Bücher... (2)

Lektüre- und Geschenk-Tips

von der Musenblätter-Redaktion

© 1962 Bertelsmann Lesering
Bücher…
 
...die wir Ihnen unbedingt noch
vor Weihnachten vorstellen möchten.*
 
 
Philipp Röding - „Die Stille am Ende des Flurs“
Wohin sind die Eltern des Jungen verschwunden, und was ist zwischen ihm und der jungen Frau, die
 
auf der Couch der elterlichen Wohnung schläft? Was geschieht mit dem Mädchen, das sich im Kino vor der leeren Leinwand einen Film über die letzten 20 Minuten seines Daseins vorstellt? Wen vermutet der Hotelgast hinter der Tür des anderen Zimmers, an die er klopft?
In Die Stille am Ende des Flurs agiert Philipp Röding wie der Regisseur eines Episodenfilms, ein Kameramann, der eine Reihe von Einstellungen liefert, die über Motive und indirekte Verweise miteinander kommunizieren. Dabei kommentiert Röding nie, formuliert keine Erkenntnisse: Er schreibt entlang der äußeren Erscheinung, entwirft Szenen aus dem Leben von Großstadtunbekannten, die allesamt Kinder der Nouvelle Vague sein könnten, ist manchmal ganz nah an seinen Figuren dran, mal zeigt er sie verwackelt und unscharf; und wenn man einen Moment nicht hinsieht, sind sie verschwunden. Aber was geschieht, wenn eine Figur aus der Anordnung bricht? Wenn sie sich mitten im Lauf umdreht, durch die Kamera den Betrachter ansieht und es kurz darauf dunkel wird?
 
Philipp Röding - „Die Stille am Ende des Flurs“ - Erzählungen,
2013 Luftschacht Verlag, 96 Seiten, gebunden, Schutzumschlag - ISBN (Print) 978-3-902844-26-2
16,40 € (D), 16,90 € (A), CHF 22,50
Weitere Informationen: www.luftschacht.com
 
 
Peter Henisch – „Vom Wunsch, Indianer zu werden“
 
Im Kopf war Karl May ja schon oft in Amerika. Aber erst im September 1908, da ist er 66, macht er sich wirklich auf, um sich in Bremerhaven nach New York einzuschiffen, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Klara. Und wie es der Zufall will, trifft er auf dem Schiff ausgerechnet Franz Kafka, einen jungen Mann, der sehr schmal und sehr blaß an der Reling steht. Will er sich, Gott behüte, ins Meer stürzen? Und wer, wenn nicht Karl May und die viel jüngere Dame an seiner Seite, soll ihn davor retten, für die Literatur und das Leben? Das ist der Stoff, aus dem gute Geschichten sind, und manchmal sind das eben Dreiecksgeschichten. Peter Henischs Buch ist ein amüsantes Fantasie-Stück, ein raffiniertes Kammerspiel zwischen Realität und Fiktion. Mit leichter Hand und viel Fingerspitzengefühl bringt er Dinge zusammen, die wir in unserer Schulweisheit gerne trennen: Karl May und Franz Kafka, U und E, Lebenslüge und Lebensangst. Wen wundert’s, daß da die Funken sprühen!

Peter Henisch – „Vom Wunsch, Indianer zu werden“
© 2012 Residenz Verlag, 160 Seiten, gebunden, Schutzumschlag - ISBN: 9783701715855
19,90 €
Weitere Informationen: www.residenzverlag.at
 
