1964 mit Filmen aus dem Agfa-Werk Wolfen. Später hieß das Werk dann ORWO (Original Wolfen).
Ein großformatiger Kalender aus dem Weingarten Verlag zeigt in hervorragender Qualität auf zwölf großformatigen Monatsblättern Werbeplakate für Artikel der HO, der KONSUM-Genossenschaft, diverser VEB und der VVB – kleine graphische Meisterwerke der DDR-Produktion aus der Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin.
 
Das Bild der Frau in der sozialistischen Gemeinschaft unterschied sich dabei augenscheinlich nicht im geringsten von dem der kapitalistischen gleich nebenan, das konnten auch Stacheldraht und Minengürtel nicht verhindern. Die Frau trug eine Schürze, sorgte für Einkauf, Haushalt und Nadelarbeit – und war im übrigen glücklich mit dem Warenangebot, auch wenn es mal keine Butter gab – dann schmeckten eben „Sahna“, „Sonja“ oder „Marina“ auf der Stulle. Für den Göttergatten machte sie sich schön und legte den Duft von Karma Kosmetik auf.
Die zweitgrößten Handelskette der DDR nach der HO, die KONSUM-Genossenschaft, interessanterweise nicht im staatlichen Besitz, sondern im  Privatbesitz der Genossenschaftsmitglieder, versorgte sie überwiegend mit den dringend notwendigen täglichen Ge- und Verbrauchsgütern, gelegentlich auch mit ein ganz klein wenig Luxus.
Sofern es den in den 50er und 60er Jahren - aus dieser Zeit scheinen die 12 Plakate zu stammen, die der Plakat-Kalender DDR 2018 aus dem Weingarten Verlag auf seinen farbigen Monatsblättern im Format 55 x 46 cm präsentiert - überhaupt gab.

 

Im Sommer sind Ferien, auf die jeder Arbeitende ein Recht mit Anspruch auf Entgelt hat. Da fährt man an die Ostsee und trägt für „erhöhte Badefreuden“ den neuen Badeanzug von „Goldfisch“ (und abends vielleicht das neue schicke Dessous aus Oberlungwitz/Sachsen). Für das kleine Portemonnaie radelte man mit Badetuch, Brotbüchse und Ball im Netz an den Müggelsee oder den Cospudener See – schön war´s dort auch.
Der DDR-Nostalgie-Kalender 2018 dreht für jene die dabei waren und für alle, die sich für die jüngste Geschichte interessieren, mit ein bißchen Wehmut, aber auch mit leisem Schmunzeln zwölfmal die Zeit zurück. Er ist jetzt überall zu haben.


DDR-Plakate 2018
Monatskalender – Texte von Matthias Biskupek
© 2017 Weingarten Verlag, 12 Monatsblätter Format 55  x 46 cm - ISBN 978-3-8400-7259-8
16,99 €
Weitere Informationen: www.weingarten-kalender.de