Musikstadt Leipzig
Diese Stadt ist voller Musik. Auf den Plätzen spielen mehr und bessere Siebenundzwanzig Jahre lang, jede Woche eine Kantate Vor allem natürlich Johann Sebastian Bach. Gegenüber der Thomaskirche hatte unser Rundgang begonnen, im Bachhaus. Hier hat der Thomaskantor zwar nicht gewohnt, ging aber im Barockhaus seines Freunds Georg Heinrich Bose ein und aus. Steigt man nun dieselben Stiegen wie einst Bach hoch, taucht man in seine Welt sofort ein, schaut einer Bachbüste in die Augen, erblickt Instrumente seiner Zeit wie die Oboe d’amore oder die Viola d’amore, findet Notenblätter von seiner Hand, Originaltextbücher seiner Kantaten, aber auch banalere Schriftstücke wie Honorarquittungen, dann des Komponisten Handbibel oder einen Stammbaum, auf dem seine kaum zu zählenden Kinder verzeichnet sind. Besuch bei Mendelssohn Bevor wir nun unseren Rundgang in Musik fortsetzen, haben wir die Wahl, nehmen wir im Bachstübl ein Bachbier zur Erfrischung oder sächsische Quarkkeulchen zur Stärkung. Ob wir uns danach zum alten Rathaus wenden, das Bach häufig aufsuchte, oder zur Nikolaikirche, wo sein
Erst kurz nach der Wende wurde das Haus auch auf Drängen des Gewandhaus-Dirigenten Kurt Masur vor dem Verfall gerettet und zu einen privat geführten Museum umgestaltet. Hier fühlen wir uns wie bei Mendelssohns eingeladen, so ist man aus der Gegenwart der heutigen Großstadt herausgerissen, zumal, als wir den Rosengarten hinter dem Haus betreten, um Rast auf dem Rundgang zu machen und der Frage nachzusinnen, warum Leipzig ein Mekka der Musik ist. Hier wäre frühzeitig eine bürgerliche Kultur entstanden, die sowohl das Gewandhausorchester als auch viele Chöre und Musikvereine hervorgebracht hätte. Zudem wäre in den Familien die Hausmusik gepflegt worden, meint die Leiterin des Museums Christiane Schmidt zu unserer Frage. Und natürlich wäre es der Schatten Bachs gewesen, der nicht nur Mendelssohn und Schumann angezogen hätte. Robert und Clara Schumann gleich um die Ecke Fünfzehn Minuten Fußweg führen uns von Mendelssohn zu den Schumanns in die Inselstraße zu einem prachtvollen Bürgerhaus, das Robert und Clara Schumann ebenfalls in der Bel Etage bewohnt haben. Clara entstammte einer angesehen Bürgersfamilie der Stadt, der Vater Friedrich Wieck
Wir nehmen uns vor, am Abend einem Konzert im wunderschönen spätklassizistischen Saal des Schumannhaus zu lauschen. Konzerte gibt es in der Musikstadt nahezu täglich, ob nun bei Schumann, Mendelssohn, Bach, im Gewandhaus oder in einer der Kirchen, gelegentlich auch mit dem weltberühmten fast 800 Jahre alten Thomaner - Knabenchor. Wir machen noch einen Abstecher in die Instrumentensammlung im Grassihaus, denn der Besuch ist nicht nur für den Musikliebhaber ein besonderes Ereignis. Leipzig war immer schon nicht nur eine Stadt der Musiker, sondern auch der Instrumentenbauer, die wie wir lesen die „Sehnsucht nach dem vollkommenem Klang“ trieb, was heute noch die Pianofabrik Blüthner bezeugt. Wir bestaunen Instrumente aus alten Zeiten, wie den krummen Zink, das Krummhorn, die Oktavgeige, mit mythischen Szenen oder Ansichten des Canal Grande von Venedig vielfarbig bemalte Cembali, winzige Tanzmeistergeigen, die Pandurine. Drückt man einen Knopf, so kann ein jeder hören, wie diese heute unbekannten Instrumente klingen. In einem Klanglabor kann man ihnen gar selbst Töne entlocken, wozu erstaunlich sachkundige Aufseher Erklärungen geben.
Da Leipzig Deutschlands Kaffeehauptstadt, in der Bach seine Kaffeekantate schuf, kehren wir nach soviel Musik im „Arabischen Coffebaum“ ein, spielen den „Kaffeesachsen“, genießen ein „Schälchen Heeßen“ und erfahren, hier trank schon Robert Schumann als Stammgast seinen Kaffee, schuf mit seinen Freunden gegen die Spießer der Stadt den „Davidsbund“, gründete nicht nur eine heute noch existierende Musikzeitschrift, sondern komponierte auch die „Davidsbündlertänze“, die er auch einen „Polterabend“ in Musik nannte. Der Leipziger Tourist Service bietet ein Spezialarrangement „Bach. Leipzig und mehr“ an. Informationen Tel. 0341/7104-275 oder www.lts-leipzig.de
© Jörg Aufenanger - Dieser Artikel erschien erstmals am 5.3.2008 in der Frankfurter Rundschau |