 
Garri Kasparow – Warum wir Putin stoppen müssen“
 
Die Neue Eiszeit: Der Aufstieg des hochrangigen ehemaligen KGB-Offiziers Wladimir Putin zum russischen Präsidenten im Jahr 1999 hätte für uns ein Warnsignal sein können, dass sich Russland in eine nicht demokratische Richtung bewegt. In den folgenden Jahren jedoch – während die USA und die anderen führenden Nationen eine auf Russland zielende Appeasement-Politik betrieben – hat sich Putin nicht nur zu einem Diktator, sondern zu einer globalen Bedrohung entwickelt. Mit seinem riesigen Arsenal an Nuklearwaffen bildet Putins Russland das Zentrum eines weltweiten Angriffs auf die politische Freiheit. Putins Russland stellt sich wie der IS oder wie Al Qaida gegen die demokratischen Länder dieser Welt. Es ist noch immer dem Kalten Krieg verhaftet und hat seine Lektionen daraus nicht gelernt.
Damit wir uns nicht weiter in einen neuen kalten Krieg verwickeln, fordert Kasparow, dass wir in den USA und Europa auf wirtschaftlicher und auf diplomatischer Ebene eindeutig Stellung gegen Putin beziehen. Solange die Staatschefs der demokratischen Länder nach wie vor Beziehungen zu Putin unterhalten und mit ihm verhandeln, hat er Anerkennung, Glaubwürdigkeit und Rückhalt im eigenen Land.
Kasparow argumentiert mit der ihm eigenen klaren Logik und aus seiner Überzeugung und der Liebe zu seinem Land heraus. „Warum wir Putin stoppen müssen“ ist ein Aufruf zu handeln und die Bedrohung durch Putins Russland nicht länger zu ignorieren.
 
Garri Kasparow – Warum wir Putin stoppen müssen“ - Die Zerstörung der Demokratie in Russland und die Folgen für den Westen
© 2015 DVA, 409 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, Register – ISBN: 978-3-421-04727-4
22,99 €
Weitere Informationen: www.randomhouse.de
 
 
Sarah Meyer-Dietrich – „Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen“
 

Nur weg aus diesem Leben. Sie steigt in Castrop-Rauxel in den nächstbesten Zug, fährt planlos durchs Ruhrgebiet. Verliert sich im Gewirr aus Städten und Menschen. Denn die Geschichten, die sie in den Gesichtern der Mitreisenden zu entdecken meint, vermischen sich immer mehr mit den Schatten der eigenen Biografie ...
„An guten Tagen lese ich den Kunden ihre Wünsche von den Gesichtern ab. Das Mädchen mit rundlichen Wangen und Sommersprossen: ein Donut mit Streuseln. Ich weiß es, bevor sie es ausspricht. Erst sagt es ihr Gesicht. Dann sagt es ihr Mund. Lieber würde ich bei der Arbeit den Menschen nur aufdie Hände schauen. Gesichter verraten zu viel.“
Sarah Meyer-Dietrichs Roman ist ein rhizomatisches Verwirrspiel um Familie, Liebe und Identität. Anrührend, komisch, verstörend, surreal.

Sarah Meyer-Dietrich – „Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen“
© 2016 Henselowesky Boschmann / Ruhrgebiet de luxe, 160 Seiten, gebunden, Lesebändchen, Fadenheftung – ISBN: 978-3-942094-65-8
9,90 Euro

 
„Der blinde Fleck - Bremen und die Kunst in der Kolonialzeit“ – (Hrsg. Julia Binter)
Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Bremen vom 5. August bis 19. November 2017  
Die Hansestadt Bremen war im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein blühendes Zentrum des internationalen Handels. Die globalen Verflechtungen
 
jener Zeit spiegeln sich auch in der Sammlung der Kunsthalle Bremen wider. Die Autorinnen des Katalogs gehen diesen kolonialen Spuren in der Museumssammlung nach.
Viele der Werke, die während der Kolonialzeit in die Sammlung der Kunsthalle Bremen gelangten, thematisieren damalige Klischees des Fremden und Exotischen. Die Autorinnen verbinden zum einen die Geschichte des Hauses mit der globalen Handelsgeschichte, zum anderen zeigen sie, welche Rassismen und Exotismen Kunstwerken z. B. von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde oder Fritz Behn innewohnen. Die europäischen Perspektiven der damaligen Zeit werden mit außereuropäischen, darunter auch zeitgenössischen Positionen der Kunst in Dialog gesetzt. So ermöglicht das Buch eine postkoloniale Perspektive nicht nur auf die Sammlung der Kunsthalle Bremen, sondern auch auf die Kunst der Moderne.
Die Herausgeberin
Julia Binter ist kuratorischer Fellow im Programm „Internationales Museum“ der Kulturstiftung des Bundes an der Kunsthalle Bremen. Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien, Paris und Oxford. Von 2010 bis 2013 kuratorische Assistentin am Weltmuseum Wien. Seit 2009 Lehrbeauftragte an der Universität Wien.
Die Autorinnen
Anna Brus, Mitarbeiterin an der Universität Siegen und Gastkuratorin am Rautenstrauch-Joest Museum Köln; Anna Greve, Referatsleiterin des Bereichs Museen beim Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen und Privatdozentin der Universität Bremen; Yvette Mutumba, Mitbegründerin und Chefredakteurin des Kunstmagazins Contemporary And (C&)
 
