Eine literarische Speisenfolge

Vom Knödel wollen wir singen - Kulinarische Gedichte

von Frank Becker

Cover: Michael Sowa
Eine literarische Speisenfolge
 
Kulinarische Lyrik
von der Crème deutscher Dichter
 
 
„Kein Alkohol ist auch keine Lösung.“
Sissi Perlinger
 
Gedichte, die Appetit machen? Lust auf Essen & Trinken? Lust auf Sprache & Spiel?“
Mit dieser Einladung bittet der Antje Kunstmann Verlag in seinem einzigartigen Kompendium kulinarischer Lyrik zum literarischen Gaumenvergnügen. Christian Maintz, selber mit drei Stücken grotesker Dichtung vertreten, hat eine Anthologie zusammengestellt, die komische Gedichte von und für Gourmets und Gourmands aus rund 180 Jahren vorträgt, ein Schlemmerfest für Leser und Lächler, für Freunde erlesener Genüsse aus Küche und Keller.

Da fehlt es an nichts und niemandem, denn all diese Dichter bitten zu Tisch: Berthold Bell, Gottfried Benn, F.W. Bernstein, Otto Julius Bierbaum, Simon Borowiak, Nor Bossong, Bastian Böttcher, Claudia Bräutigam, Bertolt Brecht, Hermann Broch, Wilhelm Busch, Matthias Claudius, Heinrich Detering, Alex Dreppec, Wiglaf Droste, Fritz Eckenga, Günther Eich, Hans Magnus Enzensberger, Heinz Erhardt, Theodor Fontane, Peter Gan, Robert Gernhardt, Max Goldt, Thomas Gsella, Ulla Hahn, Ferdinand Hardekopf, Ludwig Harig, Harald Hartung, Heinrich Heine, Max Hermann-Neisse, Friedrich Hollaender, Gunnar Homann, Steffen Jacobs, Otto Jägersberg, Ernst Jandl, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Robert Koall, Barbara Köhler, Helmut Krausser, Michael Krüger, Katja Lange-Müller, Hans Leip, Dagmar Leupold, Alfred Lichtenstein, Christian Meintz, Manke, Christian Morgenstern, Peter P. Neuhaus, Hellmuth Opitz, Dirk von Petersdorff, Bernd Pfarr, Matthias Politycki, Rainer Maria Rilke, Joachim Ringelnatz, Hendrik Rost, Eugen Roth, Peter Rühmkorf, Àxel Sanjosé, Phillip Sass, Paul Scheerbart, Sabine Scho, Kurt Schwitters, Ludwig Thoma, Marco Tschirpke, Jan Wagner, Robert Walser, Frank Wedekind, Ror Wolf, Carl Zuckmayer.
 
Sie singen in Balladen, Sonetten, Alexandrinern und Knüttelversen vom Knödel, preisen Müsli und Pflaumen, Kartoffeln und Lauch, Fisch und Fleisch. Da besingt Heinrich Heine Mutters Küche (wer von uns täte das nicht), warnt Berthold Bell vor der Wurst des Verderbens, schildert Max Hermann-Neisse eine Fressorgie, ergibt sich Paul Scheerbart dem Suff, schwärmt Ror Wolf von Wellfleisch, Wachteln, Wuchteln. Andere schwören auf die Heilkräfte der Küchenerzeugnisse, so Wiglaf Droste auf die Suppe und Max Goldt auf den Senf als Allheilmittel, obwohl er ja eigentlich den Crémant in allen Lebenslagen liebt. Manchmal kommt es gar nicht erst zum geplanten Genuß des Bratens wie bei Fritz Eckengas „Der Wein war ein Gedicht“, mal träumt einer von einem Glas Bier (Robert Walser) oder es wird dringend abgeraten, so in Thomas Gsellas Fluch gegen das Frühstücksei.
 
Das Buch hat wie eine gute Speisekarte jedwedem Geschmack etwas zu bieten. Erschlossen durch Autoren- und Quellenverzeichnis, Kurzportraits der Dichter und Verzeichnis der Gedichttitel und –anfänge macht es in der Tat Appetit – nicht nur auf das Geschilderte, sonderen auch darauf, die Literatur nach einem guten Essen und bei einem schönen Glas nach weiteren Belegen zu durchforsten. Köstlich. Eine Empfehlung der Musenblätter.

„Frau Magenbitter haut’s vom Stuhl, Herr Doornkaat liegt daneben,
eifrig bemüht sich Pommery, versucht sie aufzuheben…“
(Simon Borowiak)
Vom Knödel wollen wir singen
Kulinarische Gedichte - Herausgegeben von Christian Maintz
© 2018 Verlag Antje Kunstmann, 224 Seiten, gebunden, Schutzumschlag von Michael Sowa - ISBN: 978-3-95614-256-7
16,- € (D)
Weitere Informationen: www.kunstmann.de