Raum 4 beleuchtet den Dialog mit den Künstlern Wiethüchter, Seiwert und Lasar Segall. Mit Wiethüchter und Seiwert war Adler bereits seit seinen Anfängen in Deutschland befreundet; sie standen im engen Austausch über inhaltliche Fragen der Kunst, der Religion und der Politik allgemein. Im künstlerischen Dialog entwickelten sie ihren individuellen Stil, aber beeinflußten sich auch gegenseitig. Der katholische Seiwert gestaltete einen leidenden Christuskopf, Adler verarbeitete in einem düsteren Porträt die Zerstörung Lodzs während des Ersten Weltkriegs.
Anfang der 1920er Jahre trat Jankel Adler in engere Beziehung zu der Gruppe der „Kölner Progressiven“. Raum 5 erzählt von den Beziehungen zu Seiwert, Heinrich Hoerle und Gerd Arntz, die eine linksradikale Haltung einnahmen und mit ihrer konstruktivistischen Bildsprache ihren politischen Willen zur gesellschaftlichen Neuerung Ausdruck verliehen. Sie wollten nicht nur die Gesellschaft gerechter machen, sondern auch den Kunstbetrieb revolutionieren. Adlers jüdische Motive sind (nicht wie bei Chagall in dieser Zeit) poetisch überhöht, sondern zeigen die harte Realität der Menschen, lediglich mit ein wenig „mystischem Schimmer des Unwirklichen“, wie Seiwert es nannte. Durch sein extremes Spiel mit Flächen, Farben und Materialien hebt er sich von den anderen ab, was besonders in der Reihe der Selbstporträts deutlich wird. Mit den sich überlagernden Farbfeldern schließt Adlers Selbstporträt von 1924 an den synthetischen Kubismus an; die Farbkombination von Schwarz, dunklem Rot und der an Gold erinnernde Ockerton greift aber die Farbigkeit byzantinischer Ikonen auf.
Der Fotograf August Sander verewigte Adler mit anderen Malern der Zeit in seinem dokumentarischen Projekt „Menschen des 20. Jahrhunderts“.
Raum 6 beleuchtet eine Künstlerin im Kreis der „Kölner Progressiven“: die ebenfalls politisch engagierte und emanzipiert auftretende Angelika Hoerle, die Frau Heinrich Hoerles, 1923 jung an TBC verstorben. Adler hat in seinem Bildnis das besondere Charisma der Todgeweihten eingefangen und mit verschlüsselten Anspielungen eine geheimnisvolle Sphäre um sie geschaffen. Adlers Gestaltung nähert sich hier über den Kubismus und Konstruktivismus hinaus dem Surrealismus, dem Magischen Realismus und der Pittura metafisica. In der Ausstellung sind weitere Arbeiten von Angelika Hoerle und aus ihrem Umfeld zu sehen, in denen sich die intimeren Beziehungen zwischen den Freunden, aber vielleicht auch Reflexe auf Adlers Bildnis widerspiegeln
Raum 7 dominieren zwei großformatige Werke: Jankel Adlers „Bildnis Else Lasker-Schülers“ und daneben Arthur Kaufmanns Bild von Jankel Adler und seiner Lebensgefährtin Betty Kohlhaas, die er im linksradikalen Milieu des Düsseldorfer Aktivistenbundes kennengelernt hatte. Sie haben nie geheiratet, denn sie wollten keine Zugeständnisse an die bürgerliche Mentalität machen, auch nicht nach der Geburt ihrer Tochter Nina (1927-1991). Der jüdisch-stämmige Maler Arthur Kaufmann war ein Freund aus dem Umfeld der Galerie der Mutter Ey in Düsseldorf, wo auch Adler verkehrte.
Das „Bildnis Else Lasker-Schüler“ gehörte schon früh dem Barmer Kunstverein, wurde von den Nazis als „entartet“ beschlagnahmt und tauchte erst 1985 bei der Jankel-Adler-Ausstellung in Düsseldorf wieder auf, so daß das Von der Heydt-Museum es zurückkaufen konnte.
Folgen Sie am Montag hier weiter dem Gang durch die Ausstellung.
Informationen auch unter: http://www.jankel-adler-ausstellung.de/ |