Kunstpreis der Stadt Wolfsburg 2017

für Julius von Bismarck – „Gewaltenteilung“

von Meike Gatermann

Julius von Bismarck „Irma To Come In Earnest“ 2017 (Videostill) HD Video, 44 min.
© Julius von Bismarck, Courtesy alexander levy, Berlin und Sies + Höke, Düsseldorf

Kunstpreis der Stadt Wolfsburg 2017
„Junge Stadt sieht Junge Kunst“
 
Julius von Bismarck. Gewaltenteilung - Städtische Galerie Wolfsburg
 
Julius von Bismarck (*1983) ist der diesjährige Preisträger des alle drei Jahre vergebenen Wolfsburger Kunstpreises Junge Stadt sieht Junge Kunst. Der in Berlin lebende Künstler verbindet in seinen Arbeiten Kunst und Wissenschaft. Mit seinen Installationen, Videoarbeiten und Performances untersucht Julius von Bismarck unser Wahrnehmungs-verhalten, unsere Sicht auf die Natur. Dabei faszinieren ihn Naturphänomene und künstlerische Eingriffe in die Natur, die erst auf den zweiten Blick für Irritationen sorgen.
Für die Ausstellung in der Städtischen Galerie Wolfsburg hat er sich das hochaktuelle Thema Naturgewalten vorgenommen. Schon in der Vergangenheit hat er Blitze eingefangen, sie in einem Video verarbeitet. Er war in Italien, um vor Ort die gigantischen Ausmaße der Waldbrände festzuhalten und er ist nach Miami gereist, wo der Hurrikan Irma katastrophale Schäden hinterlassen hat. Für Julius von Bismarck geht es dabei auch um die Gewaltenteilung von Erde, Wasser, Luft und Feuer. Naturgewalten, die schon immer unser Leben bestimmt haben, jetzt aber mit zerstörerischer Gewalt auftreten.

Die Arbeiten von Julius von Bismarck, Meisterschüler von Olafur Eliasson, sind als künstlerische Forschung zu verstehen, als Versuch und Methode zugleich, die im Allgemeinen als getrennt begriffenen Systeme der Kunst und der Wissenschaft zu verbinden. „Ich ziehe meine Inspiration aus der Wissenschaft und arbeite künstlerisch“, sagt er selbst. Mit seinen Installationen, Videoarbeiten und Performances untersucht Julius von Bismarck den menschlichen Wahrnehmungsapparat und fordert unsere perzeptiven Gewohnheiten heraus. Sein interdisziplinärer Ansatz ist eine schöpferische Befragung der Welt und der Natur, die der Mensch zunehmend verwandelt.


Julius von Bismarck „Punishment #7“ 2011, Inkjet Print, 100 x 150 cm
© Julius von Bismarck; Courtesy alexander levy, Berlin

Einem größeren Publikum bekannt wurde Julius von Bismarck 2015, als er auf der Art Unlimited der Art Basel seine Performance „Egocentric System“ vorführte, die sich rasant zu einem Publikumsmagneten entwickelte. Dabei setzte er sich selbst ins Zentrum einer schnelldrehenden Betonschüssel. An einem Tisch sitzend oder auf einer Matratze liegend testete der Künstler Raum und Geschwindigkeit, während die Welt außerhalb seines Systems an den Rand rückte. In einer früheren Arbeit ließ er in „Landscape Painting“ (2015) ein Stück Dschungel in Mexiko erst mit weißer Lebensmittelfarbe ansprühen, um hinterher die Blätter wieder mit einem Pinsel und Acrylfarbe in den Urzustand zu bemalen. Oder in „Punishment“ (2012) peitschte er in Anlehnung an die Sage des altpersischen Königs Xerxes I. die Alpen und das Meer aus. Er wollte Orte bestrafen, die von Künstlern als Idylle verklärt wurden.
Der Kunstpreis ist mit einer Ausstellung in der Städtischen Galerie Wolfsburg sowie einer Publikation verbunden. Zusätzlich gibt es einen Ankauf für die Städtische Kunstsammlung. Der Preis wurde 1959 erstmals verliehen und versteht sich als eine fördernde Initiative für Künstlerinnen und Künstler, die sich in der Mitte ihrer Laufbahn befinden. Idealerweise kann er als Katalysator für Rückschau und Weiterentwicklung wirken.
 
Julius von Bismarck – „Gewaltenteilung“
Ausstellung Städtische Galerie Wolfsburg bis 3. Juni 2018
Öffnungszeiten: Dienstag 13 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag 13 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr, Montag geschlossen, geschlossen ist am 9./10. Dezember 2017 sowie vom 24. Dezember 2017 bis zum 5. Januar 2018
Eintritt frei