Aus meinem Zettelkasten (7)

Geschichten, Fingerzeige und ein Gedicht

von Erwin Grosche

Erwin Grosche
Foto © Uwe Nölke

Aus meinem Zettelkasten 7

 

1. Padermann, Drewermann und Nadermann saßen am Supermannstammtisch im Lenz. Horst brachte den Supermännern drei Bier und schrieb es bei Nadermann auf den Deckel, der als Zoodirektor das meiste Geld verdiente. „Die Milch im Marktkauf“, sagte Padermann, „schmeckt irgendwie fischig.“ Drewermann schüttelte den Kopf, trank sein Bier mit einem Schluck aus und flüsterte: „Laß den Marktkauf in Ruhe, Padermann. Die Milch im Marktkauf schmeckt genauso gut wie die Milch im Rewe.“ Padermann schüttelte den Kopf und schaute verschwörerisch Nadermann an. „Ich finde auch“, sagte Nadermann, „daß die Milch im Marktkauf fischig schmeckt.“ Drewermann schloß die Augen, er konnte keine Ungerechtigkeiten ertragen. „Das ist doch alles Quatsch“, sagte er. „Ich habe aus dem Marktkauf Milch getrunken, die schmeckte einfach nur nach Milch.“ Padermann und Nadermann lachten. Sie liebten es, Drewermann zu ärgern. „Ich habe schon Milch aus dem Marktkauf getrunken“, sagte Padermann plötzlich, „die schmeckte irgendwie nach Drewermann.“ Padermann und Nadermann lachten, endlich stimmte auch Drewermann in das Gelächter ein. „Oh wie albern ihr seid“, schrie Drewermann. „Wir werden alle in der Hölle landen.“

2. Das wissen sie selber besser als ich, daß zuviel Intelligenz auch dumm machen kann.
Meiner Meinung nach wird die Intelligenz doch sehr überschätzt. Ich habe noch kürzlich etwas erfahren, da habe ich gedacht, das möchte ich jetzt gar nicht wissen. Ich habe einen Freund, der ist voll blöd, der weiß das gar nicht. Da habe ich auch gedacht, so gut möchte ich es auch mal haben.

3. Manche Handtücher sind so schön, da möchte man sich abtrocknen, auch wenn man gar nicht naß ist.

4. Manchmal wird bei Lidl auch gesungen. Ich sah mal eine Kassiererin, die sang dort dieses Lied: „Bum Bum Bum, schlägt so mein Herz, und fragt mich: Spürst du den Schmerz? Und ich sag: „Solang ich fühl, Bum Bum Bum, ist mir nicht kühl.“ Natürlich wußte sie nicht, daß sie dabei überwacht wurde. Vielleicht hätte sie sonst ein anderes Lied gesungen.

5. Padermann hatte über sich einen Regenschirm aufgespannt, der mit bekannten Paderborner Motiven beeindrucken wollte. Man sah dort unter einem strahlend blauen Himmel den Dom und den heiligen Liborius, die Sonne schien über dem Rathaus und über allem, was sonst noch in der Paderstadt geschätzt wurde. Alle Häuser und Denkmäler wurden von einem blauen Himmel begleitet, als hätte der Zeichner die Dreihasenstadt an einem Sonnentag gemalt. Ging man nun bei Regen unter dem aufgespannten Regenschirm durch die Regenstadt, wurden die sommerlichen Bildmotive von Regentropfen bestürmt. Konnte man mit diesem Widerspruch leben? Wie mußte man sich fühlen, wenn es aus allen Himmeln schüttete, nur der aufgespannte Regenschirm gaukelte eine lichtdurchflutete Innenstadt vor? Trug man nicht über sich eine sonnenbeglückte Parallelwelt, die vom Richtigen im Falschen kündete (oder umgekehrt)? Wäre es nicht konsequenter gewesen, den Regenschirm durch eine gewisse Grauheit und Nüchternheit seinem Einsatzzweck anzupassen? Sicher, ein Regnschirm muß auch gefallen, wenn es nicht regnet. Oft trägt man einen Regenschirm bei sich, weil man Regen fürchtet. Man will auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und dann regnet es doch nicht. Wie kann ich einen Regenschirm mit Wetterstimmungen schmücken, die seinen Einsatz unnötig machen würden? Schlägt man die Hand, die einen ernährt? Wenn der Künstler diesen Motiven einen Regenbogen hinzugesetzt hätte, das hätte wieder Sinn gemacht. Denn wenn der sonnengeschmückte Regenschirm von Regentropfen begleitet wird, dann müßte sich eigentlich ein Regenbogen bilden. Hier würde etwas Gemeinsames entstehen, was Sonne und Regen verbindet. Das wäre sinnvoll gewesen. Zum Glück war Padermann ein Superheld, der solche Zerreißproben mit links meistern konnte. Als Superheld tropfte der Regen von ihm ab wie von einer Teflonpfanne. Padermann trug den Paderbornregenschirm nur, um nicht in diesem Regenloch unnötig aufzufallen.

