Beckfelds Briefe

An Peter Maffay

von Hermann Beckfeld

Hermann Beckfeld - Foto © Dieter Menne
Ein uneitler Rocker nimmt mit seiner Tournee Abschied von dem kleinen grünen Drachen Tabaluga: Peter Maffay gehörte 1983 zu den Erfindern der Fabelfígur, die Millionen Kinder und Erwachsene verzauberte.
 
Lieber Peter Maffay,
auch wenn Sie selbst nicht in das Kostüm von Tabaluga schlüpfen: Für mich sind Sie in den kommenden drei Monaten der kleine grüne Drache, der auf seine letzte große Reise geht und so vieles erfährt über die Zeit, über die Liebe, auch über den Tod. Kinder und der Tod, das paßt auf der Bühne so wenig zusammen wie das Märchen und der Rocker, der 1983 gemeinsam mit anderen die lustige Fabelfigur erfand. Der immer schon mutig und neugierig genug war, Grenzen zu überschreiten, und der Weltweit millionenfach belohnt wurde - mit dem verzückten Lächeln von Jungen und Mädchen. Von Erwachsenen. Die neue Tournee ist ein langer Abschied von einem Drachen voller Träume, Sehnsüchte, die in jedem von uns stecken. 54 Aufführungen in 90 Tagen, allein fünf Shows an drei Tagen in Dortmund.
Ich habe es Ihnen schon mal im Gespräch verraten: Noch nie sah ich Tabaluga tanzen, nie war ich in einem Ihrer Konzerte, nie habe ich eine Ihrer Schallplatten oder CDs gekauft. Dabei habe ich Ihre alten Schlager gemocht, herbeigefühlt in Zeiten, als es das Wort Kuschel-Rock noch nicht gab. „Und es War Sommer, das erste Mal im Leben ...“ Sie sind ein 63-jähriger, uneitler Rocker, der dazu steht, seine Schmuse-Hits der 70er und 80er zu singen und mit Tabaluga zu spielen. Der in Gesprächen so nachhaltig, ehrlich, bescheiden, ernsthaft und doch mit dem so sympathischen Quäntchen Humor rüberkommt. Der erzählen könnte von der Wehmut nach seiner rumänischen Heimat, von wilden, versoffenen Anfangsjahren, von seiner Stiftung und den vielen benachteiligten Jugendlichen, die mit ihm auf seiner Finca auf Mallorca leben oder an Bord des Tabaluga-Schiffes gehen.
 
Lieber Peter Maffay,
in Interviews vor dem Tournee-Start haben Sie über die Angst vor dem Tod gesprochen, über Ihre Zeit, die langsam abläuft. Lassen Sie den kleinen grünen Drachen weiterleben. Am Ende der Reise weiß er, daß die Zeit nur in Träumen anhält. Und daß es etwas gibt, das die Zeit besiegt. Die Liebe.
(13.10.2012)
 


Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Henselowsky Boschmann.
„Beckfelds Briefe“ erscheinen jeden Samstag im Wochenendmagazin der Ruhr Nachrichten.
„Beckfelds Briefe“ gibt es auch in Buchform 

Redaktion: Frank Becker