Zärtliche Betrachtung schöner Frauen

Gerd Rattei – „Aktfotografie 1968 – 2015“

von Frank Becker

Titelfoto: Anke © Gerd Rattei
Der Schönheit eine Gasse!
 
Zärtliche Betrachtung schöner Frauen
 
„Derjenige, so zuerst das Frauenzimmer unter dem Namen
des schönen Geschlechts begriffen hat, kann vielleicht etwas
Schmeichelhaftes haben sagen wollen, aber er hat es besser getroffen,
als er wohl selbst geglaubt haben mag.“
(Immanuel Kant)
 
Dichter besingen seit Menschengedenken die Schönheit der Frauen, Romane werden ihr gewidmet, Philosophen loben sie und wissen warum. Maler lassen sich vom Zauber der Schönheit umfangen und schaffen zeitlose, bisweilen ewige Bilder. Ihnen folgten seit der Erfindung der Daguerrotypie die Fotografen, die recht bald nach den Landschaftsstudien von Barbizon den Blick und die Linse auf den weiblichen Körper richteten, waren sie doch als erste in der Lage, im Akt ein wirkliches Bild des unbekleideten Körpers und seiner individuellen Faszination festzuhalten. Wer wollte sich auch ernsthaft der Erkenntnis widersetzen, daß Frauen nun einmal schöner und interessanter sind als Männer, folglich auch das attraktivere Objekt für das Objektiv des Fotografen.
 
Viele haben seither den Auslöser der Kamera gedrückt, bestrebt vom Willen, den weiblichen Akt ins rechte Bild zu rücken, mit Licht und Schatten, Natur und Interieur zu spielen, um auf ihren Bildern festzuhalten, was sie an der Schönheit ihres Modells inspiriert hat. In der DDR entwickelte sich früh, verstärkt ab Mitte der 1960er Jahre - auch als Nische persönlicher Freiheit und inspiriert von der sich durchsetzenden, staatlich geduldeten FKK-Bewegung - eine Szene, in der Berufsfotografen, aber auch Autodidakten begannen, Beachtliches auf dem Gebiet der ästhetischen Aktfotografie zu leisten. Der Cottbusser Gerd Rattei, Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, gehört zu den Pionieren dieses Genres in der DDR, das vom Publikum teils auch wegen seines unpolitischen Charakters geschätzt und anerkannt wurde und das sich über begehrte Zeitschriften wie „Das Magazin“ oder die Foto-Zeitschriften „FOTOGRAFIE“ und „Fotokino magazin“ rasch ausbreitete. Für viele junge Frauen war es erstrebenswert, von einem der bekannten Fotografen – und Gerd Rattei war ein solcher – fotografiert zu werden und ihr Bild in den genannten Magazinen veröffentlicht zu sehen.
Anders als in der benachbarten Bundesrepublik, in der Aktfotografie schnell kommerzialisiert war und ihre Unschuld verlor, blieb dieser Teil der Fotografie in der DDR bis zur Wende 1989 tatsächlich im wesentlichen die eine gewisse Unschuld ausstrahlende zärtliche Betrachtung schöner Frauen, bei der Gerd Rattei Vortreffliches geschaffen hat.


Foto © Gerd Rattei

Seit den frühen 60er Jahren hat er bis heute, also mehr als 50 Jahre, mit Poesie und mit Humor, mit liebevollem, aber durchaus auch schwelgerischem Blick, vor allem aber mit großem Respekt schöne Frauen, kesse Mädchen und blutvolle Weiblichkeit im Foto festgehalten. Gerd Ratteis fotografische Tableaus, seine mal spielerisch wirkenden, mal romantisch inszenierten, sanft erotischen und stets ästhetischen  Bilder sind eine Verneigung vor der Schönheit, eine Hommage an jedes einzelne der in jugendlicher Frische funkelnden oder im sanften Schimmer der Reife leuchtenden Modelle.
In einigen themenbezogenen Anthologien der letzten Jahre über die DDR-Aktfotografie hat Gerd Ratteis Werk bereits zu Recht lobend Erwähnung gefunden. Da wurde es Zeit, ihm ein eigenes Buch zu widmen, was der Verlag Bild & Heimat mit dem Band, den Sie jetzt in Händen halten, in sorgfältiger Auswahl aus 50 Jahren und in schöner Form getan hat. Es sind Fotografien, die von ihrem natürlichen Charme und ihrem subtil erotischen Reiz bis auf den Tag nichts eingebüßt haben. Viel Vergnügen bei der zärtlichen Betrachtung schöner Frauen!
 
Der Bildband, der unser Buch der Woche ist und unsere Auszeichnung, den Musenkuß bekommt, ist ab heute im Buchhandel erhältlich. In der kommenden Woche zeigen wir Ihnen täglich eines der zauberhaften Bilder.

Gerd Rattei – „Aktfotografie 1968 – 2015“
© 2018 Verlag Bild und Heimat, 80 Seiten, 21 x 26 cm, gebunden – ISBN:  9783959581639
9,99 €
Weitere Informationen:  https://www.bild-und-heimat.de/