Die Variationen der Liebe

Dietmar Grieser – „Was bleibt, ist die Liebe“

von Renate Wagner

Die Variationen der Liebe
 
Dietmar Grieser bleibt unverwechselbar
und bewährt beim Thema
 
Liebe ist so eine Sache, ein unentrinnbarer Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie hat tausend Gesichter, und damit kann Dietmar Grieser in seinem neuen Buch auch absolut Geschichten aller Art erzählen: Da gibt es die „schönen“ Variationen – von Mutterliebe über Liebe, die alle Konventionen sprengt, zur Kindesliebe, erster Liebe, letzter Liebe, zu Liebe auf den ersten Blick (wer hätte gedacht, daß hier Agatha Christie und ihr um 14 Jahre jüngerer Archäologen-Gatte Max Mallowan als Beispiel dienen).
Da kann es bei der Haßliebe (August Strindberg natürlich) schon problematisch werden, und die Männerliebe (Benjamin Britten) hatte es anno dazumal nicht leicht. Die Selbstliebe eines Silvio Berlusconi ist eine gute Idee, die verbotene Liebe (Richard Gerstl brachte sich wegen seiner Liebe zur verheirateten Mathilde Schönberg um) mag tödlich ausgehen.
Grieser ist viel eingefallen – die Menschenliebe und die Tierliebe, der Liebeskult und die Hingabe von „dienendem Personal“. Logischerweise sind seine Protagonisten ein wahrer Promi-Reigen, aber man liest ja gerne von Kaiserinnen und Dichtern, von Politikern, Künstlern und besonderen Menschen überhaupt.
Und am Ende dankt Grieser den Lesern, die ihn seit Jahrzehnten (genau seit 45 Jahren, das halbe Jahrhundert kriegen wir auch noch voll!) begleiten (auch im Wortsinn, als treue Fans) und die er seit Jahrzehnten nicht im Stich läßt, wenn sie wieder einmal Kulturgeschichtliches und Biographisches auf seine unverwechselbare, im besten Sinn unschwierige Art aufbereitet bekommen wollen…
 
So, wie Grieser schon in seinen letzten Büchern auch immer wieder einmal „persönlich“ geworden ist (irgendwann muß er doch seine Memoiren schreiben, die Background-Geschichte der Recherche so vieler seiner Stories), so erzählt er auch hier wieder Privates, in diesem Fall von seiner Beziehung zu seiner Mutter, was übrigens gar keine triefend-sentimentale Sache wird. Wenn man einer von drei Söhnen ist, muß man nicht der Liebling sein, und er war es nicht. Sein früher „Abgang“ nach Wien hat sie auch räumlich getrennt, aber am Ende war die Mutter dann doch sehr stolz auf ihn: „Sie kennen doch meinen jüngsten Sohn? Er ist Schriftsteller. Und er ist aus Wien.“
Womit Grieser – wie etwa Heltau oder Robert Meyer – zu jenen Ehren-Wienern zählt, die besser sind als die Originale, mögen sie auch zufällig woanders geboren sein…
Daß der geeichte Grieser-Leser in diesem Buch erneut eine Menge wiedererkennt – das wird am Ende auch offen zugegeben. Er hat seine früheren Werke um rund ein Dutzend Geschichten geplündert, aber sie passen so gut in den Zusammenhang, daß man es nicht übel nimmt. Steht ja auch genug Neues in dem Buch.
 
Renate Wagner
 
Dietmar Grieser – „Was bleibt, ist die Liebe“
Von Beethovens Mutter bis Kafkas Braut
2018 Amalthea Verlag, 270 Seiten, mit zahlr. Abb - ISBN-13: 978-3-99050-136-8
25,- €
 
Weitere Informationen:  https://amalthea.at/