„Symphonic Jazz“ packte das Remscheider Publikum

Wolf Kerschek brachte Bergische Symphoniker und Jazz-Solisten zusammen

von Daniel Diekhans

Wolf Kerschek - Foto: Phina Music
„Symphonic Jazz“
packte das Remscheider Publikum
 
Der Komponist Wolf Kerschek brachte
Bergische Symphoniker und Jazz-Solisten zusammen
 
Wenn Klassik und Jazz miteinander verschmelzen, spricht Wolf Kerschek von „Symphonic Jazz“. Mit diesem Stilmix möchte Kerschek – Komponist, Dirigent und Professor an der Hamburger Musikhochschule – klassische Orchester und Jazzmusiker auf Augenhöhe zusammenbringen.
Der Auftritt mit den Bergischen Symphonikern war Kerschek eine Ehre – und eine Freude. Am Dirigentenpult swingte er entspannt mit und lobte zwischen den Stücken das Orchester und dessen „unglaublichen Ruf“. Seine gute Laune übertrug sich auf den ganzen Saal. Auf der Bühne sah man strahlende Gesichter, und die Zuhörer sparten nicht mit Beifall, „Wow“ und „Bravo“ für Symphoniker und Jazzer.
Denn Kerschek hatte nach Remscheid eine neunköpfige Band mitgenommen. Dazu gehörten erstklassige Musiker wie der Saxophonist Frank Delle von der NDR Big Band. Auch die Rhythmusgruppe war hochkarätig besetzt – unter anderem mit dem Echo Jazz-Gewinner Florian Weber am Klavier. Als der Sänger Ken Norris das Symphonic Jazz-Ensemble vervollständigte, wurde es sogar noch schöner.
 
Zum Auftakt aber errichteten Streicher und Bläser massive Klangwände, die als Hintergrund für zündende Soli dienen konnten. Besonders Delle tat sich hervor. Bei seinen Ausflügen in die Improvisation barst sein Tenorsaxophon fast vor Energie. Meisterhaft gestaltete Delles Bigband-Kollege Fiete Felsch ein Stück, das Kerscheks Faible für Brasilianisches verriet. Von Solo zu Solo wechselte er die Instrumentenfarbe – vom heiseren Timbre des Altsaxophons hin zu den einschmeichelnd weichen Tönen diverser Flöten. Vor der Pause verließ Pianist Weber die Rolle des Begleiters. Befeuert von den Schlagzeugern Samuel Wootton und Morten Lund, die mit den rhythmischen Akzenten jonglierten, steigerte sich Weber in eine virtuose Ekstase hinein.
Es folgten die „Symphonic Songs“ - so nannte Dirigent Kerschek einen in dieser Zusammenstellung noch nie gehörten Liederzyklus, zu dem Ken Norris Stimme und Texte beisteuerte. Er begann mit einer fast gehauchten Ballade, die von Waldhörnern, Harfe und dem Pizzicato der Geigen getragen wurde. Der in Deutschland lebende Amerikaner spielte nicht nur mit den Unterschieden zwischen verstärktem und unverstärktem Gesang, sondern auch mit den Sprachen. Auf Portugiesisch sang er die Melodie, die Kerschek 2016 für die ARD-Ausstrahlung der Olympischen Spiele aus Rio komponiert hatte.
 
Das Beste kam natürlich wie immer zum Schluß. „Untold Fairytales“ wirkte mit seinen fein gesponnenen Orchesterpartien wie eine Suite in Miniaturform. Als Norris sich in ein großes Scat-Solo versenkte, übertraf er sich selbst. Nach dieser Leistung hielt es niemanden im Saal mehr auf seinen Sitzen, und der Jubel wollte schier kein Ende nehmen.
 
Weitere Informationen unter:  www.bergischesymphoniker.de  und www.teo-otto-theater.de
 
Daniel Diekhans