Tiefgründig, witzig, punktgenau

Made in Franken - Best of Mundart - hrsg. von Steffen Radlmaier Norbert Treuheit

von Frank Becker

Tiefgründig, witzig, punktgenau
 
Fränkische Lyrik aus fünf Jahrzehnten
 
nix gechä hochdaidsche gedichde!
obbä manchmall kummäs mä su vuä
wäi laudä schäine heisä
mid lauda schäine fensdälä
obbä wemmä neigäih will
fehld die diä!
Fitzgerald Kusz
 
Man muß beileibe kein Franke sein, um das Land und die Mundart dieser herrlichen Region zu lieben, die ganz nebenbei auch mit ihren kernigen Weinen und ihrer landestypisch gediegenen Küche ein Paradies ist. Wir müssen uns natürlich im Klaren darüber sein, daß wie bei jeder anderen regionalen Sprache auch die Mundart wieder von Ort zu Ort differiert, wie Mitherausgeber Steffen Radlmaier in seinem in die Geschichte der fränkischen Mudartdichtung einführenden Vorwort auch hervorhebt. Wir machen uns das hier und in diesem Fall, vielleicht ja auch gegen jede Ordnung und jeden Unterschied leicht und erheben Nürnberg zum Zentrum unserer Betrachtung, selbst wenn es sogar dem Fremden bei der Lektüre und dem Versuch ihrer phonetischen Umsetzung auffällt wie deutlich sich schon die Idiome Bambärchs und Närmberchs unterscheiden. Das mag daran liegen, daß unser fränkischer Hausautor Fitzgerald Kusz, den unsere Leser durch viele Veröffentlichungen kennen, uns das Fränkische mit Nürnberger Zungenschlag ans Herz geheftet hat – und auch der von mir sehr geschätzte Kabarettist Matthias Egersdörfer aus Nürnberg stammt.
 
Der ars vivendi verlag aus Cadolzburg, der in seinem Programm das Fränkische mit Hingabe pflegt, hat eine amüsante Anthologie fränkischer Lyrik, dem besten aus 50 Jahren, heißt es, zusammengestellt und nicht unter dem Titel „hergställd in Franggen“ vorgelegt, auch nicht „Gemacht in Franken“, sondern schlimm fremdsprachig – meine Finger zaudern über der Tastatur – als „Made in Franken – Best of Mundart“. Das hätten Engelbert Bach (Kitzingen), Gerd Bräutigam (Volkach), Gerhard Falkner (Schwabach), Klaus Gasseleder (Schweinfurt), Gottlob Haag (Wildentierbach), Helmut Haberkam (Dachsbach), Günther Heißleitner (Nürnberg), Manfred Kern (Rothenburg), Gerhard C. Krischker (Bamberg), Matthias Kröner (Nürnberg), Fitzgerald Kusz (Nürnberg), Anneliese Lussert (Marktbreit), Klaus Schamberger (Nürnberg), Wilhelm Staudacher (Rothenburg), Eberhard Wagner (Weimar? – lebt in Bayreuth) und Harald Wiegand (Langenfeld/Neustadt) bestimmt prima ins Fränkische übersetzen können. Damit haben Sie auch gleich die Namen der Mitwirkenden dieser ganz köstlichen, kurzweiligen und wertvollen Anthologie.
 
„Dieser Band versammelt erstmals die besten fränkischen Gedichte der letzten fünf Jahrzehnte: herzhaft, couragiert und witzig“, sagt der Verleger Norbert Treuheit zum Buch – und er hat damit Recht.
Als im Wuppertaler Exil lebender Berliner, bekenne ich als Rezensent fröhlichen Herzens: „Köstliche Lektüre, tiefgründig, witzig, punktgenau!“ Schmökerstoff für die Teestunde im Ohrensessel oder für den Nachttisch, damit man mit einem Lächeln einschlafen kann. Eine dringende Empfehlung der Musenblätter und allemal unser Prädikat, den Musenkuß wert.
 
Made in Franken - Best of Mundart
Herausgegeben von Steffen Radlmaier und Norbert Treuheit
© 2018 ars vivendi verlag, 180 Seiten, Paperback - ISBN 978-3-86913-876-3
15,- € (D)  /  15,90 € A)
Weitere Informationen: https://arsvivendi.com/