„Der blinde Fleck - Bremen und die Kunst in der Kolonialzeit“ – (Hrsg. Julia Binter)
© 2017 Kunsthalle Bremen / Dietrich Reimer Verlag, 192 Seiten, mit zahlreichen Farb- u. s/w-Abbildungen, Register, 16,5 x 23 cm, Hardcover - ISBN 978-3-496-01590-1
19,90 € [D]
Weitere Informationen: www.reimer-verlag.de
 
 
Schichtwechsel – Poetische Schlagwetter (Hrsg. Heinrich Peuckmann, Gerd Puls)
 
Erzählungen über Arbeit
Zeitarbeit, Scheinselbständigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, auch bei Akademikern – Schlagwörter, hinter denen Schicksale stehen. Menschen mit Hoffnungen, Sehnsüchten, Enttäuschungen, Ängsten. Höchste Zeit, daß sich die Literatur wieder diesem Thema zuwendet.
Elf prominente Autoren (Hermann Schulz, Regula Venske, Artur Nickel, Heinrich Peuckmann, Alfred Behrens, Josef Haslinger, Gerd Puls, Matthias Biskupek, Christine Nagel, Jan Decker, Karl Otto Mühl) haben Erzählungen mit großer inhaltlicher Breite und in sprachlicher Vielfalt geschrieben und zeigen, daß das Thema Arbeit spannend, anrührend oder auch schockierend ist.
 
Schichtwechsel – Poetische Schlagwetter (Hrsg. Heinrich Peuckmann, Gerd Puls)
© 2017 asso Verlag /assoline B1, 182 Seiten, Broschur - ISBN 978-3-938834-87-9
9,90 €
Weitere Informationen: www.assoverlag.de
 
 
Andreas Keller/Winfried Siebers – „Reiseliteratur“
Reiseliteratur entsteht seit der Antike. In besonders großer Zahl wurden Reiseberichte seit der Frühen Neuzeit verfaßt. Die sozialen, medialen und
 
wissenschaftlichen Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert verstärkten die Entwicklung noch. Die Einführung behandelt Texte, die vor, während und nach der Reise entstehen. Darunter finden sich faktenbasierte Führer, flüchtige Eindrücke in Journalen oder Briefen und literarisch ambitionierte Reisebücher. Geschichte, Theorie und Interpretation der kulturgeschichtlich aussagestarken Gattung werden gleichermaßen in den Blick genommen. Eine leicht verständliche Anleitung zum methodischen Umgang mit Reisewerken findet in exemplarischen Analysen ihre praktische Ergänzung. Hierzu herangezogen werden Georg Forsters ›Reise um die Welt‹, Heinrich Heines ›Reisebilder‹ und Lou Andreas-Salomés ›Tagebuch der Reise mit Rainer Maria Rilke‹.

Andreas Keller/Winfried Siebers – „Reiseliteratur“
Hrsg. von Gunter E. Grimm und Klaus-Michael Bogdal.
Weitere Artikel von Klaus-Michael Bogdal, Gunter E. Grimm, Andreas Keller, Winfried Siebers
© 2017 WBG Germanistik kompakt, 184 Seiten, Broschur, mit acht s/w Abb., BibliogrPHIE; Orts- und Namensregister, 16,5 x 24 cm – ISBN: 978-3-534-26853-5
19,95 €
Weitere Informationen: www.wbg-wissenverbindet.de
 
* Wir haben dazu mit Überzeugung die Pressetexte der Verlage benutzt.