6. Kürzlich stand Herr Ramsis an der Fußgängerampel. Es wurde gerade grün, als er neben sich einen Schmetterling sah, der auch bei „Grün“ die Straße überquerte. Herr Ramsis wollte gerade überrascht tun, als er sich an das Entenpaar erinnerte, das auch manchmal vor dem Cafe Röhren stand, und dort um Einlaß bat. „Die Natur ist verrückt geworden“, sagte Herr Ramsis zu seiner Frau. Frau Ramsis fütterte gerade ihren Goldfisch und der schüttelte nur den Kopf über die ewig Gestrigen.

7. Das Buch über die afrikanischen Elefanten war ganz schwer und mußte von drei Leuten getragen werden.

8. Unter dem Stichwort „Eisgenußverstärker“ kann man auf youtube einen neuen Film des Heftigkeitenautors sehen. Der kleine Film ist vier Minuten lang und spielt vor dem Eiscafe Venezia in Paderborn. Er wurde 2007 gedreht von Reinhard Jäger und ist erschienen beim Paderborner Bilderdienst. Das Anschauen ist kostenlos.

9. Auch in Ostwestfalen gibt es immer besondere Überraschungen zu entdecken. Wer mal durch den Haxtergrund spazieren geht und nach einiger Zeit in Hamborn landet, ist erstaunt, dort ein neues Café zu entdecken. Gegenüber dem Hamborner Supermarkt hat das Café in der „Alten Schule“ seine Tore geöffnet. Hier wird man nicht nur bedient, hier wird man verwöhnt. Selbstgemachter Kuchen, leckere Speisen und viele Überraschungen machen den Besuch im Cafe „Alte Schule“ immer zu einem Erlebnis. Wer das Besondere liebt, wer sich gerne überraschen läßt, wer auch mal etwas Neues ausprobieren will, sollte hier mal vorbeischauen. Abgerundet wird das ernährungsbewußte Angebot durch Lesungen und Konzerte, die hier einen festen Platz gefunden haben. Café „Alte Schule“ in Hamborn, mehr als ein Geheimtip.

10. Ich war mal mit einer Frau zusammen, die war vom Satan besessen. Dachte ich wenigstens, bis ich dann mal den Satan persönlich traf und der mir anvertraute, daß er sich an diese Frau auch nicht herantrauen würde. Da habe ich doch Angst bekommen.

11. ELEFANTENGEDICHT: Ich streichle gerne deinen Bauch/ und deinen dicken Hintern/ und küßt du mich, dann ist es Brauch/ bei dir zu überwintern// Ich liebe an dir deinen Platz/ und deine großen Ohren/ ich bin ein Floh, du bist mein Schatz/ hab mich in dir verloren// Ich sah dich mal in einem Zoo/ in einem Zoo in Brüssel/ du standest da und winktest froh/ mit deinem grauen Rüssel/ So war es gleich um mich geschehn/ wir lachten und wir sangen/ wolln niemals auseinandergehn/ so hat es angefangen//


© Erwin Grosche - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2008