Só vim matar a saudade

Ulla Haesen – „Rio“

von Frank Becker

Só vim matar a saudade
 
Ulla Haesen beschwingt – und weckt Sehnsüchte
 
Wir alle kennen die Bilder des sonnenverwöhnten Landes, und wer schon einmal dort war, wird die Bossa Nova-Musik von Ivan Lins, Marcos Valle, Ary Barroso, Joyce Moreno, João Bosco, und Ronaldo Bastos, in der die Stimmung Brasiliens, der Copacabana von Rio de Janeiro schwingt, nie wieder vergessen. Ulla Haesen, deren Fähigkeiten i.S. Brasil-Jazz wir ja durch ihre Alben „Love, Tears & Joy“, „beleza!“ und „Abre Alas“ bestens kennen, und die wir seit 2011 auf unserer Jazz-Seite mit Vergnügen begleiten, hat  das Sehnsuchtsland, hat seine Musik und seinen Rhythmus tief verinnerlicht.  „Rio - Só Vim Matar A Saudade“ heißt ihr neues Album, das heute auf den Markt kommt und uns aus der Schwermut des bedrückenden Schmuddelwetters, das sich uns seit zwei Monaten aufs Gemüt legt, rettet. Nelson Faria hat den zärtlichen Titelsong geschrieben und begleitet Ulla an der Gitarre. Wir treffen auf den Aufnahmen gute alte Bekannte wieder, wie den Saxophonisten Gabriel Perez, den Pianisten Jesse Milner, den Bassisten Decebal Badila und den Mundharmonika-Virtuosen Hendrik Meurkens.
 
Das portugiesische Wort saudade drückt eine „Sehnsucht nach etwas“ aus – schon der Opener „Ela E Minha Cara“ mit Ulla Haesens weichem brasilianischem Timbre läßt tief durchatmen. Ulla Haesen hat sich auf einer Rio-Reise 2015 erneut infizieren lassen und ist nach ihrer Rückkehr mit einer erlesenen Schar von Musikern, darunter drei Kollegen, die sie in Rio kennengelernt hat, ins Studio gegangen und ein sehnsüchtiges, gleichzeitig flirrendes und schwingendes Album aufgenommen, das sich in die illustre Gesellschaft ihrer vorherigen Erfolgsalben nahtlos einreiht.
Man sagt den Finnen ja nicht grundlos nach, daß sie zu den Königen des argentinischen Tangos gehören. Was sollte also der Erkenntnis entgegenstehen, daß der Deutsch-Finnin Ulla Haesen die Krone des Bossa Nova gebührt. Ich jedenfalls plädiere dafür. Ulla Haesens Musik ist Sonne und Brasilien pur, ihr jüngstes Album höre ich wie die früheren mit großem Genuß. Das ist wie Urlaub, läßt sehnsüchtig lächeln, federleicht rhythmisch mitswingen und mittanzen. Auch diesem traumhaft eingespielten und perfekt abgemischten (Klaus Genuit) Album, zu dessen Glanzlichtern „Lembra de mim“ und „Rio de Janeiro“ mit Hendrik Meurkens gehören, verleihen die Musenblätter ihr Prädikat, den Musenkuß.
 
Ulla Haesen – „Rio - Só Vim Matar A Saudade“
© 2017 JAZZLINE - CD N 77048 / LP N 78048
Ulla Haesen (g, voc) - Kiko Freitas (dr) - Lula Galvão (g) - Nelson Faria (g) - Decebal Badila (b) - Alfonso Garrido (perc) - Jesse Milliner (p) - Francesco Petrocca (b) - Gabriel Pérez (as, ss, fl) - Jürgen Schuld (perc) - Hendrik Meurkens (harm)
 
1. Ela E Minha Cara – 2. Disfarça E Vem – 3. Rio - Só Vim Matar A Saudade – 4. Valeu – 5. Aquelas Coisas Todas – 6. Lembra De Mim – 7. Os Grilos – 8. Rio De Janeiro – 9. O Ronco Da Cuíca – 10. Estrela Guia
Gesamtzeit: 41:46
 

Foto © Ulla Haesen

Weitere Informationen:  www.ullahaesen.de