„Von einer Disparation in die andere...“

Goldonis „Diener zweier Herren“

von Frank Becker

Andreas Möckel - Foto © Michael Hörnschemeyer
„Von einer Disparation in die andere...“
 
Goldonis „Diener zweier Herren“ feiert an den Wuppertaler Bühnen
seine zwerchfellerschütternde Renaissance
 
Kurz vor Ende der vergangenen Spielzeit mit einer umjubelten Premiere in den Spielplan aufgenommen, ist Carlo Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ in der Übersetzung von H.C. Artmann und der Inszenierung von Christian von Treskow die beste Empfehlung für die neue Saison des Wuppertaler Schauspiels. Wer im es Juni nicht geschafft hat, dieses Vergnügens teilhaftig zu werden, sollte unbedingt den 11. Oktober reservieren.
Dann nämlich werden der urkomische Truffaldino, die liebreizende Smeraldina, der alte Zausel Pantalone, der burleske Dottore Lombardi, der sympathisch intrigante Brighella (Hans Richter) und all die übrigen Charaktere des brillant besetzten Personals wieder den Vorhang vor dem Goldoni´schen Tollhaus aufziehen, als seien Blätter von „Pension Schöller“ ins Skript gerutscht.
 
Klassisch der Guckkasten, den Jürgen Lier drehbar auf die offene Bühne gestellt, mit raffinierten Details ausgestattet und zu einem ununterbrochen witzige Überraschungen bereit haltenden Allround-Spielort gestaltet hat. Herrlich die in weiß gehaltenen Kostüme, mit denen Dorien Thomsen dem Auge durchweg Vergnügen bereitet und von überwältigender Komik das vor spürbarer Spielfreude sprühende Ensemble. Umwerfend burlesk und saftig Grandseigneur Bernd Kuschmann, ächzend die Szene umkreisend und durchmessend. Von wohltuender Frechheit, zuckersüß, in blitzsauberer Art verführerisch und herrlich verliebt Anja Barth als Zofe, die sich als Running Gag zierlich mit ihrem Tutu durch die Türen schraubt, geradezu atemberaubend in seiner Rolle als doppelter Diener aufgehend und als seinerseits mächtig in Smeraldina verliebter tölpelhafter Truffaldino Thomas Braus.
 
Er, Thomas Birnstiel als sogar unter Einsatz einer Kettensäge um seine Clarice (Maresa Lühle) kämpfender Silvio und Andreas Möckel, der als Dottore Lombardi erneut mit einer komödiantischen Spitzenleistung überzeugt, bilden ein umwerfendes Trio, das glücklicherweise auch für die neue Spielzeit in Wuppertal unterschrieben hat. 
Sehr sympathisch Neuzugang Frederik Leberle, der als Florindo einen beachtlichen Einstand gab – Wuppertal hat wieder einen jugendlichen Liebhaber. Christian von Treskow und seine Wuppertaler Schauspieltruppe haben mit ihrer Inszenierung ein auf leichte und erfrischende Art albernes Meisterstück abgeliefert, das Goldoni alle Ehre antut. Selten so gelacht!
 
 
Frank Becker, 13.8.05