Stilleben. Eigensinn der Dinge
Kunst Haus Wien
13.09.2018 bis 17.02.2019
Die groß angelegte Themenausstellung «Stilleben. Eigensinn der Dinge» stellt ein Genre in den Mittelpunkt, das derzeit in der zeitgenössischen Kunst neu aufgegriffen und diskutiert wird: das Stilleben. Bei dieser Wiederannäherung geht es weniger um eine nostalgische Referenz an ein verschwunden geglaubtes Genre. Ganz im Gegenteil hinterfragen Künstlerinnen und Künstler aktuell in der Fotografie das Stilleben radikal als Ausdrucksmöglichkeit. Es geht darum, herrschende Bildkonventionen zu stören und aus vordergründig antiquierten Stilen und Praktiken heraus eine klar umrissene künstlerische Alternative zu entwickeln - sowohl was den Raum der Dinge als auch den Raum der Bilder und den Raum der Fotografie betrifft.
Die Künstler der Ausstellung knüpfen mit ihren Arbeiten oft an spezifische Bildtraditionen an, die einerseits in der Geschichte der Malerei, andererseits in der Geschichte der modernen Fotografie zu finden sind. Harun Farocki beispielsweise beschäftigt sich in Stilleben (1997) mit den Funktionen des historischen Stillebens und Parallelen zur gegenwärtigen Werbe- und Produktfotografie, Tacita Dean bezieht sich in «Still Life» (2009) auf die Kompositionsprinzipien eines sachlich-bildnerischen Stils und dessen Fundierung in der Malerei. Wie schon im historischen Stilleben fußen auch die neuen Bilder auf einem Materialfundus, der Zeitgenossenschaft anzeigt. Anders als in der niederländischen Tradition aber sind es heute nicht mehr Handelsbeziehungen, die sich über kostbare und exotische Güter vermitteln, sondern die globalen Märkte mit Verweis auf den Massenkonsum demokratisierter oder elitärer Konsumwelten (Anette Kelm, Moyra Davey).
In einigen Bildern sind Dinge als «Spur» zu sehen, die Rückschlüsse auf das reale Leben ihrer Besitzer oder der Fotografen zulassen. In anderen Konzepten geraten die Dinge durch streng formalisierte Sichten zu eigenen ästhetischen Zeichen, die auf nichts als auf sich selbst zu verweisen scheinen. Gleichzeitig stellt sich – in einem Moment, in dem unsere Bildkulturen im Umbruch sind und fotografische Bilder die Sprache zu ersetzen beginnen – die Frage, ob die «neuen Stilleben» als Gegenraum zu den schnellebigen Bildwelten unserer digitalen Gegenwart verstanden werden können. Mit dem Stilleben verlangsamt sich das Sehen: Bildräume gelangen zu einer Präsenz, die sich der Flüchtigkeit der ständig wechselnden Bilder entgegenstellt.
Die in der Ausstellung vertretenen Arbeiten verweisen auf die oft zufällige und sich wandelnde Erscheinung der Dinge und auf die Offenheit ihrer Interpretierbarkeit. Damit widersetzen sich die Arbeiten dem Konzept einer völligen Beherrschung des Bildes – oder gar einer Beherrschung von Information.
Künstler: Ketuta Alexi-Meskhishvili (GE), Dirk Braeckman (BE), Moyra Davey (CAN), Tacita Dean (GB), Gerald Domenig (AT), Harun Farocki (DE), Hans-Peter Feldmann (DE), Manuel Gorkiewicz (AT), Jan Groover (US), Matthias Herrmann ( DE), David Hockney (GB), Leo Kandl (AT), Annette Kelm (DE), Elad Lassry (I L), Zoe Leonard (US), Laura Letinsky (CA), Sharon Lockhart (US), Anja Manfredi (AT), Barbara Probst (DE), Ugo Rondinone (CH), Lucie Stahl (DE), Andrzej Steinbach (DE/PL), Ingeborg Strobl (AT), James Welling (US), Christopher Williams (US), Andrea Witzmann (AT)
Stilleben. Eigensinn der Dinge Kuratorin: Maren Lübbke-Tidow
Kunst Haus Wien
13. September 2018 bis 17. Februar 2019 Eröffnung: Mittwoch, 12. September 2018 Untere Weißgerberstraße 13 - A-1030 Wien
Tel. 0043 (0)1 71204-91 Öffnungszeiten täglich von 10 - 18 Uhr
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