Von der Leichtigkeit des Seins - Triosence live

Bei der Präsentationstournee für ihr neues Album mit Genuß gehört

von Frank Becker
Bernhard Schüler - Foto © Frank Becker
Triosence live

Ein exorbitantes junges Jazz-Trio
mit seinem hinreißenden Tourneeprogramm

Sie kennen, liebe Leser und Jazzfreunde, das Trio um den Pianisten Bernhard Schüler - mit Stephan Emig am Schlagzeug (und an mindestens 31 Percussion- Instrumenten) und Matthias Nowak am Kontrabaß - von der Besprechung ihres vorigen „away for a while“ und ihres jüngsten Albums „when you come home“ hier in den Musenblättern. Zur Zeit sind die drei Musiker auf einer Präsentations-Tournee durch Deutschland unterwegs -  und ich hatte am vergangenen Freitag das Glück, eines ihrer Live-Konzerte im Wuppertaler Rex-Theater hören zu können. Wer da war, wird es bestätigen: ein Jazz-Bonbon allererster Güte, ein Programm der Leichtigkeit des Seins und der kleinen Sensationen.

Der intime kleine Saal des Rex mit seinem erstklassigen Young Chang Stutzflügel bietet Platz für rund 90 Gäste –

triosence - Foto © Frank Becker
und die waren vollzählig gekommen, um sich für reichlich zwei Stunden entführen zu lassen. Triosence bietet nämlich Jazz der Klasse „zum Träumen und Abheben“ – Musik von unerhörter Leichtigkeit, zugleich seelenvoller Tiefe und virtuoser Komplexität. Mitgebracht hatte triosence Stücke der drei bisher eingespielten Alben („first enchantment“ werden wir ihnen hier recht bald auch noch vorstellen) und einige neue Kompositionen von Bernhard Schüler, der mittlerweile über ein nicht nur von der Menge, sonders auch und besonders von der hochrangigen Qualität seiner Musik her sehr beachtliches Œuvre verfügt und ein brillanter Interpret der eigenen Werke ist. „Waltz for Andrea“ und „For my best friend“, zwei zärtliche Widmungsstücke, eröffneten einen Abend voller Genüsse, gefolgt von „Heart in the head“, raffinierten Tempi-Wechseln in „Distance means nothing“. Ganz zauberhaft mit feinen Percussions und gestrichenem Kontrabaß entführte „emi“ (noch nicht auf CD) in e-Moll.

Schon sperriger zeigten sich „Shades of sundial“ und „Heart of clays“, ein Stück, das sich regelrecht

Matthias Nowak/Stephan Emig - Foto © Frank Becker
wie in einem Wirbel in die Höhe schraubt. „Time stands still“ hatte Bernhard Schüler sein Piano-Solo betitelt – und sanft ließ es in der Tat die Zeit beinahe ruhen, so sehr nimmt es Druck und Hektik von Gemüt und Schultern. Eine dankenswerte Therapie. „African festival“ featured Schlagwerk und Kontrabaß im intensiven perkussiven Dialog, hier konnten sich Stephan Emig und Matthias Nowak lustvoll den Ball zuspielen. „No risk, no fun“ schloß diesen Jazz-Abend der ganz besonderen, weil experimentierfreien, elegant-harmonischen und bis ins i-Tüpfelchen perfekt arrangierten Art, bei dem hie und da Vince Guaraldi über die Schulter des Pianisten schaute.

Matthias Nowak, der dritte Bassist und ein fingerfertiger Gewinn für das Trio, überzeugte wie schon auf „when you come home“. Man darf hoffen, daß er der Formation erhalten bleibt. Stephan Emig

Bernhard Schüler/Matthias Nowak/Stephan Emig
Foto © Frank Becker
gehört zu der seltenen Gruppe von Schlagzeugern, die Drumset und Percussion in gleicher hoher Qualität beherrschen, und schließlich ist Bernhard Schüler am Klavier ein Frontmann von Bescheidenheit in diametralem Gegensatz zu seiner hohen musikalischen Qualität. Rare Genüsse eines herausragenden Trios, das einen jungen Modern Jazz in bester klassischer Tradition vertritt, von dem noch einiges zu erwarten ist und ganz gewiß in Zukunft noch viel zu hören sein wird.

Die weiteren Konzerttermine der Tournee finden sie unter: www.triosence.de